Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle, vor sich und vor das Volck Jsrael gebeichtet, wie es denn heis-set: Und er soll eine Aussühnung thun vor sich und vor sein Haus, und vor das gantze Jsrael, welches diesen Verstand hat, daß er erstlich seine Sünden, hernach des Volcks Jsraels Sün- den bekennet. Hier düncket mich sey ein gar grosser Unter- scheid unter der damahligen so genannten Beichte/ und un- sern heutigen Beicht-Stühlen anzutreffen. Calvoer brin- get das Zeugnüß Maimonidis bey/ und fähret so dann fer- ner fort: Die Theologi pflegen hieraus zu schliessen, daß man bereits im alten Testament denen Priestern gebeichtet, vornehmlich aber bey denen Sühn-Opfern. Sie ziehen auch dasjenige hieher, was David gegen den Nathan und die Juden vor Johanne gethan b). Jch finde aber bey diesen Jü- dischen ceremonien nichts/ das unserer heutigen Beichte zur defension dienete. Diese Opfer wurden aus besonderm göttlichen Befehl verrichtet/ hatten ein gantz anderes Vor- bild in sich/ oder gehörten nur zu denen ceremonien Denn der gelehrte Spencer urtheilet gar wohl/ wenn er saget c): Weil GOtt mit einem hartnäckigten/ rohen und halb heyd- nischen Volck zu thun gehabt/ so wäre es nöthig gewesen/ solches mit ceremonialischen Gesetzen im Zaum zu halten. Jch finde über dieses nirgendswo in dem alten Testament/ daß b) Dessen aber- mahlige Wor- te.Cit. l. Colligere inde solent Theologi, etiam sub Veteri foedere, confessionem sacerdotibus, inprimis ad sacrificia propitiatoria fa- ctam, quo & trahunt illud, quod David transegit coram Nathane, & ludaei coram Iohanne: conf. Idem cit. l. cap. 10. Von dem Ex- empel Davids habe bereits meine Meinung p. 134. entdecket, und von Iohanne werde bald ausführlich reden. c) Spencer de Leg. Ehraeor. ritual. in proleg. Cum enim Deo jam res es-
set cum praefracto, rudi & semi pagano populo, par erat, vt legi- bus hisce ritualibus, solum ton exo anthropon exercentibus, gen- tem tam rudem ad obsequium erudiret, & jugum imponeret, ad indomitam illius juuencae ferociam frangendam, aptum & accom- modatum. add. ejusd. Diss. VII. de hirco emissar. a) Matth. I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, vor ſich und vor das Volck Jſrael gebeichtet, wie es denn heiſ-ſet: Und er ſoll eine Auſſuͤhnung thun vor ſich und vor ſein Haus, und vor das gantze Jſrael, welches dieſen Verſtand hat, daß er erſtlich ſeine Suͤnden, hernach des Volcks Jſraels Suͤn- den bekennet. Hier duͤncket mich ſey ein gar groſſer Unter- ſcheid unter der damahligen ſo genannten Beichte/ und un- ſern heutigen Beicht-Stuͤhlen anzutreffen. Calvœr brin- get das Zeugnuͤß Maimonidis bey/ und faͤhret ſo dann fer- ner fort: Die Theologi pflegen hieraus zu ſchlieſſen, daß man bereits im alten Teſtament denen Prieſtern gebeichtet, vornehmlich aber bey denen Suͤhn-Opfern. Sie ziehen auch dasjenige hieher, was David gegen den Nathan und die Juden vor Johanne gethan b). Jch finde aber bey dieſen Juͤ- diſchen ceremonien nichts/ das unſerer heutigen Beichte zur defenſion dienete. Dieſe Opfer wurden aus beſonderm goͤttlichen Befehl verrichtet/ hatten ein gantz anderes Vor- bild in ſich/ oder gehoͤrten nur zu denen ceremonien Denn der gelehrte Spencer urtheilet gar wohl/ wenn er ſaget c): Weil GOtt mit einem hartnaͤckigten/ rohen und halb heyd- niſchen Volck zu thun gehabt/ ſo waͤre es noͤthig geweſen/ ſolches mit ceremonialiſchen Geſetzen im Zaum zu halten. Jch finde uͤber dieſes nirgendswo in dem alten Teſtament/ daß b) Deſſen aber- mahlige Wor- te.Cit. l. Colligere inde ſolent Theologi, etiam ſub Veteri fœdere, confeſſionem ſacerdotibus, inprimis ad ſacrificia propitiatoria fa- ctam, quo & trahunt illud, quod David transegit coram Nathane, & ludæi coram Iohanne: conf. Idem cit. l. cap. 10. Von dem Ex- empel Davids habe bereits meine Meinung p. 134. entdecket, und von Iohanne werde bald ausfuͤhrlich reden. c) Spencer de Leg. Ehræor. ritual. in proleg. Cum enim Deo jam res eſ-
ſet cum præfracto, rudi & ſemi pagano populo, par erat, vt legi- bus hiſce ritualibus, ſolum τὸν ἕξω ἄνϑρωπον exercentibus, gen- tem tam rudem ad obſequium erudiret, & jugum imponeret, ad indomitam illius juuencæ ferociam frangendam, aptum & accom- modatum. add. ejusd. Diſſ. VII. de hirco emiſſar. a) Matth. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0157" n="138"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">vor ſich und vor das Volck Jſrael gebeichtet, wie es denn heiſ-<lb/> ſet: Und er ſoll eine Auſſuͤhnung thun vor ſich und vor ſein<lb/> Haus, und vor das gantze Jſrael, welches dieſen Verſtand hat,<lb/> daß er erſtlich ſeine Suͤnden, hernach des Volcks Jſraels Suͤn-<lb/> den bekennet.</hi> Hier duͤncket mich ſey ein gar groſſer Unter-<lb/> ſcheid unter der damahligen ſo genannten Beichte/ und un-<lb/> ſern heutigen Beicht-Stuͤhlen anzutreffen. <hi rendition="#aq">Calvœr</hi> brin-<lb/> get das Zeugnuͤß <hi rendition="#aq">Maimonidis</hi> bey/ und faͤhret ſo dann fer-<lb/> ner fort: <hi rendition="#fr">Die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologi</hi></hi> <hi rendition="#fr">pflegen hieraus zu ſchlieſſen, daß man<lb/> bereits im alten Teſtament denen Prieſtern gebeichtet,<lb/> vornehmlich aber bey denen Suͤhn-Opfern. Sie ziehen<lb/> auch dasjenige hieher, was David gegen den Nathan und die<lb/> Juden vor Johanne gethan</hi> <note place="foot" n="b)"><note place="left">Deſſen aber-<lb/> mahlige Wor-<lb/> te.</note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cit. l.</hi> Colligere inde ſolent Theologi, etiam ſub Veteri fœdere,<lb/> confeſſionem ſacerdotibus, inprimis ad ſacrificia propitiatoria fa-<lb/> ctam, quo & trahunt illud, quod David transegit coram Nathane,<lb/> & ludæi coram Iohanne: conf. Idem <hi rendition="#i">cit. l. cap. 10.</hi></hi> Von dem Ex-<lb/> empel Davids habe bereits meine Meinung <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">p.</hi> 134.</hi> entdecket, und<lb/> von <hi rendition="#aq">Iohanne</hi> werde bald ausfuͤhrlich reden.</note>. Jch finde aber bey dieſen Juͤ-<lb/> diſchen <hi rendition="#aq">ceremoni</hi>en nichts/ das unſerer heutigen Beichte<lb/> zur <hi rendition="#aq">defenſion</hi> dienete. Dieſe Opfer wurden aus <hi rendition="#fr">beſonderm<lb/> goͤttlichen Befehl</hi> verrichtet/ hatten ein gantz anderes Vor-<lb/> bild in ſich/ oder gehoͤrten nur zu denen <hi rendition="#aq">ceremoni</hi>en Denn<lb/> der gelehrte <hi rendition="#aq">Spencer</hi> urtheilet gar wohl/ wenn er ſaget <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">Spencer <hi rendition="#i">de Leg. Ehræor. ritual. in proleg.</hi> Cum enim Deo jam res eſ-<lb/> ſet cum præfracto, rudi & ſemi pagano populo, par erat, vt legi-<lb/> bus hiſce ritualibus, ſolum</hi> τὸν ἕξω ἄνϑρωπον <hi rendition="#aq">exercentibus, gen-<lb/> tem tam rudem ad obſequium erudiret, & jugum imponeret, ad<lb/> indomitam illius juuencæ ferociam frangendam, aptum & accom-<lb/> modatum. <hi rendition="#i">add.</hi> ejusd. <hi rendition="#i">Diſſ. VII. de hirco emiſſar.</hi></hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a) <hi rendition="#i">Matth.</hi></hi></fw></note>:<lb/> Weil GOtt mit einem hartnaͤckigten/ rohen und halb heyd-<lb/> niſchen Volck zu thun gehabt/ ſo waͤre es noͤthig geweſen/<lb/> ſolches mit <hi rendition="#aq">ceremoniali</hi>ſchen Geſetzen im Zaum zu halten.<lb/> Jch finde uͤber dieſes nirgendswo in dem alten Teſtament/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0157]
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ſet: Und er ſoll eine Auſſuͤhnung thun vor ſich und vor ſein
Haus, und vor das gantze Jſrael, welches dieſen Verſtand hat,
daß er erſtlich ſeine Suͤnden, hernach des Volcks Jſraels Suͤn-
den bekennet. Hier duͤncket mich ſey ein gar groſſer Unter-
ſcheid unter der damahligen ſo genannten Beichte/ und un-
ſern heutigen Beicht-Stuͤhlen anzutreffen. Calvœr brin-
get das Zeugnuͤß Maimonidis bey/ und faͤhret ſo dann fer-
ner fort: Die Theologi pflegen hieraus zu ſchlieſſen, daß man
bereits im alten Teſtament denen Prieſtern gebeichtet,
vornehmlich aber bey denen Suͤhn-Opfern. Sie ziehen
auch dasjenige hieher, was David gegen den Nathan und die
Juden vor Johanne gethan b). Jch finde aber bey dieſen Juͤ-
diſchen ceremonien nichts/ das unſerer heutigen Beichte
zur defenſion dienete. Dieſe Opfer wurden aus beſonderm
goͤttlichen Befehl verrichtet/ hatten ein gantz anderes Vor-
bild in ſich/ oder gehoͤrten nur zu denen ceremonien Denn
der gelehrte Spencer urtheilet gar wohl/ wenn er ſaget c):
Weil GOtt mit einem hartnaͤckigten/ rohen und halb heyd-
niſchen Volck zu thun gehabt/ ſo waͤre es noͤthig geweſen/
ſolches mit ceremonialiſchen Geſetzen im Zaum zu halten.
Jch finde uͤber dieſes nirgendswo in dem alten Teſtament/
daß
b) Cit. l. Colligere inde ſolent Theologi, etiam ſub Veteri fœdere,
confeſſionem ſacerdotibus, inprimis ad ſacrificia propitiatoria fa-
ctam, quo & trahunt illud, quod David transegit coram Nathane,
& ludæi coram Iohanne: conf. Idem cit. l. cap. 10. Von dem Ex-
empel Davids habe bereits meine Meinung p. 134. entdecket, und
von Iohanne werde bald ausfuͤhrlich reden.
c) Spencer de Leg. Ehræor. ritual. in proleg. Cum enim Deo jam res eſ-
ſet cum præfracto, rudi & ſemi pagano populo, par erat, vt legi-
bus hiſce ritualibus, ſolum τὸν ἕξω ἄνϑρωπον exercentibus, gen-
tem tam rudem ad obſequium erudiret, & jugum imponeret, ad
indomitam illius juuencæ ferociam frangendam, aptum & accom-
modatum. add. ejusd. Diſſ. VII. de hirco emiſſar.
a) Matth.
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