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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. I. Cap. Von Erwehlung
verbleiben/ solten sie sich nicht selbst absolviren können? Wenn
die gemeine Lehre zusammen hängen soll/ so muß man die-
ses sagen/ sonst wird man diesen Zweiffel nicht heben können.

Einschrän-
ckung der
Erwählung
eines BeichtVaters.
§. IV.

Die Wahl aber eines Beicht-Vaters ist an
vielen Orten dergestalt eingeschrencket/ daß man solche kaum
eine Wahl nennen kan. Gemeiniglich haben die Rechte
und Verordnungen es schon ausgemacht/ wen der oder je-
ner zum Zum Beicht-Vater haben soll. Wo nicht mehr
als ein Geistlicher an einem Ort/ so muß man sich desselben
bedienen. Jch will die Verordnung des Tridentinischen
Concilii vor andern anführen a): Die heilige Versammlung

befiehlet
a) Verordnung
derer Concili-
en, und Prote-
stanti
scher Ge-
brauch.
Concil. Trident. sess. 24. de reform. cap. 13. Mandat sancta synodus
Episcopis, pro tutiori animarum eis commissarum salute, vt di-
stincto populo in certas propriasque parochias, vnicuique suum
perpetuum, peculiaremque parochum assignent, qui eas cogno-
scere valeat, & a quo SOLO licite sacramenta suscipiant.
So
hat man in der Kirche alles nach dem bürgerlichen Wesen einge-
richtet. Der Verordnung des Tridentinischen Concilii ist bey-
zusetzen, was c. 12. X. de poenit. & remiss. schon von dem proprio
Parocho
verordnet ist. Man ware aber nach und nach immer
mehr und mehr dahin bemühet, hie und da einen besondern Spren-
gel anzurichten, und so zu sagen einem Geistlichen besondere
territoria anzuweisen. Jn diesen solten sie sich halten, und nicht
weiter ausschweiffen. Man sagte ferner, es wäre ein jeder Prie-
ster durch die ordination seiner Kirchen verlobet und angetraut,
wie man schon vor vielen Zeiten geglaubt. Man hielte es also
vor eine grosse Sünde, wenn man wieder Willen eines andern,
sich in dessen Kirchspiel und die dahin gehörige Sachen einmischen
wolte. Man könte nicht die geringste gültige Handlung wieder eines
andern daselbst Willen verrichten. Ja wollen doch die Protestirende
nicht einmahl zugeben, daß der Priester eines frembden Kirch-
Spiels, wenn er auch verlanget würde, die Betrübten und Elenden
ausser seinem Sprengel besuchen, und sie aus GOttes Wort trösten
dürffe. vid. Fechtius cit. l. Also bestreben sich auch unsere Geist-
liche

II. Abth. I. Cap. Von Erwehlung
verbleiben/ ſolten ſie ſich nicht ſelbſt abſolviren koͤnnen? Wenn
die gemeine Lehre zuſammen haͤngen ſoll/ ſo muß man die-
ſes ſagen/ ſonſt wird man dieſen Zweiffel nicht heben koͤnnen.

Einſchraͤn-
ckung der
Erwaͤhlung
eines BeichtVaters.
§. IV.

Die Wahl aber eines Beicht-Vaters iſt an
vielen Orten dergeſtalt eingeſchrencket/ daß man ſolche kaum
eine Wahl nennen kan. Gemeiniglich haben die Rechte
und Verordnungen es ſchon ausgemacht/ wen der oder je-
ner zum Zum Beicht-Vater haben ſoll. Wo nicht mehr
als ein Geiſtlicher an einem Ort/ ſo muß man ſich deſſelben
bedienen. Jch will die Verordnung des Tridentiniſchen
Concilii vor andern anfuͤhren a): Die heilige Verſammlung

befiehlet
a) Verordnung
derer Concili-
en, und Prote-
ſtanti
ſcher Ge-
brauch.
Concil. Trident. ſeſſ. 24. de reform. cap. 13. Mandat ſancta ſynodus
Epiſcopis, pro tutiori animarum eis commiſſarum ſalute, vt di-
ſtincto populo in certas propriasque parochias, vnicuique ſuum
perpetuum, peculiaremque parochum aſſignent, qui eas cogno-
ſcere valeat, & a quo SOLO licite ſacramenta ſuſcipiant.
So
hat man in der Kirche alles nach dem buͤrgerlichen Weſen einge-
richtet. Der Verordnung des Tridentiniſchen Concilii iſt bey-
zuſetzen, was c. 12. X. de pœnit. & remiſſ. ſchon von dem proprio
Parocho
verordnet iſt. Man ware aber nach und nach immer
mehr und mehr dahin bemuͤhet, hie und da einen beſondern Spren-
gel anzurichten, und ſo zu ſagen einem Geiſtlichen beſondere
territoria anzuweiſen. Jn dieſen ſolten ſie ſich halten, und nicht
weiter ausſchweiffen. Man ſagte ferner, es waͤre ein jeder Prie-
ſter durch die ordination ſeiner Kirchen verlobet und angetraut,
wie man ſchon vor vielen Zeiten geglaubt. Man hielte es alſo
vor eine groſſe Suͤnde, wenn man wieder Willen eines andern,
ſich in deſſen Kirchſpiel und die dahin gehoͤrige Sachen einmiſchen
wolte. Man koͤnte nicht die geringſte guͤltige Handlung wieder eines
andern daſelbſt Willen verrichten. Ja wollen doch die Proteſtirende
nicht einmahl zugeben, daß der Prieſter eines frembden Kirch-
Spiels, wenn er auch verlanget wuͤrde, die Betruͤbten und Elenden
auſſer ſeinem Sprengel beſuchen, und ſie aus GOttes Wort troͤſten
duͤrffe. vid. Fechtius cit. l. Alſo beſtreben ſich auch unſere Geiſt-
liche
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[186/0205] II. Abth. I. Cap. Von Erwehlung verbleiben/ ſolten ſie ſich nicht ſelbſt abſolviren koͤnnen? Wenn die gemeine Lehre zuſammen haͤngen ſoll/ ſo muß man die- ſes ſagen/ ſonſt wird man dieſen Zweiffel nicht heben koͤnnen. §. IV. Die Wahl aber eines Beicht-Vaters iſt an vielen Orten dergeſtalt eingeſchrencket/ daß man ſolche kaum eine Wahl nennen kan. Gemeiniglich haben die Rechte und Verordnungen es ſchon ausgemacht/ wen der oder je- ner zum Zum Beicht-Vater haben ſoll. Wo nicht mehr als ein Geiſtlicher an einem Ort/ ſo muß man ſich deſſelben bedienen. Jch will die Verordnung des Tridentiniſchen Concilii vor andern anfuͤhren a): Die heilige Verſammlung befiehlet a) Concil. Trident. ſeſſ. 24. de reform. cap. 13. Mandat ſancta ſynodus Epiſcopis, pro tutiori animarum eis commiſſarum ſalute, vt di- ſtincto populo in certas propriasque parochias, vnicuique ſuum perpetuum, peculiaremque parochum aſſignent, qui eas cogno- ſcere valeat, & a quo SOLO licite ſacramenta ſuſcipiant. So hat man in der Kirche alles nach dem buͤrgerlichen Weſen einge- richtet. Der Verordnung des Tridentiniſchen Concilii iſt bey- zuſetzen, was c. 12. X. de pœnit. & remiſſ. ſchon von dem proprio Parocho verordnet iſt. Man ware aber nach und nach immer mehr und mehr dahin bemuͤhet, hie und da einen beſondern Spren- gel anzurichten, und ſo zu ſagen einem Geiſtlichen beſondere territoria anzuweiſen. Jn dieſen ſolten ſie ſich halten, und nicht weiter ausſchweiffen. Man ſagte ferner, es waͤre ein jeder Prie- ſter durch die ordination ſeiner Kirchen verlobet und angetraut, wie man ſchon vor vielen Zeiten geglaubt. Man hielte es alſo vor eine groſſe Suͤnde, wenn man wieder Willen eines andern, ſich in deſſen Kirchſpiel und die dahin gehoͤrige Sachen einmiſchen wolte. Man koͤnte nicht die geringſte guͤltige Handlung wieder eines andern daſelbſt Willen verrichten. Ja wollen doch die Proteſtirende nicht einmahl zugeben, daß der Prieſter eines frembden Kirch- Spiels, wenn er auch verlanget wuͤrde, die Betruͤbten und Elenden auſſer ſeinem Sprengel beſuchen, und ſie aus GOttes Wort troͤſten duͤrffe. vid. Fechtius cit. l. Alſo beſtreben ſich auch unſere Geiſt- liche

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/205>, abgerufen am 22.11.2024.