Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.man zur Beichte gehen soll. daß die Beichte nicht vor verständige Leute gehöre/ son-dern nur dem gemeinen Volck zum besten diene. Man dürffte die Leute nicht dazu zwingen/ sondern diese Sache müste man frey haben b). Ja Lutherus giebt selbst den Rath/ manchmahl ohne Beichte zu dem Tisch des HErrn zu kommen/ damit man ein desto grösser Vertrauen auf die Barmhertzigkeit GOttes setze. Man dürffte sonst alles der Absolution zuschreiben c). Vornehmlich aber soll von. Jch beruffe mich aber nochmahls auf die Worte des seel. Speners, so bey vorhergehendem Paragrapho not. c) sind ange- führet worden. b) Es wird am besten seyn, wenn ich des seel. Lutheri eigene Wor-Verständige Leute dörffen ohne Beichte zum Abend- mahl gehen. te hieher schreibe. Solche stehen Tom. VII. Jenens. fol. 10. und lauten folgender gestalt: Ob aber der Pfarrer selbst oder Pre- diger, so täglich damit umgehen, ohne Beichte, oder Ver- hör zum Sacrament gehen will, soll ihm hiemit nicht ver- boten seyn, deßgleichen ist auch von andern verständigen Personen zu halten, so sich selbst wohl zu berichten wissen, damit nicht wieder ein neuer Papst-Zwang, oder nöthige Gewohnheit daraus werde, die wir sollen und müssen frey haben: und ich D. Martin selbst ungebeichtet hinzugehe, daß ich mir nicht eine nöthige Gewohnheit mache im Ge- wissen, doch wiederum der Beicht brauche, und nicht ent- behren will; allermeist um der absolution, das ist, GOttes Worts willen. Er fähret an gedachtem Ort fol. 12. ferner fort: Sonderlich soll man denen Leuten in der Predigt ausstrei- chen, doch so ferne, daß es alles frey bleibe, denenjenigen un- verboten, die der absolution brauchen wollen, wiederum dieje- nigen ungezwungen (zuvor wo sie wohl im Glauben und Lehre Christi sind,) so allein GOtt beichten wollen, und das Sacrament darauf nehmen, die soll man nicht weiter zwin- gen, denn es nimmts ein jeder auf sein Gewissen, wie Paulus sagt: Ein Mensch prüfe sich selbst etc. c) Diese Meinung träget er vor in dem Büchlein von der Beicht,Es ist rathsam manchmahl oh- da f f 3
man zur Beichte gehen ſoll. daß die Beichte nicht vor verſtaͤndige Leute gehoͤre/ ſon-dern nur dem gemeinen Volck zum beſten diene. Man duͤrffte die Leute nicht dazu zwingen/ ſondern dieſe Sache muͤſte man frey haben b). Ja Lutherus giebt ſelbſt den Rath/ manchmahl ohne Beichte zu dem Tiſch des HErrn zu kommen/ damit man ein deſto groͤſſer Vertrauen auf die Barmhertzigkeit GOttes ſetze. Man duͤrffte ſonſt alles der Abſolution zuſchreiben c). Vornehmlich aber ſoll von. Jch beruffe mich aber nochmahls auf die Worte des ſeel. Speners, ſo bey vorhergehendem Paragrapho not. c) ſind ange- fuͤhret worden. b) Es wird am beſten ſeyn, wenn ich des ſeel. Lutheri eigene Wor-Verſtaͤndige Leute doͤrffen ohne Beichte zum Abend- mahl gehen. te hieher ſchreibe. Solche ſtehen Tom. VII. Jenenſ. fol. 10. und lauten folgender geſtalt: Ob aber der Pfarrer ſelbſt oder Pre- diger, ſo taͤglich damit umgehen, ohne Beichte, oder Ver- hoͤr zum Sacrament gehen will, ſoll ihm hiemit nicht ver- boten ſeyn, deßgleichen iſt auch von andern verſtaͤndigen Perſonen zu halten, ſo ſich ſelbſt wohl zu berichten wiſſen, damit nicht wieder ein neuer Papſt-Zwang, oder noͤthige Gewohnheit daraus werde, die wir ſollen und muͤſſen frey haben: und ich D. Martin ſelbſt ungebeichtet hinzugehe, daß ich mir nicht eine noͤthige Gewohnheit mache im Ge- wiſſen, doch wiederum der Beicht brauche, und nicht ent- behren will; allermeiſt um der abſolution, das iſt, GOttes Worts willen. Er faͤhret an gedachtem Ort fol. 12. ferner fort: Sonderlich ſoll man denen Leuten in der Predigt ausſtrei- chen, doch ſo ferne, daß es alles frey bleibe, denenjenigen un- verboten, die der abſolution brauchen wollen, wiederum dieje- nigen ungezwungen (zuvor wo ſie wohl im Glauben und Lehre Chriſti ſind,) ſo allein GOtt beichten wollen, und das Sacrament darauf nehmen, die ſoll man nicht weiter zwin- gen, denn es nimmts ein jeder auf ſein Gewiſſen, wie Paulus ſagt: Ein Menſch pruͤfe ſich ſelbſt ꝛc. c) Dieſe Meinung traͤget er vor in dem Buͤchlein von der Beicht,Es iſt rathſam manchmahl oh- da f f 3
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daß die Beichte nicht vor verſtaͤndige Leute gehoͤre/ ſon-
dern nur dem gemeinen Volck zum beſten diene. Man
duͤrffte die Leute nicht dazu zwingen/ ſondern dieſe Sache
muͤſte man frey haben b). Ja Lutherus giebt ſelbſt den
Rath/ manchmahl ohne Beichte zu dem Tiſch des HErrn
zu kommen/ damit man ein deſto groͤſſer Vertrauen auf
die Barmhertzigkeit GOttes ſetze. Man duͤrffte ſonſt
alles der Abſolution zuſchreiben c). Vornehmlich aber
ſoll
(a)
b) Es wird am beſten ſeyn, wenn ich des ſeel. Lutheri eigene Wor-
te hieher ſchreibe. Solche ſtehen Tom. VII. Jenenſ. fol. 10. und
lauten folgender geſtalt: Ob aber der Pfarrer ſelbſt oder Pre-
diger, ſo taͤglich damit umgehen, ohne Beichte, oder Ver-
hoͤr zum Sacrament gehen will, ſoll ihm hiemit nicht ver-
boten ſeyn, deßgleichen iſt auch von andern verſtaͤndigen
Perſonen zu halten, ſo ſich ſelbſt wohl zu berichten wiſſen,
damit nicht wieder ein neuer Papſt-Zwang, oder noͤthige
Gewohnheit daraus werde, die wir ſollen und muͤſſen frey
haben: und ich D. Martin ſelbſt ungebeichtet hinzugehe,
daß ich mir nicht eine noͤthige Gewohnheit mache im Ge-
wiſſen, doch wiederum der Beicht brauche, und nicht ent-
behren will; allermeiſt um der abſolution, das iſt, GOttes
Worts willen. Er faͤhret an gedachtem Ort fol. 12. ferner fort:
Sonderlich ſoll man denen Leuten in der Predigt ausſtrei-
chen, doch ſo ferne, daß es alles frey bleibe, denenjenigen un-
verboten, die der abſolution brauchen wollen, wiederum dieje-
nigen ungezwungen (zuvor wo ſie wohl im Glauben und
Lehre Chriſti ſind,) ſo allein GOtt beichten wollen, und das
Sacrament darauf nehmen, die ſoll man nicht weiter zwin-
gen, denn es nimmts ein jeder auf ſein Gewiſſen, wie Paulus
ſagt: Ein Menſch pruͤfe ſich ſelbſt ꝛc.
c) Dieſe Meinung traͤget er vor in dem Buͤchlein von der Beicht,
da
(a) von. Jch beruffe mich aber nochmahls auf die Worte des ſeel.
Speners, ſo bey vorhergehendem Paragrapho not. c) ſind ange-
fuͤhret worden.
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