Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Beicht-Pfennig. nicht arm gewesen. Seine Worte lauten so b): Es istbillig, daß diejenige Geistlichen von der Kirche besoldet wer- den, welchen keine Güther der Eltern und Anverwandten zu statten kommen. Die aber von denen Güthern der Eltern und ihrem Reichthum leben können, und nehmen daßjenige, was denen Armen gebühret, so begehen sie ein sacrilegium, und essen und trincken durch den Mißbrauch solcher Dinge, sich das Gerichte. Man kan also daraus schliessen/ daß noch vielmehr zur Apostel Zeiten die Kirchen-Güther bloß zum Nutzen der Armen verwendet worden. Es waren aber dazumahl noch keine andere Güther vorhanden/ als was die Gläubigen aus guten Hertzen zusammen legten. Wenn man denen Dienern des Worts etwas davon mitgethei- let/ so ware es keine Besoldung, sondern vielmehr ein All- mosen c). §. VII. b) Hieronymi Worte stehen in c. 6. C. i. q. 2. Clericos illos conue-Welche Geistli- che von der Ge- meinde erneh- ret worden. nit stipendiis sustentari, quibus parentum & propinquorum nul- la suffragantur bona. Qui autem bonis parentum & opibus su- is sustentari possunt, si, quod pauperum est, accipiunt, sacrilegi- um profecto committunt, & per abusum talium, judicium sibi manducant & bibunt. Das Theatrum aber hat sich nachgehends verändert. Es praesentiret sich biß diese Stunde anders. Ohner- achtet die Kirchen-Güther an manchen Orten ziemlich ansehnlich, so bekommen die Armen nur gar ein weniges davon. Ja nicht einmahl alle Arme, sondern nur einige. Wenn man aber die Sache wiederum auf den alten Fuß setzte, so ist es gewiß, daß man dem Armuth an vielen Orten dadurch recht unter die Ar- men greiffen könnte. c) Es würde auch heute zu Tage vielen Kirchen-Dienern wohl anste-Ob die Kirchen- Diener zu be- solden sind. hen, wenn sie aus Liebe gegen die Armen sich ihrer Einkünffte bege- ben. Allein so eine wunderbahre und seltsame Liebe wird man so leicht nicht finden. Die Menschen sind also gesinnt, daß sie vielmehr ihre Sorgen dahin richten, die Güther und Einkünffte zu vermeh- ren, als zu verringern. Es könnte auch solche Liebe von denen wenig- h h 3
Beicht-Pfennig. nicht arm geweſen. Seine Worte lauten ſo b): Es iſtbillig, daß diejenige Geiſtlichen von der Kirche beſoldet wer- den, welchen keine Guͤther der Eltern und Anverwandten zu ſtatten kommen. Die aber von denen Guͤthern der Eltern und ihrem Reichthum leben koͤnnen, und nehmen daßjenige, was denen Armen gebuͤhret, ſo begehen ſie ein ſacrilegium, und eſſen und trincken durch den Mißbrauch ſolcher Dinge, ſich das Gerichte. Man kan alſo daraus ſchlieſſen/ daß noch vielmehr zur Apoſtel Zeiten die Kirchen-Guͤther bloß zum Nutzen der Armen verwendet worden. Es waren aber dazumahl noch keine andere Guͤther vorhanden/ als was die Glaͤubigen aus guten Hertzen zuſammen legten. Wenn man denen Dienern des Worts etwas davon mitgethei- let/ ſo ware es keine Beſoldung, ſondern vielmehr ein All- moſen c). §. VII. b) Hieronymi Worte ſtehen in c. 6. C. i. q. 2. Clericos illos conue-Welche Geiſtli- che von der Ge- meinde erneh- ret worden. nit ſtipendiis ſuſtentari, quibus parentum & propinquorum nul- la ſuffragantur bona. Qui autem bonis parentum & opibus ſu- is ſuſtentari posſunt, ſi, quod pauperum eſt, accipiunt, ſacrilegi- um profecto committunt, & per abuſum talium, judicium ſibi manducant & bibunt. Das Theatrum aber hat ſich nachgehends veraͤndert. Es præſentiret ſich biß dieſe Stunde anders. Ohner- achtet die Kirchen-Guͤther an manchen Orten ziemlich anſehnlich, ſo bekommen die Armen nur gar ein weniges davon. Ja nicht einmahl alle Arme, ſondern nur einige. Wenn man aber die Sache wiederum auf den alten Fuß ſetzte, ſo iſt es gewiß, daß man dem Armuth an vielen Orten dadurch recht unter die Ar- men greiffen koͤnnte. c) Es wuͤrde auch heute zu Tage vielen Kirchen-Dienern wohl anſte-Ob die Kirchen- Diener zu be- ſolden ſind. hen, weñ ſie aus Liebe gegen die Armen ſich ihrer Einkuͤnffte bege- ben. Allein ſo eine wunderbahre und ſeltſame Liebe wird man ſo leicht nicht finden. Die Menſchen ſind alſo geſinnt, daß ſie vielmehr ihre Sorgen dahin richten, die Guͤther und Einkuͤnffte zu vermeh- ren, als zu verringern. Es koͤnnte auch ſolche Liebe von denen wenig- h h 3
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Beicht-Pfennig.
nicht arm geweſen. Seine Worte lauten ſo b): Es iſt
billig, daß diejenige Geiſtlichen von der Kirche beſoldet wer-
den, welchen keine Guͤther der Eltern und Anverwandten zu
ſtatten kommen. Die aber von denen Guͤthern der Eltern
und ihrem Reichthum leben koͤnnen, und nehmen daßjenige,
was denen Armen gebuͤhret, ſo begehen ſie ein ſacrilegium, und
eſſen und trincken durch den Mißbrauch ſolcher Dinge, ſich
das Gerichte. Man kan alſo daraus ſchlieſſen/ daß noch
vielmehr zur Apoſtel Zeiten die Kirchen-Guͤther bloß zum
Nutzen der Armen verwendet worden. Es waren aber
dazumahl noch keine andere Guͤther vorhanden/ als was
die Glaͤubigen aus guten Hertzen zuſammen legten. Wenn
man denen Dienern des Worts etwas davon mitgethei-
let/ ſo ware es keine Beſoldung, ſondern vielmehr ein All-
moſen c).
§. VII.
b) Hieronymi Worte ſtehen in c. 6. C. i. q. 2. Clericos illos conue-
nit ſtipendiis ſuſtentari, quibus parentum & propinquorum nul-
la ſuffragantur bona. Qui autem bonis parentum & opibus ſu-
is ſuſtentari posſunt, ſi, quod pauperum eſt, accipiunt, ſacrilegi-
um profecto committunt, & per abuſum talium, judicium ſibi
manducant & bibunt. Das Theatrum aber hat ſich nachgehends
veraͤndert. Es præſentiret ſich biß dieſe Stunde anders. Ohner-
achtet die Kirchen-Guͤther an manchen Orten ziemlich anſehnlich,
ſo bekommen die Armen nur gar ein weniges davon. Ja nicht
einmahl alle Arme, ſondern nur einige. Wenn man aber die
Sache wiederum auf den alten Fuß ſetzte, ſo iſt es gewiß, daß
man dem Armuth an vielen Orten dadurch recht unter die Ar-
men greiffen koͤnnte.
c) Es wuͤrde auch heute zu Tage vielen Kirchen-Dienern wohl anſte-
hen, weñ ſie aus Liebe gegen die Armen ſich ihrer Einkuͤnffte bege-
ben. Allein ſo eine wunderbahre und ſeltſame Liebe wird man ſo
leicht nicht finden. Die Menſchen ſind alſo geſinnt, daß ſie vielmehr
ihre Sorgen dahin richten, die Guͤther und Einkuͤnffte zu vermeh-
ren, als zu verringern. Es koͤnnte auch ſolche Liebe von denen
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