Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. III. Cap. Von dem Die Gabenwurden zu denen Lie- besmahlengelieffert. §. VII. Diese öffters erwehnte Gaben der Gläubigen nen wenigsten ausgeübet werden. Es ist ja mehr als zu bekannt, daß diejenigen die Theologie erlernen, so arm sind und wenig zu leben haben. Man muß aus diesem Umstand ihnen also zu Hülf- fe kommen, wenn sie am Worte arbeiten. Wäre es aber auch an dem, daß einer und der andere von seinen eigenen Mitteln le- ben könte, so kan man ihn dennoch nicht anhalten, der Besoldung zu renuntieren. Er fordert solche mit allem Recht, wie mit vie- len Gründen der Herr Thomasius in disp. de offic. princip. circa au- gend. salar. & bonor. ministr. eccles. und andere mehr gewiesen. Jch werde in dem folgenden ebenfalls mit mehrern davon reden. a) Wie aus der Schrifft,Paulus redet 1. Cor. XI. 20. seq. von denen Mahlen, die in der Gemeinde zubereitet worden, und tadelt den dabey eingerissenen Mißbrauch. Wenn man aber zusammen kommt, spricht er, so hält man da nicht des HErrn Abendmahl, denn so man das Abendmahl halten solte, nimmt ein jeglicher sein eigenes vorhin, und einer ist hungrich, der ander ist truncken. Habt ihr aber nicht Häuser, da ihr essen und trincken möget? oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und beschämet die, so da nichts haben? b) und denen Pa-
[r]ibus erhellet.Jch ziehe hieher die Worte Justini Martyris. Apol. II. am Ende, da er gedencket, daß man dem Vorsitzenden Brod und einen Be- cher mit Wasser und Wein gegeben. Deinde qui fratribus prae- est, offertur panis & poculum aquae & vini. Hieronymus homil. XXVII. ad 1. Cor. XI. ist noch deutlicher, und gedencket, daß die Christen an gewissen Tägen gemeine Tische zubereitet, die Reichen hätten Speise mit gebracht, und die Armen, so nichts ge- habt, auch dazu beruffen. c) Von II. Abth. III. Cap. Von dem Die Gabenwurden zu denen Lie- besmahlengelieffert. §. VII. Dieſe oͤffters erwehnte Gaben der Glaͤubigen nen wenigſten ausgeuͤbet werden. Es iſt ja mehr als zu bekannt, daß diejenigen die Theologie erlernen, ſo arm ſind und wenig zu leben haben. Man muß aus dieſem Umſtand ihnen alſo zu Huͤlf- fe kommen, wenn ſie am Worte arbeiten. Waͤre es aber auch an dem, daß einer und der andere von ſeinen eigenen Mitteln le- ben koͤnte, ſo kan man ihn dennoch nicht anhalten, der Beſoldung zu renuntieren. Er fordert ſolche mit allem Recht, wie mit vie- len Gruͤnden der Herr Thomaſius in diſp. de offic. princip. circa au- gend. ſalar. & bonor. miniſtr. eccleſ. und andere mehr gewieſen. Jch werde in dem folgenden ebenfalls mit mehrern davon reden. a) Wie aus der Schrifft,Paulus redet 1. Cor. XI. 20. ſeq. von denen Mahlen, die in der Gemeinde zubereitet worden, und tadelt den dabey eingeriſſenen Mißbrauch. Wenn man aber zuſammen kommt, ſpricht er, ſo haͤlt man da nicht des HErrn Abendmahl, denn ſo man das Abendmahl halten ſolte, nimmt ein jeglicher ſein eigenes vorhin, und einer iſt hungrich, der ander iſt truncken. Habt ihr aber nicht Haͤuſer, da ihr eſſen und trincken moͤget? oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und beſchaͤmet die, ſo da nichts haben? b) und denen Pa-
[r]ibus erhellet.Jch ziehe hieher die Worte Juſtini Martyris. Apol. II. am Ende, da er gedencket, daß man dem Vorſitzenden Brod und einen Be- cher mit Waſſer und Wein gegeben. Deinde qui fratribus præ- eſt, offertur panis & poculum aquæ & vini. Hieronymus homil. XXVII. ad 1. Cor. XI. iſt noch deutlicher, und gedencket, daß die Chriſten an gewiſſen Taͤgen gemeine Tiſche zubereitet, die Reichen haͤtten Speiſe mit gebracht, und die Armen, ſo nichts ge- habt, auch dazu beruffen. c) Von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0265" n="246"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi> </fw><lb/> <note place="left">Die Gaben<lb/> wurden zu<lb/> denen Lie-<lb/> besmahlengelieffert.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">VII.</hi></head> <p>Dieſe oͤffters erwehnte Gaben der Glaͤubigen<lb/> wurden zur <hi rendition="#fr">gemeinen Beduͤrffnuͤß</hi> zuſammen gebracht/ wie<lb/> es auch bey Gemeinden ſeyn ſoll. Vornehmlich aber<lb/> brachten ſie ſolche Geſchencke darum zuſammen/ daß von<lb/> ſolchen die <hi rendition="#fr">Liebesmahle,</hi> und nachgehends des <hi rendition="#fr">HErrn A-<lb/> bendmahl</hi> zubereitet werden koͤnten. Dieſes erhellet nicht<lb/> nur alleine aus der Heil. Schrifft <note place="foot" n="a)"><note place="left">Wie aus der<lb/> Schrifft,</note>Paulus redet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">1. Cor. XI. 20. ſeq.</hi></hi> von denen Mahlen, die in der<lb/> Gemeinde zubereitet worden, und tadelt den dabey eingeriſſenen<lb/> Mißbrauch. <hi rendition="#fr">Wenn man aber zuſammen kommt,</hi> ſpricht er,<lb/><hi rendition="#fr">ſo haͤlt man da nicht des HErrn Abendmahl, denn ſo man<lb/> das Abendmahl halten ſolte, nimmt ein jeglicher ſein eigenes<lb/> vorhin, und einer iſt hungrich, der ander iſt truncken. Habt<lb/> ihr aber nicht Haͤuſer, da ihr eſſen und trincken moͤget?<lb/> oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und beſchaͤmet die,<lb/> ſo da nichts haben?</hi></note>/ ſondern es ſtimmen<lb/> auch andere <hi rendition="#aq">Scriben</hi>ten ein. <note place="foot" n="b)"><note place="left">und denen <hi rendition="#aq">Pa-<lb/><supplied>r</supplied>ibus</hi> erhellet.</note>Jch ziehe hieher die Worte <hi rendition="#aq">Juſtini Martyris. <hi rendition="#i">Apol. II.</hi></hi> am Ende,<lb/> da er gedencket, daß man dem Vorſitzenden Brod und einen Be-<lb/> cher mit Waſſer und Wein gegeben. <hi rendition="#aq">Deinde qui fratribus præ-<lb/> eſt, offertur panis & poculum aquæ & vini. Hieronymus <hi rendition="#i">homil.<lb/> XXVII. ad 1. Cor. XI.</hi></hi> iſt noch deutlicher, und gedencket, daß die<lb/> Chriſten an gewiſſen Taͤgen <hi rendition="#fr">gemeine Tiſche</hi> zubereitet, die<lb/> Reichen haͤtten Speiſe mit gebracht, und die Armen, ſo nichts ge-<lb/> habt, auch dazu beruffen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">c)</hi> Von</fw></note> Dieſe Gaben aber zu de-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/><note xml:id="h43" prev="#h42" place="foot" n="(c)">wenigſten ausgeuͤbet werden. Es iſt ja mehr als zu bekannt,<lb/> daß diejenigen die <hi rendition="#aq">Theologie</hi> erlernen, ſo arm ſind und wenig zu<lb/> leben haben. Man muß aus dieſem Umſtand ihnen alſo zu Huͤlf-<lb/> fe kommen, wenn ſie am Worte arbeiten. Waͤre es aber auch<lb/> an dem, daß einer und der andere von ſeinen eigenen Mitteln le-<lb/> ben koͤnte, ſo kan man ihn dennoch nicht anhalten, der Beſoldung<lb/> zu <hi rendition="#aq">renuntie</hi>ren. Er fordert ſolche mit allem Recht, wie mit vie-<lb/> len Gruͤnden der Herr <hi rendition="#aq">Thomaſius <hi rendition="#i">in diſp. de offic. princip. circa au-<lb/> gend. ſalar. & bonor. miniſtr. eccleſ.</hi></hi> und andere mehr gewieſen.<lb/> Jch werde in dem folgenden ebenfalls mit mehrern davon reden.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0265]
II. Abth. III. Cap. Von dem
§. VII. Dieſe oͤffters erwehnte Gaben der Glaͤubigen
wurden zur gemeinen Beduͤrffnuͤß zuſammen gebracht/ wie
es auch bey Gemeinden ſeyn ſoll. Vornehmlich aber
brachten ſie ſolche Geſchencke darum zuſammen/ daß von
ſolchen die Liebesmahle, und nachgehends des HErrn A-
bendmahl zubereitet werden koͤnten. Dieſes erhellet nicht
nur alleine aus der Heil. Schrifft a)/ ſondern es ſtimmen
auch andere Scribenten ein. b) Dieſe Gaben aber zu de-
nen
(c)
a) Paulus redet 1. Cor. XI. 20. ſeq. von denen Mahlen, die in der
Gemeinde zubereitet worden, und tadelt den dabey eingeriſſenen
Mißbrauch. Wenn man aber zuſammen kommt, ſpricht er,
ſo haͤlt man da nicht des HErrn Abendmahl, denn ſo man
das Abendmahl halten ſolte, nimmt ein jeglicher ſein eigenes
vorhin, und einer iſt hungrich, der ander iſt truncken. Habt
ihr aber nicht Haͤuſer, da ihr eſſen und trincken moͤget?
oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und beſchaͤmet die,
ſo da nichts haben?
b) Jch ziehe hieher die Worte Juſtini Martyris. Apol. II. am Ende,
da er gedencket, daß man dem Vorſitzenden Brod und einen Be-
cher mit Waſſer und Wein gegeben. Deinde qui fratribus præ-
eſt, offertur panis & poculum aquæ & vini. Hieronymus homil.
XXVII. ad 1. Cor. XI. iſt noch deutlicher, und gedencket, daß die
Chriſten an gewiſſen Taͤgen gemeine Tiſche zubereitet, die
Reichen haͤtten Speiſe mit gebracht, und die Armen, ſo nichts ge-
habt, auch dazu beruffen.
c) Von
(c) wenigſten ausgeuͤbet werden. Es iſt ja mehr als zu bekannt,
daß diejenigen die Theologie erlernen, ſo arm ſind und wenig zu
leben haben. Man muß aus dieſem Umſtand ihnen alſo zu Huͤlf-
fe kommen, wenn ſie am Worte arbeiten. Waͤre es aber auch
an dem, daß einer und der andere von ſeinen eigenen Mitteln le-
ben koͤnte, ſo kan man ihn dennoch nicht anhalten, der Beſoldung
zu renuntieren. Er fordert ſolche mit allem Recht, wie mit vie-
len Gruͤnden der Herr Thomaſius in diſp. de offic. princip. circa au-
gend. ſalar. & bonor. miniſtr. eccleſ. und andere mehr gewieſen.
Jch werde in dem folgenden ebenfalls mit mehrern davon reden.
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