Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Beicht-Pfennig. nen Liebesmahlen/ waren keine eigentliche Opffer, wie dieLehrer des canonischen Rechts behaupten wollen. Es waren gemeine Steuren/ so zu dem Unterhalt und Be- sten der Armen gelieffert wurden c)/ wovon ich so gleich noch eines und das andere erwehnen will. §. VIII. Der ersten Christen ihre Gemüther warenUrsach der an- c) Von diesen Gaben der Christen, redet Wilh. Caue in dem er-Cavei Mel- nung. sten Christenthum folgender massen, pag. 375. Ehe das A- bendmahl ist ausgespendet worden, ist die Gewohnheit ge- wesen, daß sie ihre Geschencke und Opffer dargebracht, ein jeglicher nach seinem Vermögen, und zwar allezeit von den ersten Früchten ihres Einkommens, welche von dem Prie- ster auf den Altar und Tisch sind gelegt worden, in Mei- nung, daß es keinem wohl anstünde, wenn er vor dem HErrn leer und mit blossen Händen erschiene. Mit diesen Worten giebet Cave zu verstehen, als hätten die Christen mit solchen Gaben, mit denen Jüden einerley Meinung gehabt, worinnen er aber gar sehr irret. Er fähret aber ferner fort: Aus diesen Opffern nahmen sie vermuthlich (oder sandten zum wenigsten ein und anders) zu den allge- meinen Mahlzeiten, welche damahls allzeit bey Haltung des Sacraments angestellet wurden, da Reiche und Arme alle zusammen an einem Tisch mit einander speiseten. Die- se Gastmahle nenneten sie Agapas oder Liebesmahle. a) Jch ziehe die Worte Lucae Actor II. 46. seq. hieher. Und sie wa-Lucae Zellgniß
von solchen Mahlen. ren täglich und stets bey einander einmüthig im Tempel, und brachen das Brod hin und her in Häusern. Nahmen die Beicht-Pfennig. nen Liebesmahlen/ waren keine eigentliche Opffer, wie dieLehrer des canoniſchen Rechts behaupten wollen. Es waren gemeine Steuren/ ſo zu dem Unterhalt und Be- ſten der Armen gelieffert wurden c)/ wovon ich ſo gleich noch eines und das andere erwehnen will. §. VIII. Der erſten Chriſten ihre Gemuͤther warenUrſach der an- c) Von dieſen Gaben der Chriſten, redet Wilh. Caue in dem er-Cavei Mel- nung. ſten Chriſtenthum folgender maſſen, pag. 375. Ehe das A- bendmahl iſt ausgeſpendet worden, iſt die Gewohnheit ge- weſen, daß ſie ihre Geſchencke und Opffer dargebracht, ein jeglicher nach ſeinem Vermoͤgen, und zwar allezeit von den erſten Fruͤchten ihres Einkommens, welche von dem Prie- ſter auf den Altar und Tiſch ſind gelegt worden, in Mei- nung, daß es keinem wohl anſtuͤnde, wenn er vor dem HErrn leer und mit bloſſen Haͤnden erſchiene. Mit dieſen Worten giebet Cave zu verſtehen, als haͤtten die Chriſten mit ſolchen Gaben, mit denen Juͤden einerley Meinung gehabt, worinnen er aber gar ſehr irret. Er faͤhret aber ferner fort: Aus dieſen Opffern nahmen ſie vermuthlich (oder ſandten zum wenigſten ein und anders) zu den allge- meinen Mahlzeiten, welche damahls allzeit bey Haltung des Sacraments angeſtellet wurden, da Reiche und Arme alle zuſammen an einem Tiſch mit einander ſpeiſeten. Die- ſe Gaſtmahle nenneten ſie Agapas oder Liebesmahle. a) Jch ziehe die Worte Lucæ Actor II. 46. ſeq. hieher. Und ſie wa-Lucæ Zellgniß
von ſolchen Mahlen. ren taͤglich und ſtets bey einander einmuͤthig im Tempel, und brachen das Brod hin und her in Haͤuſern. Nahmen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0266" n="247"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi></fw><lb/> nen Liebesmahlen/ waren keine <hi rendition="#fr">eigentliche Opffer,</hi> wie die<lb/> Lehrer des <hi rendition="#aq">canoni</hi>ſchen Rechts behaupten wollen. Es<lb/> waren gemeine Steuren/ ſo zu dem Unterhalt und Be-<lb/> ſten der Armen gelieffert wurden <note place="foot" n="c)">Von dieſen Gaben der Chriſten, redet <hi rendition="#aq">Wilh. Caue</hi> <hi rendition="#fr">in dem er-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Cavei</hi> Mel-<lb/> nung.</note><lb/><hi rendition="#fr">ſten Chriſtenthum</hi> folgender maſſen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pag. 375.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Ehe das A-<lb/> bendmahl iſt ausgeſpendet worden, iſt die Gewohnheit ge-<lb/> weſen, daß ſie ihre Geſchencke und Opffer dargebracht, ein<lb/> jeglicher nach ſeinem Vermoͤgen, und zwar allezeit von den<lb/> erſten Fruͤchten ihres Einkommens, welche von dem Prie-<lb/> ſter auf den Altar und Tiſch ſind gelegt worden, in Mei-<lb/> nung, daß es keinem wohl anſtuͤnde, wenn er vor dem<lb/> HErrn leer und mit bloſſen Haͤnden erſchiene.</hi> Mit dieſen<lb/> Worten giebet <hi rendition="#aq">Cave</hi> zu verſtehen, als haͤtten die Chriſten<lb/> mit ſolchen Gaben, mit denen Juͤden einerley Meinung<lb/> gehabt, worinnen er aber gar ſehr irret. Er faͤhret aber<lb/> ferner fort: <hi rendition="#fr">Aus dieſen Opffern nahmen ſie vermuthlich<lb/> (oder ſandten zum wenigſten ein und anders) zu den allge-<lb/> meinen Mahlzeiten, welche damahls allzeit bey Haltung<lb/> des Sacraments angeſtellet wurden, da Reiche und Arme<lb/> alle zuſammen an einem Tiſch mit einander ſpeiſeten. Die-<lb/> ſe Gaſtmahle nenneten ſie</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Agapas</hi></hi> <hi rendition="#fr">oder Liebesmahle.</hi></note>/ wovon ich ſo gleich<lb/> noch eines und das andere erwehnen will.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">VIII.</hi></head> <p>Der erſten Chriſten ihre Gemuͤther waren<note place="right">Urſach der<lb/> Liebesmah-<lb/> le.</note><lb/> durch die Eintraͤchtigkeit und Liebe alſo mit einander ver-<lb/> knuͤpffet/ daß/ ſo bald einer glaͤubig worden/ Er nicht<lb/> mehr dafuͤr gehalten/ als wenn er etwas eigenes haͤtte.<lb/> Hieraus entſtunden nun auch dieſe <hi rendition="#fr">heiligen Gaſtmahle,</hi> die<lb/> faſt <hi rendition="#fr">taͤglich</hi> zubereitet worden/ man erinnerte ſich dabey<lb/> der Gnaden-Wohlthaten GOttes/ und bezeugte ſein Ver-<lb/> gnuͤgen daruͤber <note xml:id="h44" next="#h45" place="foot" n="a)">Jch ziehe die Worte <hi rendition="#aq">Lucæ <hi rendition="#i">Actor II. 46. ſeq.</hi></hi> hieher. <hi rendition="#fr">Und ſie wa-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Lucæ</hi> Zellgniß<lb/> von ſolchen<lb/> Mahlen.</note><lb/><hi rendition="#fr">ren taͤglich und ſtets bey einander einmuͤthig im Tempel,<lb/> und brachen das Brod hin und her in Haͤuſern. Nahmen</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">die</hi></fw></note>. Dieſe innerſte Liebe/ ſo ſie unterein-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0266]
Beicht-Pfennig.
nen Liebesmahlen/ waren keine eigentliche Opffer, wie die
Lehrer des canoniſchen Rechts behaupten wollen. Es
waren gemeine Steuren/ ſo zu dem Unterhalt und Be-
ſten der Armen gelieffert wurden c)/ wovon ich ſo gleich
noch eines und das andere erwehnen will.
§. VIII. Der erſten Chriſten ihre Gemuͤther waren
durch die Eintraͤchtigkeit und Liebe alſo mit einander ver-
knuͤpffet/ daß/ ſo bald einer glaͤubig worden/ Er nicht
mehr dafuͤr gehalten/ als wenn er etwas eigenes haͤtte.
Hieraus entſtunden nun auch dieſe heiligen Gaſtmahle, die
faſt taͤglich zubereitet worden/ man erinnerte ſich dabey
der Gnaden-Wohlthaten GOttes/ und bezeugte ſein Ver-
gnuͤgen daruͤber a). Dieſe innerſte Liebe/ ſo ſie unterein-
an-
Urſach der
Liebesmah-
le.
c) Von dieſen Gaben der Chriſten, redet Wilh. Caue in dem er-
ſten Chriſtenthum folgender maſſen, pag. 375. Ehe das A-
bendmahl iſt ausgeſpendet worden, iſt die Gewohnheit ge-
weſen, daß ſie ihre Geſchencke und Opffer dargebracht, ein
jeglicher nach ſeinem Vermoͤgen, und zwar allezeit von den
erſten Fruͤchten ihres Einkommens, welche von dem Prie-
ſter auf den Altar und Tiſch ſind gelegt worden, in Mei-
nung, daß es keinem wohl anſtuͤnde, wenn er vor dem
HErrn leer und mit bloſſen Haͤnden erſchiene. Mit dieſen
Worten giebet Cave zu verſtehen, als haͤtten die Chriſten
mit ſolchen Gaben, mit denen Juͤden einerley Meinung
gehabt, worinnen er aber gar ſehr irret. Er faͤhret aber
ferner fort: Aus dieſen Opffern nahmen ſie vermuthlich
(oder ſandten zum wenigſten ein und anders) zu den allge-
meinen Mahlzeiten, welche damahls allzeit bey Haltung
des Sacraments angeſtellet wurden, da Reiche und Arme
alle zuſammen an einem Tiſch mit einander ſpeiſeten. Die-
ſe Gaſtmahle nenneten ſie Agapas oder Liebesmahle.
a) Jch ziehe die Worte Lucæ Actor II. 46. ſeq. hieher. Und ſie wa-
ren taͤglich und ſtets bey einander einmuͤthig im Tempel,
und brachen das Brod hin und her in Haͤuſern. Nahmen
die
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