Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abth. III. Cap. Von dem
ander verknüpffet/ hat auch diesen Gastmahlen den Nah-
men der Liebesmahle beygeleget. Tertullianus schreibet
also davon b): Unser Abendmahl zeiget seine Beschaffenheit
durch den Nahmen an.
Denn es wird agape genennet, welches
bey denen Christen die Liebe andeutet. Es mag kosten was
es will, so ist es ein Gewinst, aus gottseeligem Gemüthe solche
Kosten machen, sintemahl wir denen Armen auch durch sol-
che Labung zu statten kommen. Es gehet nichts geringes,
nichts unbescheidenes dabey für, wir setzen uns nicht eher, bis
wir zu GOtt gebetet, man isset so viel der Hunger erfordert,
man trincket, so viel als keuschen Gemüthern nützlich, so wer-
den sie gesättiget, als die dabey gedencken, daß man auch in
der Nacht zu GOtt beten müsse, man redet dabey also, daß
man weißt, GOtt höret es, und nachdem man die Hände ge-
waschen, wird einer auffgeruffen, GOtt zu loben, so viel er

aus
die Speise, und lobeten GOtt mit Freuden und einfältigen
Hertzen.
Denn die Liebes-Mahle wurden so wohl öffentlich
als
privatim zubereitet, wie ich gleich gedencken will.
b) Und Tertul-
liani.
Apolog. cap. 39. Coena nostra de nomine rationem sui ostendit. Vo-
catur enim
agape id quod est penes Graecos dilectio. Quan-
tiscunque sumtibus constat, lucrum est, pietatis nomine sumtum,
siquidem inopes quoque refrigerio isto juuamus. Nil vilitatis,
nihil immodestiae admittit, non prius discumbitur, quam oratio
ad Deum praegustetur, editur, quantum esurientes capiunt, bibi-
tur, quantum pudicis est vtile, ita saturantur, vt qui meminerint,
etiam per noctem adorandum Deum sibi esse, ita fabulantur, vt
qui sciant, Deum audire, & post aquam manualem & lumina,
vt quisque de scripturis sanctis vel de proprio ingenio potest,
prouocatur in medium, Deo canere, hinc probatur, quomodo bi-
berit. Aeque oratio conuiuium dirimit, inde disceditur, non in
cateruas lusionum, neque in classes discursationum, nec in erupti-
ones lasciuiarum, sed ad eandem mensuram modestiae & pudici-
tiae, vt qui non tam coenam coenauerint, sed disciplinam. Haec
coitio Christianorum.

a) Jch

II. Abth. III. Cap. Von dem
ander verknuͤpffet/ hat auch dieſen Gaſtmahlen den Nah-
men der Liebesmahle beygeleget. Tertullianus ſchreibet
alſo davon b): Unſer Abendmahl zeiget ſeine Beſchaffenheit
durch den Nahmen an.
Denn es wird ἀγάπη genennet, welches
bey denen Chriſten die Liebe andeutet. Es mag koſten was
es will, ſo iſt es ein Gewinſt, aus gottſeeligem Gemuͤthe ſolche
Koſten machen, ſintemahl wir denen Armen auch durch ſol-
che Labung zu ſtatten kommen. Es gehet nichts geringes,
nichts unbeſcheidenes dabey fuͤr, wir ſetzen uns nicht eher, bis
wir zu GOtt gebetet, man iſſet ſo viel der Hunger erfordert,
man trincket, ſo viel als keuſchen Gemuͤthern nuͤtzlich, ſo wer-
den ſie geſaͤttiget, als die dabey gedencken, daß man auch in
der Nacht zu GOtt beten muͤſſe, man redet dabey alſo, daß
man weißt, GOtt hoͤret es, und nachdem man die Haͤnde ge-
waſchen, wird einer auffgeruffen, GOtt zu loben, ſo viel er

aus
die Speiſe, und lobeten GOtt mit Freuden und einfaͤltigen
Hertzen.
Denn die Liebes-Mahle wurden ſo wohl oͤffentlich
als
privatim zubereitet, wie ich gleich gedencken will.
b) Und Tertul-
liani.
Apolog. cap. 39. Cœna noſtra de nomine rationem ſui oſtendit. Vo-
catur enim
ἀγάπη id quod eſt penes Græcos dilectio. Quan-
tiscunque ſumtibus conſtat, lucrum eſt, pietatis nomine ſumtum,
ſiquidem inopes quoque refrigerio iſto juuamus. Nil vilitatis,
nihil immodeſtiæ admittit, non prius diſcumbitur, quam oratio
ad Deum præguſtetur, editur, quantum eſurientes capiunt, bibi-
tur, quantum pudicis eſt vtile, ita ſaturantur, vt qui meminerint,
etiam per noctem adorandum Deum ſibi eſſe, ita fabulantur, vt
qui ſciant, Deum audire, & poſt aquam manualem & lumina,
vt quisque de ſcripturis ſanctis vel de proprio ingenio poteſt,
prouocatur in medium, Deo canere, hinc probatur, quomodo bi-
berit. Aeque oratio conuiuium dirimit, inde diſceditur, non in
cateruas luſionum, neque in clasſes discurſationum, nec in erupti-
ones laſciuiarum, ſed ad eandem menſuram modeſtiæ & pudici-
tiæ, vt qui non tam cœnam cœnauerint, ſed diſciplinam. Hæc
coitio Chriſtianorum.

a) Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0267" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi></fw><lb/>
ander verknu&#x0364;pffet/ hat auch die&#x017F;en Ga&#x017F;tmahlen den Nah-<lb/>
men der <hi rendition="#fr">Liebesmahle</hi> beygeleget. <hi rendition="#aq">Tertullianus</hi> &#x017F;chreibet<lb/>
al&#x017F;o davon <note place="foot" n="b)"><note place="left">Und <hi rendition="#aq">Tertul-<lb/>
liani.</hi></note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Apolog. cap. 39.</hi> C&#x0153;na no&#x017F;tra de nomine rationem &#x017F;ui o&#x017F;tendit. Vo-<lb/>
catur enim</hi> &#x1F00;&#x03B3;&#x03AC;&#x03C0;&#x03B7; <hi rendition="#aq">id quod e&#x017F;t penes Græcos dilectio. Quan-<lb/>
tiscunque &#x017F;umtibus con&#x017F;tat, lucrum e&#x017F;t, pietatis nomine &#x017F;umtum,<lb/>
&#x017F;iquidem inopes quoque refrigerio i&#x017F;to juuamus. Nil vilitatis,<lb/>
nihil immode&#x017F;tiæ admittit, non prius di&#x017F;cumbitur, quam oratio<lb/>
ad Deum prægu&#x017F;tetur, editur, quantum e&#x017F;urientes capiunt, bibi-<lb/>
tur, quantum pudicis e&#x017F;t vtile, ita &#x017F;aturantur, vt qui meminerint,<lb/>
etiam per noctem adorandum Deum &#x017F;ibi e&#x017F;&#x017F;e, ita fabulantur, vt<lb/>
qui &#x017F;ciant, Deum audire, &amp; po&#x017F;t aquam manualem &amp; lumina,<lb/>
vt quisque de &#x017F;cripturis &#x017F;anctis vel de proprio ingenio pote&#x017F;t,<lb/>
prouocatur in medium, Deo canere, hinc probatur, quomodo bi-<lb/>
berit. Aeque oratio conuiuium dirimit, inde di&#x017F;ceditur, non in<lb/>
cateruas lu&#x017F;ionum, neque in clas&#x017F;es discur&#x017F;ationum, nec in erupti-<lb/>
ones la&#x017F;ciuiarum, &#x017F;ed ad eandem men&#x017F;uram mode&#x017F;tiæ &amp; pudici-<lb/>
tiæ, vt qui non tam c&#x0153;nam c&#x0153;nauerint, &#x017F;ed di&#x017F;ciplinam. Hæc<lb/>
coitio Chri&#x017F;tianorum.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Jch</fw></note>: <hi rendition="#fr">Un&#x017F;er Abendmahl zeiget &#x017F;eine Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
durch den Nahmen an.</hi> Denn es wird &#x1F00;&#x03B3;&#x03AC;&#x03C0;&#x03B7; <hi rendition="#fr">genennet, welches<lb/>
bey denen Chri&#x017F;ten die Liebe andeutet. Es mag ko&#x017F;ten was<lb/>
es will, &#x017F;o i&#x017F;t es ein Gewin&#x017F;t, aus gott&#x017F;eeligem Gemu&#x0364;the &#x017F;olche<lb/>
Ko&#x017F;ten machen, &#x017F;intemahl wir denen Armen auch durch &#x017F;ol-<lb/>
che Labung zu &#x017F;tatten kommen. Es gehet nichts geringes,<lb/>
nichts unbe&#x017F;cheidenes dabey fu&#x0364;r, wir &#x017F;etzen uns nicht eher, bis<lb/>
wir zu GOtt gebetet, man i&#x017F;&#x017F;et &#x017F;o viel der Hunger erfordert,<lb/>
man trincket, &#x017F;o viel als keu&#x017F;chen Gemu&#x0364;thern nu&#x0364;tzlich, &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ie ge&#x017F;a&#x0364;ttiget, als die dabey gedencken, daß man auch in<lb/>
der Nacht zu GOtt beten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, man redet dabey al&#x017F;o, daß<lb/>
man weißt, GOtt ho&#x0364;ret es, und nachdem man die Ha&#x0364;nde ge-<lb/>
wa&#x017F;chen, wird einer auffgeruffen, GOtt zu loben, &#x017F;o viel er</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">aus</hi></fw><lb/><note xml:id="h45" prev="#h44" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#fr">die Spei&#x017F;e, und lobeten GOtt mit Freuden und einfa&#x0364;ltigen<lb/>
Hertzen.</hi> Denn die Liebes-Mahle wurden &#x017F;o wohl <hi rendition="#fr">o&#x0364;ffentlich<lb/>
als</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">privatim</hi></hi> zubereitet, wie ich gleich gedencken will.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0267] II. Abth. III. Cap. Von dem ander verknuͤpffet/ hat auch dieſen Gaſtmahlen den Nah- men der Liebesmahle beygeleget. Tertullianus ſchreibet alſo davon b): Unſer Abendmahl zeiget ſeine Beſchaffenheit durch den Nahmen an. Denn es wird ἀγάπη genennet, welches bey denen Chriſten die Liebe andeutet. Es mag koſten was es will, ſo iſt es ein Gewinſt, aus gottſeeligem Gemuͤthe ſolche Koſten machen, ſintemahl wir denen Armen auch durch ſol- che Labung zu ſtatten kommen. Es gehet nichts geringes, nichts unbeſcheidenes dabey fuͤr, wir ſetzen uns nicht eher, bis wir zu GOtt gebetet, man iſſet ſo viel der Hunger erfordert, man trincket, ſo viel als keuſchen Gemuͤthern nuͤtzlich, ſo wer- den ſie geſaͤttiget, als die dabey gedencken, daß man auch in der Nacht zu GOtt beten muͤſſe, man redet dabey alſo, daß man weißt, GOtt hoͤret es, und nachdem man die Haͤnde ge- waſchen, wird einer auffgeruffen, GOtt zu loben, ſo viel er aus (a) b) Apolog. cap. 39. Cœna noſtra de nomine rationem ſui oſtendit. Vo- catur enim ἀγάπη id quod eſt penes Græcos dilectio. Quan- tiscunque ſumtibus conſtat, lucrum eſt, pietatis nomine ſumtum, ſiquidem inopes quoque refrigerio iſto juuamus. Nil vilitatis, nihil immodeſtiæ admittit, non prius diſcumbitur, quam oratio ad Deum præguſtetur, editur, quantum eſurientes capiunt, bibi- tur, quantum pudicis eſt vtile, ita ſaturantur, vt qui meminerint, etiam per noctem adorandum Deum ſibi eſſe, ita fabulantur, vt qui ſciant, Deum audire, & poſt aquam manualem & lumina, vt quisque de ſcripturis ſanctis vel de proprio ingenio poteſt, prouocatur in medium, Deo canere, hinc probatur, quomodo bi- berit. Aeque oratio conuiuium dirimit, inde diſceditur, non in cateruas luſionum, neque in clasſes discurſationum, nec in erupti- ones laſciuiarum, ſed ad eandem menſuram modeſtiæ & pudici- tiæ, vt qui non tam cœnam cœnauerint, ſed diſciplinam. Hæc coitio Chriſtianorum. a) Jch (a) die Speiſe, und lobeten GOtt mit Freuden und einfaͤltigen Hertzen. Denn die Liebes-Mahle wurden ſo wohl oͤffentlich als privatim zubereitet, wie ich gleich gedencken will.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/267
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/267>, abgerufen am 21.11.2024.