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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Beicht-Pfennig.
aus der Schrifft gelernet, oder aus eigenem Vermögen kan,
hier aus erkennet man wie er getruncken. Das Gebet beschlies-
set auch das Gast-Mahl, und so gehet man aus einander, nicht
zum Spiel oder zum herumschwärmen, noch zur Geilheit,
sondern mit eben der Bescheidenheit und Keuschheit, gleich
als wenn man keine Mahlzeit genossen, sondern bey der Zucht
gewesen. Dieses ist die Zusammenkunfft der Christen.
Die-
se Gast-Mahle nun waren als ein Kenn-Zeichen der
brüderlichen Liebe. Die Reichen brachten allerhand von
Essen und Trincken zusammen/ ingleichen auch Geld. Sie
setzten sich nebst denen Armen nieder/ und verzehrten es.
Denen oberwehnten Krancken schickte man davon einen
Theil/ und dieses hiesse ein Allmosen.

§. IX.

Diese Gast-Mahle waren/ wie bereits schon zuDie Liebes-
Mahle wur-
den bey dem
Abendmahl
zubereitet.

verschiedenen mahlen gemeldet worden/ gleich bey Anfang
des Christenthums/ und zu der Apostel Zeiten gar ge-
bräuchlich a). Sie waren mit dem Abendmahl gemeiniglich

ver-
a) Jch habe mich schon im vorhergehenden auf Pauli Worte 1 Cor.Anmerckung
von denen Lie-
bes Mahlen zu
der Apostel Zei-
ten.

XI. beruffen. Diese Stelle will vorjetzo noch in einem und an-
dern erleutern. Es tadelt Paulus die Corinthier, daß sie so un-
ordentlich die Speise zu geniessen beysammen wären, und saget
vers. 16. 17. 18. Jch muß aber diß befehlen, ich kans nicht loben,
daß ihr nicht auf bessere Weise, sondern auf ärgere Weise
zusammen kommt. Zum ersten, wenn ihr zusammen kommt
in der Gemeine, höre ich, es seyen Spaltungen unter euch,
und zum Theil glaube ichs.
Die Spaltungen aber bestunden
darinnen, daß die Reichen die Armen von denen Liebesmahlen
ausschlossen, und die mitgebrachten Speisen allein verzehrten.
Darum fähret Paulus vers. 20. fort: Wenn ihr nun zusammen
kommmt, so hält man nicht des HErrn Abendmahl. Denn
so man des HErren Abendmahl halten soll, nimmt ein jeg-
licher sein eignes vorhin, und einer ist hungrig, der ander
ist truncken.
Diese Worte schicken sich nicht eintzig und allein
auf
(Recht der Beicht-Stühle.) i i

Beicht-Pfennig.
aus der Schrifft gelernet, oder aus eigenem Vermoͤgen kan,
hier aus erkennet man wie er getruncken. Das Gebet beſchlieſ-
ſet auch das Gaſt-Mahl, und ſo gehet man aus einander, nicht
zum Spiel oder zum herumſchwaͤrmen, noch zur Geilheit,
ſondern mit eben der Beſcheidenheit und Keuſchheit, gleich
als wenn man keine Mahlzeit genoſſen, ſondern bey der Zucht
geweſen. Dieſes iſt die Zuſammenkunfft der Chriſten.
Die-
ſe Gaſt-Mahle nun waren als ein Kenn-Zeichen der
bruͤderlichen Liebe. Die Reichen brachten allerhand von
Eſſen und Trincken zuſammen/ ingleichen auch Geld. Sie
ſetzten ſich nebſt denen Armen nieder/ und verzehrten es.
Denen oberwehnten Krancken ſchickte man davon einen
Theil/ und dieſes hieſſe ein Allmoſen.

§. IX.

Dieſe Gaſt-Mahle waren/ wie bereits ſchon zuDie Liebes-
Mahle wur-
den bey dem
Abendmahl
zubereitet.

verſchiedenen mahlen gemeldet worden/ gleich bey Anfang
des Chriſtenthums/ und zu der Apoſtel Zeiten gar ge-
braͤuchlich a). Sie waren mit dem Abendmahl gemeiniglich

ver-
a) Jch habe mich ſchon im vorhergehenden auf Pauli Worte 1 Cor.Anmerckung
von denen Lie-
bes Mahlen zu
der Apoſtel Zei-
ten.

XI. beruffen. Dieſe Stelle will vorjetzo noch in einem und an-
dern erleutern. Es tadelt Paulus die Corinthier, daß ſie ſo un-
ordentlich die Speiſe zu genieſſen beyſammen waͤren, und ſaget
vers. 16. 17. 18. Jch muß aber diß befehlen, ich kans nicht loben,
daß ihr nicht auf beſſere Weiſe, ſondern auf aͤrgere Weiſe
zuſammen kommt. Zum erſten, wenn ihr zuſammen kommt
in der Gemeine, hoͤre ich, es ſeyen Spaltungen unter euch,
und zum Theil glaube ichs.
Die Spaltungen aber beſtunden
darinnen, daß die Reichen die Armen von denen Liebesmahlen
ausſchloſſen, und die mitgebrachten Speiſen allein verzehrten.
Darum faͤhret Paulus vers. 20. fort: Wenn ihr nun zuſammen
kommmt, ſo haͤlt man nicht des HErrn Abendmahl. Denn
ſo man des HErren Abendmahl halten ſoll, nimmt ein jeg-
licher ſein eignes vorhin, und einer iſt hungrig, der ander
iſt truncken.
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auf
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) i i
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[249/0268] Beicht-Pfennig. aus der Schrifft gelernet, oder aus eigenem Vermoͤgen kan, hier aus erkennet man wie er getruncken. Das Gebet beſchlieſ- ſet auch das Gaſt-Mahl, und ſo gehet man aus einander, nicht zum Spiel oder zum herumſchwaͤrmen, noch zur Geilheit, ſondern mit eben der Beſcheidenheit und Keuſchheit, gleich als wenn man keine Mahlzeit genoſſen, ſondern bey der Zucht geweſen. Dieſes iſt die Zuſammenkunfft der Chriſten. Die- ſe Gaſt-Mahle nun waren als ein Kenn-Zeichen der bruͤderlichen Liebe. Die Reichen brachten allerhand von Eſſen und Trincken zuſammen/ ingleichen auch Geld. Sie ſetzten ſich nebſt denen Armen nieder/ und verzehrten es. Denen oberwehnten Krancken ſchickte man davon einen Theil/ und dieſes hieſſe ein Allmoſen. §. IX. Dieſe Gaſt-Mahle waren/ wie bereits ſchon zu verſchiedenen mahlen gemeldet worden/ gleich bey Anfang des Chriſtenthums/ und zu der Apoſtel Zeiten gar ge- braͤuchlich a). Sie waren mit dem Abendmahl gemeiniglich ver- Die Liebes- Mahle wur- den bey dem Abendmahl zubereitet. a) Jch habe mich ſchon im vorhergehenden auf Pauli Worte 1 Cor. XI. beruffen. Dieſe Stelle will vorjetzo noch in einem und an- dern erleutern. Es tadelt Paulus die Corinthier, daß ſie ſo un- ordentlich die Speiſe zu genieſſen beyſammen waͤren, und ſaget vers. 16. 17. 18. Jch muß aber diß befehlen, ich kans nicht loben, daß ihr nicht auf beſſere Weiſe, ſondern auf aͤrgere Weiſe zuſammen kommt. Zum erſten, wenn ihr zuſammen kommt in der Gemeine, hoͤre ich, es ſeyen Spaltungen unter euch, und zum Theil glaube ichs. Die Spaltungen aber beſtunden darinnen, daß die Reichen die Armen von denen Liebesmahlen ausſchloſſen, und die mitgebrachten Speiſen allein verzehrten. Darum faͤhret Paulus vers. 20. fort: Wenn ihr nun zuſammen kommmt, ſo haͤlt man nicht des HErrn Abendmahl. Denn ſo man des HErren Abendmahl halten ſoll, nimmt ein jeg- licher ſein eignes vorhin, und einer iſt hungrig, der ander iſt truncken. Dieſe Worte ſchicken ſich nicht eintzig und allein auf (Recht der Beicht-Stuͤhle.) i i

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/268>, abgerufen am 22.11.2024.