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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
bringen ihre gantze Zeit damit zu, daß sie die Nahmen der
Matronen, ihre Häuser und Sitten erkennen mögen, von wel-
cher Gattung ich einen, der der Kunst ein Meister ist, auf das
kürtzeste abschildern will, damit wenn man von dem Meister
weißt, man die Schüler desto eher erkennen möge. Mit Auff-
gang der Sonnen stehet er alsobald auf, und entwirfft die Ord-
nung des Besuchs, suchet die kürtzesten Wege, und dann geht
der unverschämte Alte fast biß an die Bette der noch schlaf-
fenden: Wenn er ein hübsches Küssen, ein feines Tuch oder
andern Haußrath gewahr wird, so lobet er es, er bewundert
es, er greiffet es an, er saget, daß er dergleichen bedürffe, und
erlanget es nicht so wohl, als daß er es vielmehr herausprest:
Denn ein jeder träget Bedencken, diesen allgemeinen Stadt-
Läuffer zu beleidigen.
Einige Väter haben ebenfals die
garstige Mode/ da die Clerisey alle Gaben, so die Gläubigen
ge[br]acht/ unter sich getheilet/ zum höchsten gemißbilliget c).
Denn wie säuberlich sie mit denen Armen verfahren/ ist be-
reits gemeldet worden. Der Römische Bischoff Damasus,
spricht auch alle solche Gaben denen Geistlichen zu/ und
meinet/ es dürffte sonst niemand etwas davon geniessen.
Diese Gewohnheit, saget er d)/ welche wieder die Catholi-

sche
rens, non tam impetrat, quam extorquet: quia singuli metuunt
veredarium vrbis offendere. Add. Idem epist. ad Heliodor. 2. ad
Nepotianum epist. 2.
Diesem Ubel haben auch die Keyser Valen-
tinianus, Valens
und Gratianus abhelffen wollen, wie man aus
ihrer Verordnung an Damasum, dessen Marcellinus in vorher-
gehender Note erwehnet, ersehen kan. Vid. L. 20. C. Theod. de Episc.
eccles. & cler.
c) Einige Patres
rathen, ferner
keine Gaben in
der Kirche zu
opffern.
Joh. Chrysostomus in Homil. 21 in epist. Pauli I. ad Cor. räthet
denen Gläubigen, sie solten vielmehr ihr Allmosen selbst unter die
Armen ausspenden, und nicht ferner denen Priestern einhändi-
gen. Eben dieses will auch Gregorius Nazianzenus in orat. 32.
Sie sahen, daß die Clerisey alles vor sich behielte.
d) Die CleriseySeine Worte hat Gratianus in c. 15. C. 10. q. 1. Hanc consuetu-
dinem,

II. Abth. III. Cap. Von dem
bringen ihre gantze Zeit damit zu, daß ſie die Nahmen der
Matronen, ihre Haͤuſer und Sitten erkennen moͤgen, von wel-
cher Gattung ich einen, der der Kunſt ein Meiſter iſt, auf das
kuͤrtzeſte abſchildern will, damit wenn man von dem Meiſter
weißt, man die Schuͤler deſto eher erkennen moͤge. Mit Auff-
gang der Sonnen ſtehet er alſobald auf, und entwirfft die Ord-
nung des Beſuchs, ſuchet die kuͤrtzeſten Wege, und dann geht
der unverſchaͤmte Alte faſt biß an die Bette der noch ſchlaf-
fenden: Wenn er ein huͤbſches Kuͤſſen, ein feines Tuch oder
andern Haußrath gewahr wird, ſo lobet er es, er bewundert
es, er greiffet es an, er ſaget, daß er dergleichen beduͤrffe, und
erlanget es nicht ſo wohl, als daß er es vielmehr herauspreſt:
Denn ein jeder traͤget Bedencken, dieſen allgemeinen Stadt-
Laͤuffer zu beleidigen.
Einige Vaͤter haben ebenfals die
garſtige Mode/ da die Cleriſey alle Gaben, ſo die Glaͤubigen
ge[br]acht/ unter ſich getheilet/ zum hoͤchſten gemißbilliget c).
Denn wie ſaͤuberlich ſie mit denen Armen verfahren/ iſt be-
reits gemeldet worden. Der Roͤmiſche Biſchoff Damaſus,
ſpricht auch alle ſolche Gaben denen Geiſtlichen zu/ und
meinet/ es duͤrffte ſonſt niemand etwas davon genieſſen.
Dieſe Gewohnheit, ſaget er d)/ welche wieder die Catholi-

ſche
rens, non tam impetrat, quam extorquet: quia ſinguli metuunt
veredarium vrbis offendere. Add. Idem epiſt. ad Heliodor. 2. ad
Nepotianum epiſt. 2.
Dieſem Ubel haben auch die Keyſer Valen-
tinianus, Valens
und Gratianus abhelffen wollen, wie man aus
ihrer Verordnung an Damaſum, deſſen Marcellinus in vorher-
gehender Note erwehnet, erſehen kan. Vid. L. 20. C. Theod. de Epiſc.
eccleſ. & cler.
c) Einige Patres
rathen, ferner
keine Gaben in
der Kirche zu
opffern.
Joh. Chryſoſtomus in Homil. 21 in epiſt. Pauli I. ad Cor. raͤthet
denen Glaͤubigen, ſie ſolten vielmehr ihr Allmoſen ſelbſt unter die
Armen ausſpenden, und nicht ferner denen Prieſtern einhaͤndi-
gen. Eben dieſes will auch Gregorius Nazianzenus in orat. 32.
Sie ſahen, daß die Cleriſey alles vor ſich behielte.
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[280/0299] II. Abth. III. Cap. Von dem bringen ihre gantze Zeit damit zu, daß ſie die Nahmen der Matronen, ihre Haͤuſer und Sitten erkennen moͤgen, von wel- cher Gattung ich einen, der der Kunſt ein Meiſter iſt, auf das kuͤrtzeſte abſchildern will, damit wenn man von dem Meiſter weißt, man die Schuͤler deſto eher erkennen moͤge. Mit Auff- gang der Sonnen ſtehet er alſobald auf, und entwirfft die Ord- nung des Beſuchs, ſuchet die kuͤrtzeſten Wege, und dann geht der unverſchaͤmte Alte faſt biß an die Bette der noch ſchlaf- fenden: Wenn er ein huͤbſches Kuͤſſen, ein feines Tuch oder andern Haußrath gewahr wird, ſo lobet er es, er bewundert es, er greiffet es an, er ſaget, daß er dergleichen beduͤrffe, und erlanget es nicht ſo wohl, als daß er es vielmehr herauspreſt: Denn ein jeder traͤget Bedencken, dieſen allgemeinen Stadt- Laͤuffer zu beleidigen. Einige Vaͤter haben ebenfals die garſtige Mode/ da die Cleriſey alle Gaben, ſo die Glaͤubigen gebracht/ unter ſich getheilet/ zum hoͤchſten gemißbilliget c). Denn wie ſaͤuberlich ſie mit denen Armen verfahren/ iſt be- reits gemeldet worden. Der Roͤmiſche Biſchoff Damaſus, ſpricht auch alle ſolche Gaben denen Geiſtlichen zu/ und meinet/ es duͤrffte ſonſt niemand etwas davon genieſſen. Dieſe Gewohnheit, ſaget er d)/ welche wieder die Catholi- ſche (b) c) Joh. Chryſoſtomus in Homil. 21 in epiſt. Pauli I. ad Cor. raͤthet denen Glaͤubigen, ſie ſolten vielmehr ihr Allmoſen ſelbſt unter die Armen ausſpenden, und nicht ferner denen Prieſtern einhaͤndi- gen. Eben dieſes will auch Gregorius Nazianzenus in orat. 32. Sie ſahen, daß die Cleriſey alles vor ſich behielte. d) Seine Worte hat Gratianus in c. 15. C. 10. q. 1. Hanc conſuetu- dinem, (b) rens, non tam impetrat, quam extorquet: quia ſinguli metuunt veredarium vrbis offendere. Add. Idem epiſt. ad Heliodor. 2. ad Nepotianum epiſt. 2. Dieſem Ubel haben auch die Keyſer Valen- tinianus, Valens und Gratianus abhelffen wollen, wie man aus ihrer Verordnung an Damaſum, deſſen Marcellinus in vorher- gehender Note erwehnet, erſehen kan. Vid. L. 20. C. Theod. de Epiſc. eccleſ. & cler.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/299>, abgerufen am 21.11.2024.