Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Beicht-Pfennig. Damasus und Vrsinus, die über menschliche Weise auf den Bi-schöfllichen Sitz erpicht waren, machten unter sich gewisse Partheyen und stritten mit einander, so daß es durch beyder Theile Beyhülffe zur Tödtung und Verwundung kame: Ju- ventius, da er nicht vermögend war solches zu ändern oder zu mildern, hat sich wegen der Gewalt in die Vor-Stadt bege- ben müssen. Jn dem Streit behielte Damasus die Oberhand, durch Beystand des theils, der ihm gewogen war. Man weißt, daß in der Kirche Sicini, da die Christen ihren Gottes- Dienst zu halten pflegen, an einem Tag hundert und sieben und dreyßig erschlagene Cörper gefunden worden: und mu- ste man viele Zeit haben den auffrührischen Pöbel zu besänff- tigen. Jch kan es auch nicht leugnen, wenn ich den Pracht in der Stadt betrachte, daß diejenigen, so Verlangen darnach haben, wenn sie ihr Begehren erlangen wollen, ihr äusserstes thun müssen: Denn wenn sie dieses erreichet, so sind sie ver- sichert, daß sie durch die Gaben der Matronen bereichert werden/ in Carossen fahren können, propres gekleidet seyn, und kostbare Gastereyen, die auch Königliche Taffeln übertreffen, auszurichten vermögend sind. Wenn dieser Heydnische Scribente einem nicht anstehet/ den will ich auf Hierony- mum verweisen. Dieser schildert die geitzigen Sitten der Geistlichen mehr als zu wohl ab. Er saget: b): Einige brin- lis insidentes, circumspecte vestiti, epulas curantes profusas, adeo vt eorum conuiuia regales superent mensas. b) Hieronymus epist. 22. ad Eustachium. Quidam in hoc omne studiumDer Clerisey
Begierde viel zu haben wird getadelt. vitamque posuerunt, vt matronarum nomina, domos moresque cognoscant, ex quibus vnum, qui hujus artis est princeps, bre- viter strictimquue describam, quo facilius, magistro cognito, discipulos recognoscas. Cum sole feslinans exsurgit, salutandi ei ordo disponitur, viarum compendia requiruntur, & pene vs- que ad cubicula dormientium senex importunus ingreditur: si puluillum viderit, si mantile elegans, si aliquid domesticae sup- pellectilis, laudat, miratur, attrectat, & se his indigere conque- rens, Beicht-Pfennig. Damaſus und Vrſinus, die uͤber menſchliche Weiſe auf den Bi-ſchoͤfllichen Sitz erpicht waren, machten unter ſich gewiſſe Partheyen und ſtritten mit einander, ſo daß es durch beyder Theile Beyhuͤlffe zur Toͤdtung und Verwundung kame: Ju- ventius, da er nicht vermoͤgend war ſolches zu aͤndern oder zu mildern, hat ſich wegen der Gewalt in die Vor-Stadt bege- ben muͤſſen. Jn dem Streit behielte Damaſus die Oberhand, durch Beyſtand des theils, der ihm gewogen war. Man weißt, daß in der Kirche Sicini, da die Chriſten ihren Gottes- Dienſt zu halten pflegen, an einem Tag hundert und ſieben und dreyßig erſchlagene Coͤrper gefunden worden: und mu- ſte man viele Zeit haben den auffruͤhriſchen Poͤbel zu beſaͤnff- tigen. Jch kan es auch nicht leugnen, wenn ich den Pracht in der Stadt betrachte, daß diejenigen, ſo Verlangen darnach haben, wenn ſie ihr Begehren erlangen wollen, ihr aͤuſſerſtes thun muͤſſen: Denn wenn ſie dieſes erreichet, ſo ſind ſie ver- ſichert, daß ſie durch die Gaben der Matronen bereichert werden/ in Caroſſen fahren koͤnnen, propres gekleidet ſeyn, und koſtbare Gaſtereyen, die auch Koͤnigliche Taffeln uͤbertreffen, auszurichten vermoͤgend ſind. Wenn dieſer Heydniſche Scribente einem nicht anſtehet/ den will ich auf Hierony- mum verweiſen. Dieſer ſchildert die geitzigen Sitten der Geiſtlichen mehr als zu wohl ab. Er ſaget: b): Einige brin- lis inſidentes, circumſpecte veſtiti, epulas curantes profuſas, adeo vt eorum conuiuia regales ſuperent menſas. b) Hieronymus epiſt. 22. ad Euſtachium. Quidam in hoc omne ſtudiumDer Cleriſey
Begierde viel zu haben wird getadelt. vitamque poſuerunt, vt matronarum nomina, domos moresque cognoſcant, ex quibus vnum, qui hujus artis eſt princeps, bre- viter ſtrictimquue deſcribam, quo facilius, magiſtro cognito, diſcipulos recognoſcas. Cum ſole feſlinans exſurgit, ſalutandi ei ordo diſponitur, viarum compendia requiruntur, & pene vs- que ad cubicula dormientium ſenex importunus ingreditur: ſi puluillum viderit, ſi mantile elegans, ſi aliquid domeſticæ ſup- pellectilis, laudat, miratur, attrectat, & ſe his indigere conque- rens, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0298" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Damaſus</hi></hi><hi rendition="#fr">und</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vrſinus,</hi></hi><hi rendition="#fr">die uͤber menſchliche Weiſe auf den Bi-<lb/> ſchoͤfllichen Sitz erpicht waren, machten unter ſich gewiſſe<lb/> Partheyen und ſtritten mit einander, ſo daß es durch beyder<lb/> Theile Beyhuͤlffe zur Toͤdtung und Verwundung kame:</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ju-<lb/> ventius,</hi></hi><hi rendition="#fr">da er nicht vermoͤgend war ſolches zu aͤndern oder zu<lb/> mildern, hat ſich wegen der Gewalt in die Vor-Stadt bege-<lb/> ben muͤſſen. Jn dem Streit behielte</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Damaſus</hi></hi><hi rendition="#fr">die Oberhand,<lb/> durch Beyſtand des theils, der ihm gewogen war. Man<lb/> weißt, daß in der Kirche</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sicini,</hi></hi><hi rendition="#fr">da die Chriſten ihren Gottes-<lb/> Dienſt zu halten pflegen, an einem Tag hundert und ſieben<lb/> und dreyßig erſchlagene Coͤrper gefunden worden: und mu-<lb/> ſte man viele Zeit haben den auffruͤhriſchen Poͤbel zu beſaͤnff-<lb/> tigen. Jch kan es auch nicht leugnen, wenn ich den Pracht<lb/> in der Stadt betrachte, daß diejenigen, ſo Verlangen darnach<lb/> haben, wenn ſie ihr Begehren erlangen wollen, ihr aͤuſſerſtes<lb/> thun muͤſſen: Denn wenn ſie dieſes erreichet, ſo ſind ſie ver-<lb/> ſichert, daß ſie durch</hi> die Gaben der <hi rendition="#aq">Matro</hi>nen bereichert<lb/> werden/ <hi rendition="#fr">in</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Caroſſ</hi></hi><hi rendition="#fr">en fahren koͤnnen,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">propres</hi></hi> <hi rendition="#fr">gekleidet ſeyn, und<lb/> koſtbare Gaſtereyen, die auch Koͤnigliche Taffeln uͤbertreffen,<lb/> auszurichten vermoͤgend ſind.</hi> Wenn dieſer Heydniſche<lb/><hi rendition="#aq">Scribent</hi>e einem nicht anſtehet/ den will ich auf <hi rendition="#aq">Hierony-<lb/> mum</hi> verweiſen. Dieſer ſchildert die geitzigen Sitten der<lb/> Geiſtlichen mehr als zu wohl ab. Er ſaget: <note xml:id="h74" next="#h75" place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">Hieronymus <hi rendition="#i">epiſt. 22. ad Euſtachium.</hi> Quidam in hoc omne ſtudium</hi><note place="right">Der Cleriſey<lb/> Begierde viel<lb/> zu haben wird<lb/> getadelt.</note><lb/><hi rendition="#aq">vitamque poſuerunt, vt matronarum nomina, domos moresque<lb/> cognoſcant, ex quibus vnum, qui hujus artis eſt princeps, bre-<lb/> viter ſtrictimquue deſcribam, quo facilius, magiſtro cognito,<lb/> diſcipulos recognoſcas. Cum ſole feſlinans exſurgit, ſalutandi<lb/> ei ordo diſponitur, viarum compendia requiruntur, & pene vs-<lb/> que ad cubicula dormientium ſenex importunus ingreditur: ſi<lb/> puluillum viderit, ſi mantile elegans, ſi aliquid domeſticæ ſup-<lb/> pellectilis, laudat, miratur, attrectat, & ſe his indigere conque-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">rens,</hi></fw></note>: <hi rendition="#fr">Einige</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">brin-</hi></fw><lb/><note xml:id="h73" prev="#h72" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">lis inſidentes, circumſpecte veſtiti, epulas curantes profuſas,<lb/> adeo vt eorum conuiuia regales ſuperent menſas.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0298]
Beicht-Pfennig.
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ſchoͤfllichen Sitz erpicht waren, machten unter ſich gewiſſe
Partheyen und ſtritten mit einander, ſo daß es durch beyder
Theile Beyhuͤlffe zur Toͤdtung und Verwundung kame: Ju-
ventius, da er nicht vermoͤgend war ſolches zu aͤndern oder zu
mildern, hat ſich wegen der Gewalt in die Vor-Stadt bege-
ben muͤſſen. Jn dem Streit behielte Damaſus die Oberhand,
durch Beyſtand des theils, der ihm gewogen war. Man
weißt, daß in der Kirche Sicini, da die Chriſten ihren Gottes-
Dienſt zu halten pflegen, an einem Tag hundert und ſieben
und dreyßig erſchlagene Coͤrper gefunden worden: und mu-
ſte man viele Zeit haben den auffruͤhriſchen Poͤbel zu beſaͤnff-
tigen. Jch kan es auch nicht leugnen, wenn ich den Pracht
in der Stadt betrachte, daß diejenigen, ſo Verlangen darnach
haben, wenn ſie ihr Begehren erlangen wollen, ihr aͤuſſerſtes
thun muͤſſen: Denn wenn ſie dieſes erreichet, ſo ſind ſie ver-
ſichert, daß ſie durch die Gaben der Matronen bereichert
werden/ in Caroſſen fahren koͤnnen, propres gekleidet ſeyn, und
koſtbare Gaſtereyen, die auch Koͤnigliche Taffeln uͤbertreffen,
auszurichten vermoͤgend ſind. Wenn dieſer Heydniſche
Scribente einem nicht anſtehet/ den will ich auf Hierony-
mum verweiſen. Dieſer ſchildert die geitzigen Sitten der
Geiſtlichen mehr als zu wohl ab. Er ſaget: b): Einige
brin-
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b) Hieronymus epiſt. 22. ad Euſtachium. Quidam in hoc omne ſtudium
vitamque poſuerunt, vt matronarum nomina, domos moresque
cognoſcant, ex quibus vnum, qui hujus artis eſt princeps, bre-
viter ſtrictimquue deſcribam, quo facilius, magiſtro cognito,
diſcipulos recognoſcas. Cum ſole feſlinans exſurgit, ſalutandi
ei ordo diſponitur, viarum compendia requiruntur, & pene vs-
que ad cubicula dormientium ſenex importunus ingreditur: ſi
puluillum viderit, ſi mantile elegans, ſi aliquid domeſticæ ſup-
pellectilis, laudat, miratur, attrectat, & ſe his indigere conque-
rens,
(a) lis inſidentes, circumſpecte veſtiti, epulas curantes profuſas,
adeo vt eorum conuiuia regales ſuperent menſas.
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