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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
nehmsten Fehler/ die man bey denen Accidentien und in-
sonderheit bey dem Beicht-Pfennig findet/ daher rühren/
daß die Geistlichkeit solche allzuscharff fordern. Jch muß
bekennen/ daß hieraus zum öfftern recht grosses Aergernüß
entstehet b).

Unterscheid
der Acci-dentien.
§. XXX.

Es sind aber die Accidentia nicht von ei-
nerley Art. Am Anfang sind alle vermuthlich aus einer
Freyheit und guten Willen entrichtet worden. Nach-
mahls aber ist/ wie bereits gemeldet/ aus denen meisten eine
Nothwendigkeit gemacht worden. Man kan solche auch
noch heute zu Tage so eintheilen/ daß einige durch die Kir-
chen-Gesetze
feste gestellet/ oder durch Gewohnheit einge-
führet; einige aber eines jeden guten Willen anheim ge-
lassen sind. Jn dem ersten Fall/ haben die Kirchen-Die-
ner ein Recht, solche zu fordern. Jn dem andern müs-
sen sie zu frieden seyn/ ob man ihnen etwas geben will/

oder
ben, auf was Weise die Besoldungen der Kirchen-Diener zu ver-
mehren sind. Ein gleiches ist auch von ihm in der Disputation
de jure principis circa adiaphora. c. 2. §. vlt.
geschehen. Allein er
hat sogleich abgebrochen und gemeldet, es sey das gröste Geheim-
nüß, daß dergleichen Rathschläge geheim blieben.
b) Die Acciden-
tia
soll man
nicht scharff
fordern.
Hieher gehöret mit allem Recht, was der Jurist saget: Man kön-
te vieles mit gutem Fug annehmen, was man nicht auf sol-
che Weise fordern könte.
Mnlta honeste accipiuntur, quae mi-
nus honeste petuntur. L. I. ff. de extraord. cognit.
Denenjeni-
gen, welche fast nichts haben, als was sie von denen Accidentien
erheben, kan man es nicht so übel deuten, wenn sie scharf auf ih-
ren Nutzen sehen. Allein man siehet fast durchgehends, daß hier-
inn pecciret wird. Die zu leben genug haben, sind öffters am
meisten darauff erpicht. Jch habe in meinem Tractat de simo-
niae crimine,
in der andern Section verschiedene Exempel ange-
führet, die ärgerlich genug sind. Von dem Beicht-Pfennig in-
sonderheit ist ein sattsamer casus sect. II. cap. 3. §. 10. not. d. zu lesen.
a) So

II. Abth. III. Cap. Von dem
nehmſten Fehler/ die man bey denen Accidentien und in-
ſonderheit bey dem Beicht-Pfennig findet/ daher ruͤhren/
daß die Geiſtlichkeit ſolche allzuſcharff fordern. Jch muß
bekennen/ daß hieraus zum oͤfftern recht groſſes Aergernuͤß
entſtehet b).

Unterſcheid
der Acci-dentien.
§. XXX.

Es ſind aber die Accidentia nicht von ei-
nerley Art. Am Anfang ſind alle vermuthlich aus einer
Freyheit und guten Willen entrichtet worden. Nach-
mahls aber iſt/ wie bereits gemeldet/ aus denen meiſten eine
Nothwendigkeit gemacht worden. Man kan ſolche auch
noch heute zu Tage ſo eintheilen/ daß einige durch die Kir-
chen-Geſetze
feſte geſtellet/ oder durch Gewohnheit einge-
fuͤhret; einige aber eines jeden guten Willen anheim ge-
laſſen ſind. Jn dem erſten Fall/ haben die Kirchen-Die-
ner ein Recht, ſolche zu fordern. Jn dem andern muͤſ-
ſen ſie zu frieden ſeyn/ ob man ihnen etwas geben will/

oder
ben, auf was Weiſe die Beſoldungen der Kirchen-Diener zu ver-
mehren ſind. Ein gleiches iſt auch von ihm in der Diſputation
de jure principis circa adiaphora. c. 2. §. vlt.
geſchehen. Allein er
hat ſogleich abgebrochen und gemeldet, es ſey das groͤſte Geheim-
nuͤß, daß dergleichen Rathſchlaͤge geheim blieben.
b) Die Acciden-
tia
ſoll man
nicht ſcharff
fordern.
Hieher gehoͤret mit allem Recht, was der Juriſt ſaget: Man koͤn-
te vieles mit gutem Fug annehmen, was man nicht auf ſol-
che Weiſe fordern koͤnte.
Mnlta honeſte accipiuntur, quæ mi-
nus honeſte petuntur. L. I. ff. de extraord. cognit.
Denenjeni-
gen, welche faſt nichts haben, als was ſie von denen Accidentien
erheben, kan man es nicht ſo uͤbel deuten, wenn ſie ſcharf auf ih-
ren Nutzen ſehen. Allein man ſiehet faſt durchgehends, daß hier-
inn pecciret wird. Die zu leben genug haben, ſind oͤffters am
meiſten darauff erpicht. Jch habe in meinem Tractat de ſimo-
niæ crimine,
in der andern Section verſchiedene Exempel ange-
fuͤhret, die aͤrgerlich genug ſind. Von dem Beicht-Pfennig in-
ſonderheit iſt ein ſattſamer caſus ſect. II. cap. 3. §. 10. not. d. zu leſen.
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[294/0313] II. Abth. III. Cap. Von dem nehmſten Fehler/ die man bey denen Accidentien und in- ſonderheit bey dem Beicht-Pfennig findet/ daher ruͤhren/ daß die Geiſtlichkeit ſolche allzuſcharff fordern. Jch muß bekennen/ daß hieraus zum oͤfftern recht groſſes Aergernuͤß entſtehet b). §. XXX. Es ſind aber die Accidentia nicht von ei- nerley Art. Am Anfang ſind alle vermuthlich aus einer Freyheit und guten Willen entrichtet worden. Nach- mahls aber iſt/ wie bereits gemeldet/ aus denen meiſten eine Nothwendigkeit gemacht worden. Man kan ſolche auch noch heute zu Tage ſo eintheilen/ daß einige durch die Kir- chen-Geſetze feſte geſtellet/ oder durch Gewohnheit einge- fuͤhret; einige aber eines jeden guten Willen anheim ge- laſſen ſind. Jn dem erſten Fall/ haben die Kirchen-Die- ner ein Recht, ſolche zu fordern. Jn dem andern muͤſ- ſen ſie zu frieden ſeyn/ ob man ihnen etwas geben will/ oder (a) b) Hieher gehoͤret mit allem Recht, was der Juriſt ſaget: Man koͤn- te vieles mit gutem Fug annehmen, was man nicht auf ſol- che Weiſe fordern koͤnte. Mnlta honeſte accipiuntur, quæ mi- nus honeſte petuntur. L. I. ff. de extraord. cognit. Denenjeni- gen, welche faſt nichts haben, als was ſie von denen Accidentien erheben, kan man es nicht ſo uͤbel deuten, wenn ſie ſcharf auf ih- ren Nutzen ſehen. Allein man ſiehet faſt durchgehends, daß hier- inn pecciret wird. Die zu leben genug haben, ſind oͤffters am meiſten darauff erpicht. Jch habe in meinem Tractat de ſimo- niæ crimine, in der andern Section verſchiedene Exempel ange- fuͤhret, die aͤrgerlich genug ſind. Von dem Beicht-Pfennig in- ſonderheit iſt ein ſattſamer caſus ſect. II. cap. 3. §. 10. not. d. zu leſen. a) So (a) ben, auf was Weiſe die Beſoldungen der Kirchen-Diener zu ver- mehren ſind. Ein gleiches iſt auch von ihm in der Diſputation de jure principis circa adiaphora. c. 2. §. vlt. geſchehen. Allein er hat ſogleich abgebrochen und gemeldet, es ſey das groͤſte Geheim- nuͤß, daß dergleichen Rathſchlaͤge geheim blieben.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/313>, abgerufen am 27.11.2024.