Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Beicht-Pfennig.
schehen könne. Der Beicht-Pfennig ist ein freywilliges Ge-
schencke, welches die Beichtende dem Beicht-Vater nach er-
langter Absolution, zu Bezeugung ihrer Danckbarkeit darrei-
chen, welches denen Rechten und Gewohnheit nach zugelas-
sen ist
a).



Das vierte Capitel
Von der Geheimhaltung der Beichte.
§. I.

DJe Geheimhaltung der Beichte/ wird sigillum con-Bedeutun-
gen des
Worts si-
gilli.

fessionis genennet. Das Wort sigillum komt von
dem Wort signo her/ und hat verschiedene Bedeu-
tungen. Zuweilen zeiget es ein Zeichen an/ so auf Pap-
pier ist/ zuweilen ein kleines Bild, zuweilen ein Diploma.
Es wird am besten seyn/ daß ich die Worte des berühm-
ten Hällischen Theologi, Heineccii hieher setze. Aus die-
ser
Etymologie, schreibet er a)/ erhellet, daß das Wort si-

gillum
a) Was das Recht eines Fürsten wegen des Beicht-Pfennigs be-Recht eines
Fürsten.

trifft, nehmlich desselben Einführung an denen Orten, wo er nicht
ist, desselben Abschaffung, Duldung, und was weiter dahin ge-
höret, davon werde unten besonders handeln.
a) Heineccius in syngtagm. Histor. de veter. Germ. aliarumque nation.Heineccii Ge-
dancken.

sigillis Part. I. c. II. §. 2. Ex hac etymologia liquet, totidem esse debe-
re vocis sigilli significationes, quot ipsius primitiui. Quoniam ta-
men non omnes in bonae notae autoribus habent praesidium, duas
praecipue notamus. Vulgaris significatio & in medii aeui scriptori-
bus frequentissima illa est, qua pro signo instrumentis publicis
fidei causa vel impresso vel appenso accipitur. Veteribus et-
iam scriptoribus familiaris fuit, licet saepius signum vsurparent.
Ipse enim Cicero sigillorum annulo impressorum meminit. Fre-
quentius accipitur pro minoribus simulacris. Cicero: apposuit
patellam, in qua sigilla erant egregia.
-- -- -- At singularis

me-
p p 2

Beicht-Pfennig.
ſchehen koͤnne. Der Beicht-Pfennig iſt ein freywilliges Ge-
ſchencke, welches die Beichtende dem Beicht-Vater nach er-
langter Abſolution, zu Bezeugung ihrer Danckbarkeit darrei-
chen, welches denen Rechten und Gewohnheit nach zugelaſ-
ſen iſt
a).



Das vierte Capitel
Von der Geheimhaltung der Beichte.
§. I.

DJe Geheimhaltung der Beichte/ wird ſigillum con-Bedeutun-
gen des
Worts ſi-
gilli.

fesſionis genennet. Das Wort ſigillum komt von
dem Wort ſigno her/ und hat verſchiedene Bedeu-
tungen. Zuweilen zeiget es ein Zeichen an/ ſo auf Pap-
pier iſt/ zuweilen ein kleines Bild, zuweilen ein Diploma.
Es wird am beſten ſeyn/ daß ich die Worte des beruͤhm-
ten Haͤlliſchen Theologi, Heineccii hieher ſetze. Aus die-
ſer
Etymologie, ſchreibet er a)/ erhellet, daß das Wort ſi-

gillum
a) Was das Recht eines Fuͤrſten wegen des Beicht-Pfennigs be-Recht eines
Fuͤrſten.

trifft, nehmlich deſſelben Einfuͤhrung an denen Orten, wo er nicht
iſt, deſſelben Abſchaffung, Duldung, und was weiter dahin ge-
hoͤret, davon werde unten beſonders handeln.
a) Heineccius in ſyngtagm. Hiſtor. de veter. Germ. aliarumque nation.Heineccii Ge-
dancken.

ſigillis Part. I. c. II. §. 2. Ex hac etymologia liquet, totidem eſſe debe-
re vocis ſigilli ſignificationes, quot ipſius primitiui. Quoniam ta-
men non omnes in bonæ notæ autoribus habent præſidium, duas
præcipue notamus. Vulgaris ſignificatio & in medii æui ſcriptori-
bus frequentiſſima illa eſt, qua pro ſigno inſtrumentis publicis
fidei cauſa vel impresſo vel appenſo accipitur. Veteribus et-
iam ſcriptoribus familiaris fuit, licet ſæpius ſignum vſurparent.
Ipſe enim Cicero ſigillorum annulo impreſſorum meminit. Fre-
quentius accipitur pro minoribus ſimulacris. Cicero: appoſuit
patellam, in qua ſigilla erant egregia.
‒‒ ‒‒ ‒‒ At ſingularis

me-
p p 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0318" n="299"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chehen ko&#x0364;nne. <hi rendition="#fr">Der Beicht-Pfennig i&#x017F;t ein freywilliges Ge-<lb/>
&#x017F;chencke, welches die Beichtende dem Beicht-Vater nach er-<lb/>
langter Ab&#x017F;olution, zu Bezeugung ihrer Danckbarkeit darrei-<lb/>
chen, welches denen Rechten und Gewohnheit nach zugela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en i&#x017F;t</hi> <note place="foot" n="a)">Was das Recht eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten wegen des Beicht-Pfennigs be-<note place="right">Recht eines<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten.</note><lb/>
trifft, nehmlich de&#x017F;&#x017F;elben Einfu&#x0364;hrung an denen Orten, wo er nicht<lb/>
i&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;elben Ab&#x017F;chaffung, Duldung, und was weiter dahin ge-<lb/>
ho&#x0364;ret, davon werde unten be&#x017F;onders handeln.</note>.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Das vierte Capitel</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von der Geheimhaltung der Beichte.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">I.</hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Geheimhaltung der Beichte/ wird <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;igillum con-</hi></hi><note place="right">Bedeutun-<lb/>
gen des<lb/>
Worts <hi rendition="#aq">&#x017F;i-<lb/>
gilli.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fes&#x017F;ionis</hi></hi> genennet. Das Wort <hi rendition="#aq">&#x017F;igillum</hi> komt von<lb/>
dem Wort <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;igno</hi></hi> her/ und hat ver&#x017F;chiedene Bedeu-<lb/>
tungen. Zuweilen zeiget es ein <hi rendition="#fr">Zeichen</hi> an/ &#x017F;o auf Pap-<lb/>
pier i&#x017F;t/ zuweilen ein <hi rendition="#fr">kleines Bild,</hi> zuweilen ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Diploma.</hi></hi><lb/>
Es wird am be&#x017F;ten &#x017F;eyn/ daß ich die Worte des beru&#x0364;hm-<lb/>
ten Ha&#x0364;lli&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Theologi, Heineccii</hi> hieher &#x017F;etze. <hi rendition="#fr">Aus die-<lb/>
&#x017F;er</hi> <hi rendition="#aq">Etymologie,</hi> &#x017F;chreibet er <note xml:id="h94" next="#h95" place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">Heineccius in <hi rendition="#i">&#x017F;yngtagm. Hi&#x017F;tor. de veter. Germ. aliarumque nation.</hi></hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Heineccii</hi> Ge-<lb/>
dancken.</note><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;igillis Part. I. c. II.</hi> §. <hi rendition="#i">2.</hi> Ex hac etymologia liquet, totidem e&#x017F;&#x017F;e debe-<lb/>
re vocis &#x017F;igilli &#x017F;ignificationes, quot ip&#x017F;ius primitiui. Quoniam ta-<lb/>
men non omnes in bonæ notæ autoribus habent præ&#x017F;idium, duas<lb/>
præcipue notamus. Vulgaris &#x017F;ignificatio &amp; in medii æui &#x017F;criptori-<lb/>
bus frequenti&#x017F;&#x017F;ima illa e&#x017F;t, qua pro &#x017F;igno in&#x017F;trumentis publicis<lb/>
fidei cau&#x017F;a vel impres&#x017F;o vel appen&#x017F;o accipitur. Veteribus et-<lb/>
iam &#x017F;criptoribus familiaris fuit, licet &#x017F;æpius &#x017F;ignum v&#x017F;urparent.<lb/>
Ip&#x017F;e enim Cicero &#x017F;igillorum annulo impre&#x017F;&#x017F;orum meminit. Fre-<lb/>
quentius accipitur pro minoribus &#x017F;imulacris. Cicero: <hi rendition="#i">appo&#x017F;uit<lb/>
patellam, in qua &#x017F;igilla erant egregia.</hi> &#x2012;&#x2012; &#x2012;&#x2012; &#x2012;&#x2012; At &#x017F;ingularis</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">me-</hi></fw></note>/ <hi rendition="#fr">erhellet, daß das Wort</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;i-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">gillum</hi></hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">p p 2</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0318] Beicht-Pfennig. ſchehen koͤnne. Der Beicht-Pfennig iſt ein freywilliges Ge- ſchencke, welches die Beichtende dem Beicht-Vater nach er- langter Abſolution, zu Bezeugung ihrer Danckbarkeit darrei- chen, welches denen Rechten und Gewohnheit nach zugelaſ- ſen iſt a). Das vierte Capitel Von der Geheimhaltung der Beichte. §. I. DJe Geheimhaltung der Beichte/ wird ſigillum con- fesſionis genennet. Das Wort ſigillum komt von dem Wort ſigno her/ und hat verſchiedene Bedeu- tungen. Zuweilen zeiget es ein Zeichen an/ ſo auf Pap- pier iſt/ zuweilen ein kleines Bild, zuweilen ein Diploma. Es wird am beſten ſeyn/ daß ich die Worte des beruͤhm- ten Haͤlliſchen Theologi, Heineccii hieher ſetze. Aus die- ſer Etymologie, ſchreibet er a)/ erhellet, daß das Wort ſi- gillum Bedeutun- gen des Worts ſi- gilli. a) Was das Recht eines Fuͤrſten wegen des Beicht-Pfennigs be- trifft, nehmlich deſſelben Einfuͤhrung an denen Orten, wo er nicht iſt, deſſelben Abſchaffung, Duldung, und was weiter dahin ge- hoͤret, davon werde unten beſonders handeln. a) Heineccius in ſyngtagm. Hiſtor. de veter. Germ. aliarumque nation. ſigillis Part. I. c. II. §. 2. Ex hac etymologia liquet, totidem eſſe debe- re vocis ſigilli ſignificationes, quot ipſius primitiui. Quoniam ta- men non omnes in bonæ notæ autoribus habent præſidium, duas præcipue notamus. Vulgaris ſignificatio & in medii æui ſcriptori- bus frequentiſſima illa eſt, qua pro ſigno inſtrumentis publicis fidei cauſa vel impresſo vel appenſo accipitur. Veteribus et- iam ſcriptoribus familiaris fuit, licet ſæpius ſignum vſurparent. Ipſe enim Cicero ſigillorum annulo impreſſorum meminit. Fre- quentius accipitur pro minoribus ſimulacris. Cicero: appoſuit patellam, in qua ſigilla erant egregia. ‒‒ ‒‒ ‒‒ At ſingularis me- p p 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/318
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/318>, abgerufen am 27.11.2024.