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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Geheimhaltung der Beichte.
ben lassen/ welchem andere gefolget c). Die Juristen ha-
ben solche ebenfalls angenommen. Carpzov und Linck
tragen dieselbe in ihren Schrifften vor d). Anderer zu ge-
schweigen.

§. V.
c) Lutherus saget in seinen Tischreden cap. 14. Sie hat mirDer Priester
soll in dem
Beicht-Actu
GOttes Stel-
le vertreten.
Meinung Lu-
theri
und Die-
terici.

nicht gebeichtet, sondern dem Herrn Christo, und weil es
Christus heimlich hält, so soll ichs auch heimlich halten,
und stracks sagen: Jch habe nichts gehöret, hat Christus
was gehöret, so sage ers.
Er fähret weiter fort: Jst sie ab-
solvi
ret, da weiß ich D. Martinus nichts umb, sondern Chri-
stus weiß es. Denn ich höre nicht Beichte,
absolvire auch
nicht, sondern Christus.
Lutherus urtheilet also auff eben
den Schlag als das canonische Recht. Jn solchem wird ge-
meldet, daß der Priester in dieser Handlung nicht als ein Richter,
sondern als GOtt anzusehen. C. 2 X. de offic. jud. ordin. Diete-
ricus in Ecclesiast. Part. I. p. 487.
hat Zweiffels ohne Lutheri
Worte vor Augen gehabt, da er geschrieben: Was man ihnen
beichtet als Dienern OOttes, das wird ihnen nicht, son-
dern GOtt gebeichtet. Drum sollen sie eben so viel davon
wissen, als wenn es ihnen nicht gebeichtet.
d) Carpzov Lib. III. Jurispr. eccles. def. 25. führet die Worte desCarpzovs und
Lincks Gedan-
cken.

Pabsts Eugenii aus c. 2. X. de offic. jud. ordin. an, und saget, daß
es gewiß, daß die Priester als Menschen von dem gebeichteten
nichts wissen könten. Linck de jur. templor. cap. VIII. §. 125. seq.
giebet für: daß alles was dem Beicht-Vater geoffenbahret wor-
den, als ein kostbahrer Schatz anzusehen, welchen man nicht so
wohl Menschen als GOtt anvertrauet. Concredita sacer-
doti in confessione, esse instar maximi depositi pretii, non tam
penes hominem quam Deum recondita.
Er meldet ferner: wenn
man den Priester von demjenigen, was ihm geoffenbahret wor-
den, fragte, könnte er mit Recht seine Unwissenheit vorschützen.
Denn als ein Mensche und Zeuge wisse er nichts, worüber man
ihn fragte. Sacerdotem interrogatum de reuelatis, recte de igno-
rantia respondere posse, cum vt homo & testis ignoret factum,
super quo interrogaretur.

a) Die-
(Recht der Beicht-Stühle.) q q

Geheimhaltung der Beichte.
ben laſſen/ welchem andere gefolget c). Die Juriſten ha-
ben ſolche ebenfalls angenommen. Carpzov und Linck
tragen dieſelbe in ihren Schrifften vor d). Anderer zu ge-
ſchweigen.

§. V.
c) Lutherus ſaget in ſeinen Tiſchreden cap. 14. Sie hat mirDer Prieſter
ſoll in dem
Beicht-Actu
GOttes Stel-
le vertreten.
Meinung Lu-
theri
und Die-
terici.

nicht gebeichtet, ſondern dem Herrn Chriſto, und weil es
Chriſtus heimlich haͤlt, ſo ſoll ichs auch heimlich halten,
und ſtracks ſagen: Jch habe nichts gehoͤret, hat Chriſtus
was gehoͤret, ſo ſage ers.
Er faͤhret weiter fort: Jſt ſie ab-
ſolvi
ret, da weiß ich D. Martinus nichts umb, ſondern Chri-
ſtus weiß es. Denn ich hoͤre nicht Beichte,
abſolvire auch
nicht, ſondern Chriſtus.
Lutherus urtheilet alſo auff eben
den Schlag als das canoniſche Recht. Jn ſolchem wird ge-
meldet, daß der Prieſter in dieſer Handlung nicht als ein Richter,
ſondern als GOtt anzuſehen. C. 2 X. de offic. jud. ordin. Diete-
ricus in Eccleſiaſt. Part. I. p. 487.
hat Zweiffels ohne Lutheri
Worte vor Augen gehabt, da er geſchrieben: Was man ihnen
beichtet als Dienern OOttes, das wird ihnen nicht, ſon-
dern GOtt gebeichtet. Drum ſollen ſie eben ſo viel davon
wiſſen, als wenn es ihnen nicht gebeichtet.
d) Carpzov Lib. III. Jurispr. eccles. def. 25. fuͤhret die Worte desCarpzovs und
Lincks Gedan-
cken.

Pabſts Eugenii aus c. 2. X. de offic. jud. ordin. an, und ſaget, daß
es gewiß, daß die Prieſter als Menſchen von dem gebeichteten
nichts wiſſen koͤnten. Linck de jur. templor. cap. VIII. §. 125. ſeq.
giebet fuͤr: daß alles was dem Beicht-Vater geoffenbahret wor-
den, als ein koſtbahrer Schatz anzuſehen, welchen man nicht ſo
wohl Menſchen als GOtt anvertrauet. Concredita ſacer-
doti in confesſione, eſſe inſtar maximi depoſiti pretii, non tam
penes hominem quam Deum recondita.
Er meldet ferner: wenn
man den Prieſter von demjenigen, was ihm geoffenbahret wor-
den, fragte, koͤnnte er mit Recht ſeine Unwiſſenheit vorſchuͤtzen.
Denn als ein Menſche und Zeuge wiſſe er nichts, woruͤber man
ihn fragte. Sacerdotem interrogatum de reuelatis, recte de igno-
rantia reſpondere poſſe, cum vt homo & teſtis ignoret factum,
ſuper quo interrogaretur.

a) Die-
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) q q
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[305/0324] Geheimhaltung der Beichte. ben laſſen/ welchem andere gefolget c). Die Juriſten ha- ben ſolche ebenfalls angenommen. Carpzov und Linck tragen dieſelbe in ihren Schrifften vor d). Anderer zu ge- ſchweigen. §. V. c) Lutherus ſaget in ſeinen Tiſchreden cap. 14. Sie hat mir nicht gebeichtet, ſondern dem Herrn Chriſto, und weil es Chriſtus heimlich haͤlt, ſo ſoll ichs auch heimlich halten, und ſtracks ſagen: Jch habe nichts gehoͤret, hat Chriſtus was gehoͤret, ſo ſage ers. Er faͤhret weiter fort: Jſt ſie ab- ſolviret, da weiß ich D. Martinus nichts umb, ſondern Chri- ſtus weiß es. Denn ich hoͤre nicht Beichte, abſolvire auch nicht, ſondern Chriſtus. Lutherus urtheilet alſo auff eben den Schlag als das canoniſche Recht. Jn ſolchem wird ge- meldet, daß der Prieſter in dieſer Handlung nicht als ein Richter, ſondern als GOtt anzuſehen. C. 2 X. de offic. jud. ordin. Diete- ricus in Eccleſiaſt. Part. I. p. 487. hat Zweiffels ohne Lutheri Worte vor Augen gehabt, da er geſchrieben: Was man ihnen beichtet als Dienern OOttes, das wird ihnen nicht, ſon- dern GOtt gebeichtet. Drum ſollen ſie eben ſo viel davon wiſſen, als wenn es ihnen nicht gebeichtet. d) Carpzov Lib. III. Jurispr. eccles. def. 25. fuͤhret die Worte des Pabſts Eugenii aus c. 2. X. de offic. jud. ordin. an, und ſaget, daß es gewiß, daß die Prieſter als Menſchen von dem gebeichteten nichts wiſſen koͤnten. Linck de jur. templor. cap. VIII. §. 125. ſeq. giebet fuͤr: daß alles was dem Beicht-Vater geoffenbahret wor- den, als ein koſtbahrer Schatz anzuſehen, welchen man nicht ſo wohl Menſchen als GOtt anvertrauet. Concredita ſacer- doti in confesſione, eſſe inſtar maximi depoſiti pretii, non tam penes hominem quam Deum recondita. Er meldet ferner: wenn man den Prieſter von demjenigen, was ihm geoffenbahret wor- den, fragte, koͤnnte er mit Recht ſeine Unwiſſenheit vorſchuͤtzen. Denn als ein Menſche und Zeuge wiſſe er nichts, woruͤber man ihn fragte. Sacerdotem interrogatum de reuelatis, recte de igno- rantia reſpondere poſſe, cum vt homo & teſtis ignoret factum, ſuper quo interrogaretur. a) Die- (Recht der Beicht-Stuͤhle.) q q

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/324>, abgerufen am 28.11.2024.