Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Studio in der Theologie. Findet nun ein Jurist, der sich die vernünfftige und lebendigeLiebe/ ohne falsch oder Heucheley in die That zu bringen einen Ernst seyn lässet/ bey der Vernunfft nicht genugsame Mittel/ so steiget er mit tieffster Demuth in die Offenbahrung. Hier trifft er die Ursache des menschlichen Verderbens und Todes an. Hier siehet er Mittel/ die verlohrne Freyheit in etwas wiederherzustellen. Denn die Schrifft ist ein Supplement, durch deren rechten Gebrauch/ alles was dem Vermögen un- sers Willens abgehet/ was der Vollkommenheit des Ver- standes mangelt/ kan ersetzet und verbessert werden. Also sie- hest du abermahls eine Ursache/ warum ein Jurist, der ver- nünfftig seyn will/ nöthig hat nicht nur einen Blick in die Theologie zu thun/ sondern sich auch wohl und gründlich in derselben umzusehen. §. XV. Juristen müssen um ein gutes Systema Politi-Dritte Ur- könte pienter omnia condidisse, & humanae naturae certam perfectionem & proportionem adsignasse, natura scimus. Hujus perfectionis con- seruationem, quae virtutis nomine insignitur, ab homine esse quaeren- dam, eo omnem appetitum esse conuertendum, ratio videt. Tan- tum in applicatione infirmitas obseruatur, quae cum naturae viribus- tolli nequeat, diuinis superanda videtur. (Recht der Beicht-Stühle.) c
Studio in der Theologie. Findet nun ein Juriſt, der ſich die vernuͤnfftige und lebendigeLiebe/ ohne falſch oder Heucheley in die That zu bringen einen Ernſt ſeyn laͤſſet/ bey der Vernunfft nicht genugſame Mittel/ ſo ſteiget er mit tieffſter Demuth in die Offenbahrung. Hier trifft er die Urſache des menſchlichen Verderbens und Todes an. Hier ſiehet er Mittel/ die verlohrne Freyheit in etwas wiederherzuſtellen. Denn die Schrifft iſt ein Supplement, durch deren rechten Gebrauch/ alles was dem Vermoͤgen un- ſers Willens abgehet/ was der Vollkommenheit des Ver- ſtandes mangelt/ kan erſetzet und verbeſſert werden. Alſo ſie- heſt du abermahls eine Urſache/ warum ein Juriſt, der ver- nuͤnfftig ſeyn will/ noͤthig hat nicht nur einen Blick in die Theologie zu thun/ ſondern ſich auch wohl und gruͤndlich in derſelben umzuſehen. §. XV. Juriſten muͤſſen um ein gutes Syſtema Politi-Dritte Ur- koͤnte pienter omnia condidiſſe, & humanæ naturæ certam perfectionem & proportionem adſignaſſe, natura ſcimus. Hujus perfectionis con- ſeruationem, quæ virtutis nomine inſignitur, ab homine eſſe quæren- dam, eo omnem appetitum eſſe conuertendum, ratio videt. Tan- tum in applicatione infirmitas obſeruatur, quæ cum naturæ viribus- tolli nequeat, diuinis ſuperanda videtur. (Recht der Beicht-Stuͤhle.) c
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Studio in der Theologie.
Findet nun ein Juriſt, der ſich die vernuͤnfftige und lebendige
Liebe/ ohne falſch oder Heucheley in die That zu bringen einen
Ernſt ſeyn laͤſſet/ bey der Vernunfft nicht genugſame Mittel/
ſo ſteiget er mit tieffſter Demuth in die Offenbahrung. Hier
trifft er die Urſache des menſchlichen Verderbens und Todes
an. Hier ſiehet er Mittel/ die verlohrne Freyheit in etwas
wiederherzuſtellen. Denn die Schrifft iſt ein Supplement,
durch deren rechten Gebrauch/ alles was dem Vermoͤgen un-
ſers Willens abgehet/ was der Vollkommenheit des Ver-
ſtandes mangelt/ kan erſetzet und verbeſſert werden. Alſo ſie-
heſt du abermahls eine Urſache/ warum ein Juriſt, der ver-
nuͤnfftig ſeyn will/ noͤthig hat nicht nur einen Blick in die
Theologie zu thun/ ſondern ſich auch wohl und gruͤndlich in
derſelben umzuſehen.
§. XV. Juriſten muͤſſen um ein gutes Syſtema Politi-
cum bekuͤmmert ſeyn/ oder doch zum wenigſten wiſſen, wor-
innen die wahre Politic beſtehet. Sie muͤſſen wiſſen/ was zu
einer wohl eingerichteten Republique erfordert wird. Jhnen
muͤſſen diejenigen Mittel bekannt ſeyn/ wodurch die einge-
ſchlichenen Fehler bey einen gemeinen Weſen koͤnnen gehoben
werden. Nun machet man zwar ein greuliches Geprahle/ von
denen Geſetzen der Griechen/ Roͤmer und anderer Voͤlcker.
Man bemuͤhet ſich die Einrichtung ihrer Republiquen recht
vorzuſtellen. Man will allerhand noͤthige und nuͤtzliche Din-
ge heraus ziehen/ und auff manchen heutigen Krancken Staat
appliciren. Mich duͤncket aber ein Chriſt-vernuͤnfftiger Juriſte,
koͤnte
(a)
Dritte Ur-
ſach warum
ein Juriſt in
der Theolo-
gie verſirt
ſeyn muß.
(a) pienter omnia condidiſſe, & humanæ naturæ certam perfectionem &
proportionem adſignaſſe, natura ſcimus. Hujus perfectionis con-
ſeruationem, quæ virtutis nomine inſignitur, ab homine eſſe quæren-
dam, eo omnem appetitum eſſe conuertendum, ratio videt. Tan-
tum in applicatione infirmitas obſeruatur, quæ cum naturæ viribus-
tolli nequeat, diuinis ſuperanda videtur.
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) c
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