Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorbericht von der Juristen zweyerley Ursachen gegeben. Erstlich unter denen Menschendie natürlichen Grund-Sätze der Morale und Religion zu erwe- cken und zu erhalten, welche ihnen die Natur, oder die Uber- liefferung von GOtt selbsten, ihnen gegeben; setze noch hin- zu, daß es geschehen diese Grund-Sätze zu bekräfftigen, und solche viel deutlicher zu machen. Zum andern denenjenigen, welche nicht studiren, die Erkänntniß davon leichter zu ma- chen, und zu verschaffen, daß sie ohne Mühe davon besser un- terrichtet sind, als die Gelehrten selbst nicht wären, wenn sie diese geschriebene Offenbahrung nicht hätten. Vernunfft und Offen-bahrung. §. XIV. Das erstere Licht so uns GOTT gegeben/ Fin- donnee que pour deux choses: Premievemenr, pour reveiller & pour conserver parmi les hommes les principes naturels de Morale & de Religion, que la Nature, ou la Tradition de Dieu neme, leur avoient donnes; ajoautez encore pour confirmer ces memes princi- pes, & pour les rendre plus clairs. Secondement, pour en faciliter la connoissance a ceux qui n'etudient pas, & pour faire que sans au- cune pene ils en scient plus instruits que les personnes de letters elles memes ne le pour roient etre sans cette Revelation ecrite. (a) Gundlings Ge-
dancken hier- von.Der Herr Geheimde Rath Gundling, hat in seinem via ad veritatem mo- ralem cap. 21. §. 2. artige Gedancken hievon, da er saget: Revelationem diuinam esse duplicem, alteram per rationem, alteram per scriptu- ram. Quae huc vsque demonstrauimus, ratio ostendit: executionis modum vero scriptura suppeditat. Existere enim DEVM, eum sa- pien- Vorbericht von der Juriſten zweyerley Urſachen gegeben. Erſtlich unter denen Menſchendie natuͤrlichen Grund-Saͤtze der Morale und Religion zu erwe- cken und zu erhalten, welche ihnen die Natur, oder die Uber- liefferung von GOtt ſelbſten, ihnen gegeben; ſetze noch hin- zu, daß es geſchehen dieſe Grund-Saͤtze zu bekraͤfftigen, und ſolche viel deutlicher zu machen. Zum andern denenjenigen, welche nicht ſtudiren, die Erkaͤnntniß davon leichter zu ma- chen, und zu verſchaffen, daß ſie ohne Muͤhe davon beſſer un- terrichtet ſind, als die Gelehrten ſelbſt nicht waͤren, wenn ſie dieſe geſchriebene Offenbahrung nicht haͤtten. Vernunfft und Offen-bahrung. §. XIV. Das erſtere Licht ſo uns GOTT gegeben/ Fin- donnée que pour deux choſes: Premievemenr, pour réveiller & pour conſerver parmi les hommes les principes naturels de Morale & de Religion, que la Nature, ou la Tradition de Dieu nême, leur avoient donnés; ajoûtez encore pour confirmer ces mêmes princi- pes, & pour les rendre plus clairs. Secondemént, pour en faciliter la connoiſſance à ceux qui n’étudient pas, & pour faire que ſans au- cune péne ils en ſcient plus inſtruits que les perſonnes de letters elles mêmes ne le pour roient être ſans cette Révélation écrite. (a) Gundlings Ge-
dancken hier- von.Der Herr Geheimde Rath Gundling, hat in ſeinem via ad veritatem mo- ralem cap. 21. §. 2. artige Gedancken hievon, da er ſaget: Revelationem diuinam eſſe duplicem, alteram per rationem, alteram per ſcriptu- ram. Quæ huc vſque demonſtrauimus, ratio oſtendit: executionis modum vero ſcriptura ſuppeditat. Exiſtere enim DEVM, eum ſa- pien- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0035" n="16"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vorbericht von der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Juriſten</hi></hi></hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">zweyerley Urſachen gegeben. Erſtlich unter denen Menſchen<lb/> die natuͤrlichen Grund-Saͤtze der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Morale</hi> </hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Religion</hi> </hi> <hi rendition="#fr">zu erwe-<lb/> cken und zu erhalten, welche ihnen die Natur, oder die Uber-<lb/> liefferung von GOtt ſelbſten, ihnen gegeben; ſetze noch hin-<lb/> zu, daß es geſchehen dieſe Grund-Saͤtze zu bekraͤfftigen, und<lb/> ſolche viel deutlicher zu machen. Zum andern denenjenigen,<lb/> welche nicht</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">ſtudir</hi> </hi> <hi rendition="#fr">en, die Erkaͤnntniß davon leichter zu ma-<lb/> chen, und zu verſchaffen, daß ſie ohne Muͤhe davon beſſer un-<lb/> terrichtet ſind, als die Gelehrten ſelbſt nicht waͤren, wenn ſie<lb/> dieſe geſchriebene Offenbahrung nicht haͤtten.</hi> </p><lb/> <note place="left">Von der<lb/> Vernunfft<lb/> und Offen-bahrung.</note> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. <hi rendition="#aq">XIV.</hi></head> <p>Das erſtere Licht ſo uns GOTT gegeben/<lb/> nehmlich unſere Vernunfft/ muͤſſen wir gebrauchen ſo weit/ als<lb/> es langet. Haͤtte GOtt dieſes nicht gewolt/ ſo wuͤrde er<lb/> uns bloß mit uͤbernatuͤrlichen Lichte begabt haben. Aber ſo<lb/> hat ihm ein anders beliebet. Er iſt ein GOtt der Ordnung.<lb/> Allein alle <hi rendition="#aq">Theoreti</hi>ſche Wahrheiten ſind nicht <hi rendition="#aq">ſufficient.</hi> Es<lb/> muß darneben die <hi rendition="#aq">PRAXIS</hi> folgen. Dieſe kan ohne <hi rendition="#fr">goͤttliche</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Asſiſtenz</hi></hi> und ohne dem <hi rendition="#fr">Glauben</hi> nicht zu Stande gebracht wer-<lb/> den. Denn wenn gleich die Vernunfft alles erkennet/ daß ei-<lb/> ne Beſſerung des Willens vonnoͤthen/ ſo ſind doch die na-<lb/> tuͤrliche Kraͤffte zu ſchwach/ ſolche ins Werck zu richten. <note xml:id="f13" next="#f14" place="foot" n="(a)"><note place="left">Gundlings Ge-<lb/> dancken hier-<lb/> von.</note>Der Herr Geheimde Rath Gundling, hat in ſeinem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">via ad veritatem mo-<lb/> ralem cap. 21. §. 2.</hi></hi> artige Gedancken hievon, da er ſaget: <hi rendition="#aq">Revelationem<lb/> diuinam eſſe duplicem, alteram per rationem, alteram per ſcriptu-<lb/> ram. Quæ huc vſque demonſtrauimus, ratio oſtendit: executionis<lb/> modum vero ſcriptura ſuppeditat. Exiſtere enim DEVM, eum ſa-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">pien-</hi></fw></note><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Fin-</fw><lb/><note xml:id="f12" prev="#f11" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">donnée que pour deux choſes: Premievemenr, pour réveiller &<lb/> pour conſerver parmi les hommes les principes naturels de Morale<lb/> & de Religion, que la Nature, ou la Tradition de Dieu nême, leur<lb/> avoient donnés; ajoûtez encore pour confirmer ces mêmes princi-<lb/> pes, & pour les rendre plus clairs. Secondemént, pour en faciliter<lb/> la connoiſſance à ceux qui n’étudient pas, & pour faire que ſans au-<lb/> cune péne ils en ſcient plus inſtruits que les perſonnes de letters elles<lb/> mêmes ne le pour roient être ſans cette Révélation écrite.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0035]
Vorbericht von der Juriſten
zweyerley Urſachen gegeben. Erſtlich unter denen Menſchen
die natuͤrlichen Grund-Saͤtze der Morale und Religion zu erwe-
cken und zu erhalten, welche ihnen die Natur, oder die Uber-
liefferung von GOtt ſelbſten, ihnen gegeben; ſetze noch hin-
zu, daß es geſchehen dieſe Grund-Saͤtze zu bekraͤfftigen, und
ſolche viel deutlicher zu machen. Zum andern denenjenigen,
welche nicht ſtudiren, die Erkaͤnntniß davon leichter zu ma-
chen, und zu verſchaffen, daß ſie ohne Muͤhe davon beſſer un-
terrichtet ſind, als die Gelehrten ſelbſt nicht waͤren, wenn ſie
dieſe geſchriebene Offenbahrung nicht haͤtten.
§. XIV. Das erſtere Licht ſo uns GOTT gegeben/
nehmlich unſere Vernunfft/ muͤſſen wir gebrauchen ſo weit/ als
es langet. Haͤtte GOtt dieſes nicht gewolt/ ſo wuͤrde er
uns bloß mit uͤbernatuͤrlichen Lichte begabt haben. Aber ſo
hat ihm ein anders beliebet. Er iſt ein GOtt der Ordnung.
Allein alle Theoretiſche Wahrheiten ſind nicht ſufficient. Es
muß darneben die PRAXIS folgen. Dieſe kan ohne goͤttliche
Asſiſtenz und ohne dem Glauben nicht zu Stande gebracht wer-
den. Denn wenn gleich die Vernunfft alles erkennet/ daß ei-
ne Beſſerung des Willens vonnoͤthen/ ſo ſind doch die na-
tuͤrliche Kraͤffte zu ſchwach/ ſolche ins Werck zu richten. (a)
Fin-
(a)
(a) Der Herr Geheimde Rath Gundling, hat in ſeinem via ad veritatem mo-
ralem cap. 21. §. 2. artige Gedancken hievon, da er ſaget: Revelationem
diuinam eſſe duplicem, alteram per rationem, alteram per ſcriptu-
ram. Quæ huc vſque demonſtrauimus, ratio oſtendit: executionis
modum vero ſcriptura ſuppeditat. Exiſtere enim DEVM, eum ſa-
pien-
(a) donnée que pour deux choſes: Premievemenr, pour réveiller &
pour conſerver parmi les hommes les principes naturels de Morale
& de Religion, que la Nature, ou la Tradition de Dieu nême, leur
avoient donnés; ajoûtez encore pour confirmer ces mêmes princi-
pes, & pour les rendre plus clairs. Secondemént, pour en faciliter
la connoiſſance à ceux qui n’étudient pas, & pour faire que ſans au-
cune péne ils en ſcient plus inſtruits que les perſonnes de letters elles
mêmes ne le pour roient être ſans cette Révélation écrite.
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