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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Vorbericht von der Juristen
Theologie
nicht erklä-
ret werden.
nen die Doctores Juris Canonici, gemeiniglich auch Doctores The-
ologiae.
Warum sollen die Protestirenden Juristen die Theo-
logie negligir
en? Entweder muß man ihnen untersagen
das Jus Canonicum zu tractiren/ oder zugeben/ daß sie auch
in die Theologie gucken. Jch will nur den ersten Titul der
Decretalium de summa Trinitate & side catholica ansehen. Der-
gleichen haben wir auch in codice Theodosiano und Justinia-
naeo.
Will ich hierüber etwas gründliches zu Marckte brin-
gen/ so muß ich gewiß von vielen Dingen/ die in die Theologie
lauffen/ Wissenschafft haben. Vor allen Dingen muß ich
wissen/ worinn der seeligmachende und wahre Glaube beste-
het.
Wenn ich diesem gründlich nachdencke/ so wird sich mir
verschiedenes zeigen/ daß mit der gemeinen Meinung nicht
übereinkommet. (a) Sodann muß ich ebenfals unterrichtet
seyn/ was eigentlich eine Ketzerey sey. Und auch in die sem
Stück wird manches wieder die gemeine Leyer heraus kom-
men. (b) Weiter folget/ daß ich zu beurtheilen wissen muß/

ob
(a) Von dem see-
ligmachenden
Glauben.
Zu CHristi und der Apostel Zeiten, liessen sich die Christen angelegen
seyn, daß sie mehr mit Leben und Exempeln, als subtilen Worten andere
zum Christenthum bewegten. Die Stellen. 1. Cor. I. 1. Act. XVII. 16.
1. Cor. XIII. 2. Ephes. III. 3. 4. 1. Tim. III. 16.
bekräfftigen solches sattsam-
Man hielte dafür der seeligmachende Glaube sey ein Werck des Willens
und wäre nicht in dem Verstand zu suchen. Hebr. XI. 1. Das Kennzei-
chen davon sey die brüderliche Liebe, die Früchte des Geistes aber, Liebe,
Freude, Friede Gedult, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanfftmuth,
Keuschheit, Creutzigung des Fleisches, samt denen Lüsten und Begierden-
Gal. V. 22. 24. Man redete von denen göttlichen Dingen mit keinen ge-
künstelten Worten. Man truge solche nicht systematice vor. Man
hielte die vor keine Jrrige, die andere Worte gebraucheten, als einige Per-
sonen von Ansehen sich bedienet.
(b) Was am An-
fang eine Ke-
tzerey gewesen.
Bey Anfang der Christlichen Kirchen, war dieses keine Ketzerey,
wenn iemand bey Erklärung göttlicher Geheimnisse Worte gebrauchte,
die von eines andern Concept unterschieden waren. Man hatte ei-
nen

Vorbericht von der Juriſten
Theologie
nicht erklaͤ-
ret werden.
nen die Doctores Juris Canonici, gemeiniglich auch Doctores The-
ologiæ.
Warum ſollen die Proteſtirenden Juriſten die Theo-
logie negligir
en? Entweder muß man ihnen unterſagen
das Jus Canonicum zu tractiren/ oder zugeben/ daß ſie auch
in die Theologie gucken. Jch will nur den erſten Titul der
Decretalium de ſumma Trinitate & ſide catholica anſehen. Der-
gleichen haben wir auch in codice Theodoſiano und Juſtinia-
næo.
Will ich hieruͤber etwas gruͤndliches zu Marckte brin-
gen/ ſo muß ich gewiß von vielen Dingen/ die in die Theologie
lauffen/ Wiſſenſchafft haben. Vor allen Dingen muß ich
wiſſen/ worinn der ſeeligmachende und wahre Glaube beſte-
het.
Wenn ich dieſem gruͤndlich nachdencke/ ſo wird ſich mir
verſchiedenes zeigen/ daß mit der gemeinen Meinung nicht
uͤbereinkommet. (a) Sodann muß ich ebenfals unterrichtet
ſeyn/ was eigentlich eine Ketzerey ſey. Und auch in die ſem
Stuͤck wird manches wieder die gemeine Leyer heraus kom-
men. (b) Weiter folget/ daß ich zu beurtheilen wiſſen muß/

ob
(a) Von dem ſee-
ligmachenden
Glauben.
Zu CHriſti und der Apoſtel Zeiten, lieſſen ſich die Chriſten angelegen
ſeyn, daß ſie mehr mit Leben und Exempeln, als ſubtilen Worten andere
zum Chriſtenthum bewegten. Die Stellen. 1. Cor. I. 1. Act. XVII. 16.
1. Cor. XIII. 2. Epheſ. III. 3. 4. 1. Tim. III. 16.
bekraͤfftigen ſolches ſattſam-
Man hielte dafuͤr der ſeeligmachende Glaube ſey ein Werck des Willens
und waͤre nicht in dem Verſtand zu ſuchen. Hebr. XI. 1. Das Kennzei-
chen davon ſey die bruͤderliche Liebe, die Fruͤchte des Geiſtes aber, Liebe,
Freude, Friede Gedult, Freundlichkeit, Guͤtigkeit, Glaube, Sanfftmuth,
Keuſchheit, Creutzigung des Fleiſches, ſamt denen Luͤſten und Begierden-
Gal. V. 22. 24. Man redete von denen goͤttlichen Dingen mit keinen ge-
kuͤnſtelten Worten. Man truge ſolche nicht ſyſtematice vor. Man
hielte die vor keine Jrrige, die andere Worte gebraucheten, als einige Per-
ſonen von Anſehen ſich bedienet.
(b) Was am An-
fang eine Ke-
tzerey geweſen.
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die von eines andern Concept unterſchieden waren. Man hatte ei-
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[46/0065] Vorbericht von der Juriſten nen die Doctores Juris Canonici, gemeiniglich auch Doctores The- ologiæ. Warum ſollen die Proteſtirenden Juriſten die Theo- logie negligiren? Entweder muß man ihnen unterſagen das Jus Canonicum zu tractiren/ oder zugeben/ daß ſie auch in die Theologie gucken. Jch will nur den erſten Titul der Decretalium de ſumma Trinitate & ſide catholica anſehen. Der- gleichen haben wir auch in codice Theodoſiano und Juſtinia- næo. Will ich hieruͤber etwas gruͤndliches zu Marckte brin- gen/ ſo muß ich gewiß von vielen Dingen/ die in die Theologie lauffen/ Wiſſenſchafft haben. Vor allen Dingen muß ich wiſſen/ worinn der ſeeligmachende und wahre Glaube beſte- het. Wenn ich dieſem gruͤndlich nachdencke/ ſo wird ſich mir verſchiedenes zeigen/ daß mit der gemeinen Meinung nicht uͤbereinkommet. (a) Sodann muß ich ebenfals unterrichtet ſeyn/ was eigentlich eine Ketzerey ſey. Und auch in die ſem Stuͤck wird manches wieder die gemeine Leyer heraus kom- men. (b) Weiter folget/ daß ich zu beurtheilen wiſſen muß/ ob Theologie nicht erklaͤ- ret werden. (a) Zu CHriſti und der Apoſtel Zeiten, lieſſen ſich die Chriſten angelegen ſeyn, daß ſie mehr mit Leben und Exempeln, als ſubtilen Worten andere zum Chriſtenthum bewegten. Die Stellen. 1. Cor. I. 1. Act. XVII. 16. 1. Cor. XIII. 2. Epheſ. III. 3. 4. 1. Tim. III. 16. bekraͤfftigen ſolches ſattſam- Man hielte dafuͤr der ſeeligmachende Glaube ſey ein Werck des Willens und waͤre nicht in dem Verſtand zu ſuchen. Hebr. XI. 1. Das Kennzei- chen davon ſey die bruͤderliche Liebe, die Fruͤchte des Geiſtes aber, Liebe, Freude, Friede Gedult, Freundlichkeit, Guͤtigkeit, Glaube, Sanfftmuth, Keuſchheit, Creutzigung des Fleiſches, ſamt denen Luͤſten und Begierden- Gal. V. 22. 24. Man redete von denen goͤttlichen Dingen mit keinen ge- kuͤnſtelten Worten. Man truge ſolche nicht ſyſtematice vor. Man hielte die vor keine Jrrige, die andere Worte gebraucheten, als einige Per- ſonen von Anſehen ſich bedienet. (b) Bey Anfang der Chriſtlichen Kirchen, war dieſes keine Ketzerey, wenn iemand bey Erklaͤrung goͤttlicher Geheimniſſe Worte gebrauchte, die von eines andern Concept unterſchieden waren. Man hatte ei- nen

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/65>, abgerufen am 24.11.2024.