Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Studio in der Theologie. ob der Zwang in Glaubens-Sachen, mit denen Grund-Sä-tzen des Christenthums bestehen könne. (c) §. XXXVI. Jch muß bey gedachten Titul ferner zuAnmerckun- sind nen Glaubens-Articul. Joh. XVII. 3. 1. Joh. IV. 2. 3. Welches Lehre da- von nicht abgienge, war ein Bruder. Man hatte kein Glaubens-Formular. Wer ein Christe werden wolte, legte sein Bekänntniß, daß er an CHristum glaubte, mit Worten ab, wie sie ihn beliebten. Joh. XI. 25. sqq. Actor. II. 41. VIII. 27. X. 44. sqq. Seinen Glauben zeigete er andern durch die Wercke. Act. X. 2. 30. Keines weges durch ausgekünstelte Worte. conf. Gesselius de fide simplici. pag. 33. Also ware der ein Ketzer, der etwa nach denen Grund-Sätzen der heydnischen Philosophie, GOTT vor keinen Schöpffer halten, und die Nachfolge CHristi aufheben wolte. 1. Joh. II. 19. 22. 2. Joh. v. 7. Oder die die Wercke der Natur und Gnade vermischten, oder die allerhand Laster und Fleisches-Wercke mit der Christlichen Lehre vereinigen wolten. Diese solten die Christen fliehen, aber nicht von sich jagen, wie aus vielen Schrifftstellen zu erwei- sen. Bey dieser Meidung aber musten sie allezeit bedencken, daß sie Brüder, und sie mit Gedult wieder zu rechte zu bringen suchen. 2. Thess. III. 14. 15. Gal. VI. 1. sqq. (c) CHristus will einen freywilligen Gehorsam. Er hat die Kirche nichtCHristus hat keinen Zwang verlanget. mit fleischlichen, sondern geistlichen Waffen aufgerichtet. Auf diese Art ist auch die erste Kirche unterhalten worden. vid. Limborck in Hist. inquis. lib. I. cap. 1. und so soll es auch heute zu Tage zugehen. (a) Es ist ein Glaube Ephes. IV. Die Gläubigen waren aber ehedessenWorinn die Einigkeit des Glaubens be- stehet. vereiniget durch das Band des Friedens und durch die Wercke der Lie- be. Act. IV. 32. Keines weges durch ein Formular. Und dieses ware der Catholische Glaube. (b) Durch den Catholischen Glauben verstehet man entweder die allge-Bedeutungen
des Worts: Glaube. meinen Lehren, oder gewisse Formuln, die man als Gesetze vorschreibet, oder vor ein Vertrauen des Hertzens zu GOtt. Das Canonische Recht hat durch den Catholischen Glauben nichts anders verstanden, als: Ei- ne Studio in der Theologie. ob der Zwang in Glaubens-Sachen, mit denen Grund-Saͤ-tzen des Chriſtenthums beſtehen koͤnne. (c) §. XXXVI. Jch muß bey gedachten Titul ferner zuAnmerckun- ſind nen Glaubens-Articul. Joh. XVII. 3. 1. Joh. IV. 2. 3. Welches Lehre da- von nicht abgienge, war ein Bruder. Man hatte kein Glaubens-Formular. Wer ein Chriſte werden wolte, legte ſein Bekaͤnntniß, daß er an CHriſtum glaubte, mit Worten ab, wie ſie ihn beliebten. Joh. XI. 25. ſqq. Actor. II. 41. VIII. 27. X. 44. ſqq. Seinen Glauben zeigete er andern durch die Wercke. Act. X. 2. 30. Keines weges durch ausgekuͤnſtelte Worte. conf. Geſſelius de fide ſimplici. pag. 33. Alſo ware der ein Ketzer, der etwa nach denen Grund-Saͤtzen der heydniſchen Philoſophie, GOTT vor keinen Schoͤpffer halten, und die Nachfolge CHriſti aufheben wolte. 1. Joh. II. 19. 22. 2. Joh. v. 7. Oder die die Wercke der Natur und Gnade vermiſchten, oder die allerhand Laſter und Fleiſches-Wercke mit der Chriſtlichen Lehre vereinigen wolten. Dieſe ſolten die Chriſten fliehen, aber nicht von ſich jagen, wie aus vielen Schrifftſtellen zu erwei- ſen. Bey dieſer Meidung aber muſten ſie allezeit bedencken, daß ſie Bruͤder, und ſie mit Gedult wieder zu rechte zu bringen ſuchen. 2. Theſſ. III. 14. 15. Gal. VI. 1. ſqq. (c) CHriſtus will einen freywilligen Gehorſam. Er hat die Kirche nichtCHriſtus hat keinen Zwang verlanget. mit fleiſchlichen, ſondern geiſtlichen Waffen aufgerichtet. Auf dieſe Art iſt auch die erſte Kirche unterhalten worden. vid. Limborck in Hiſt. inquiſ. lib. I. cap. 1. und ſo ſoll es auch heute zu Tage zugehen. (a) Es iſt ein Glaube Epheſ. IV. Die Glaͤubigen waren aber ehedeſſenWorinn die Einigkeit des Glaubens be- ſtehet. vereiniget durch das Band des Friedens und durch die Wercke der Lie- be. Act. IV. 32. Keines weges durch ein Formular. Und dieſes ware der Catholiſche Glaube. (b) Durch den Catholiſchen Glauben verſtehet man entweder die allge-Bedeutungen
des Worts: Glaube. meinen Lehren, oder gewiſſe Formuln, die man als Geſetze vorſchreibet, oder vor ein Vertrauen des Hertzens zu GOtt. Das Canoniſche Recht hat durch den Catholiſchen Glauben nichts anders verſtanden, als: Ei- ne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0066" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studio</hi></hi> in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie.</hi></hi></hi></fw><lb/> ob der <hi rendition="#fr">Zwang in Glaubens-Sachen,</hi> mit denen Grund-Saͤ-<lb/> tzen des Chriſtenthums beſtehen koͤnne. <note place="foot" n="(c)">CHriſtus will einen freywilligen Gehorſam. Er hat die Kirche nicht<note place="right">CHriſtus hat<lb/> keinen Zwang<lb/> verlanget.</note><lb/> mit <hi rendition="#fr">fleiſchlichen, ſondern geiſtlichen Waffen</hi> aufgerichtet. Auf dieſe Art<lb/> iſt auch die erſte Kirche unterhalten worden. <hi rendition="#aq">vid. Limborck <hi rendition="#i">in Hiſt.<lb/> inquiſ. lib. I. cap. 1.</hi></hi> und ſo ſoll es auch heute zu Tage zugehen.</note></p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. <hi rendition="#aq">XXXVI.</hi></head> <p>Jch muß bey gedachten <hi rendition="#aq">Titul</hi> ferner zu<note place="right">Anmerckun-<lb/> gen bey dem<lb/><hi rendition="#aq">Titul de<lb/> ſumma trin.<lb/> & fid. ca-<lb/> thol.</hi></note><lb/> ſagen wiſſen/ worinnen <hi rendition="#fr">die Einigkeit des Glaubens</hi> zu ſuchen<lb/> ſey. <note place="foot" n="(a)">Es iſt <hi rendition="#fr">ein Glaube</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Epheſ. IV.</hi></hi> Die Glaͤubigen waren aber ehedeſſen<note place="right">Worinn die<lb/> Einigkeit des<lb/> Glaubens be-<lb/> ſtehet.</note><lb/> vereiniget durch das Band des Friedens und durch die Wercke der Lie-<lb/> be. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Act. IV. 32.</hi></hi> Keines weges durch ein <hi rendition="#aq">Formular.</hi> Und dieſes ware<lb/> der <hi rendition="#aq">Catholi</hi>ſche Glaube.</note> <hi rendition="#fr">Ob Bekaͤnntniſſe und Glaubens-</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Formuln</hi></hi> denen<lb/> Leuten aufzutringen. <note xml:id="f38" next="#f37" place="foot" n="(b)">Durch den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Catholi</hi></hi><hi rendition="#fr">ſchen Glauben</hi> verſtehet man entweder <hi rendition="#fr">die allge-</hi><note place="right">Bedeutungen<lb/> des Worts:<lb/> Glaube.</note><lb/><hi rendition="#fr">meinen Lehren,</hi> oder <hi rendition="#fr">gewiſſe</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Formuln,</hi></hi> die man als <hi rendition="#fr">Geſetze</hi> vorſchreibet,<lb/> oder vor ein <hi rendition="#fr">Vertrauen des Hertzens zu GOtt.</hi> Das <hi rendition="#aq">Canoni</hi>ſche Recht<lb/> hat durch den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Catholi</hi></hi><hi rendition="#fr">ſchen Glauben</hi> nichts anders verſtanden, als: Ei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ne</fw></note> Ob ſolche dienliche Mittel<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſind</fw><lb/><note xml:id="f39" prev="#f40" place="foot" n="(b)">nen Glaubens-<hi rendition="#aq">Articul. <hi rendition="#i">Joh. XVII. 3. 1. Joh. IV. 2. 3.</hi></hi> Welches Lehre da-<lb/> von nicht abgienge, war ein Bruder. Man hatte kein Glaubens-<hi rendition="#aq">Formular.</hi><lb/> Wer ein Chriſte werden wolte, legte ſein Bekaͤnntniß, daß er an CHriſtum<lb/> glaubte, mit Worten ab, wie ſie ihn beliebten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Joh. XI. 25. ſqq. Actor.<lb/> II. 41. VIII. 27. X. 44. ſqq.</hi></hi> Seinen Glauben zeigete er andern durch<lb/> die Wercke. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Act. X. 2. 30.</hi></hi> Keines weges durch ausgekuͤnſtelte Worte.<lb/><hi rendition="#aq">conf. Geſſelius <hi rendition="#i">de fide ſimplici. pag. 33.</hi></hi> Alſo ware der ein <hi rendition="#fr">Ketzer,</hi> der<lb/> etwa nach denen Grund-Saͤtzen der heydniſchen <hi rendition="#aq">Philoſophie,</hi> GOTT<lb/> vor keinen Schoͤpffer halten, und die Nachfolge CHriſti aufheben<lb/> wolte. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">1. Joh. II. 19. 22. 2. Joh. v. 7.</hi></hi> Oder die die Wercke der Natur<lb/> und Gnade vermiſchten, oder die allerhand Laſter und Fleiſches-Wercke<lb/> mit der Chriſtlichen Lehre vereinigen wolten. Dieſe ſolten die Chriſten<lb/><hi rendition="#fr">fliehen, aber nicht von ſich jagen,</hi> wie aus vielen Schrifftſtellen zu erwei-<lb/> ſen. Bey <hi rendition="#fr">dieſer Meidung</hi> aber muſten ſie allezeit bedencken, daß ſie<lb/> Bruͤder, und ſie mit Gedult wieder zu rechte zu bringen ſuchen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">2. Theſſ.<lb/> III. 14. 15. Gal. VI. 1. ſqq.</hi></hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0066]
Studio in der Theologie.
ob der Zwang in Glaubens-Sachen, mit denen Grund-Saͤ-
tzen des Chriſtenthums beſtehen koͤnne. (c)
§. XXXVI. Jch muß bey gedachten Titul ferner zu
ſagen wiſſen/ worinnen die Einigkeit des Glaubens zu ſuchen
ſey. (a) Ob Bekaͤnntniſſe und Glaubens-Formuln denen
Leuten aufzutringen. (b) Ob ſolche dienliche Mittel
ſind
(b)
Anmerckun-
gen bey dem
Titul de
ſumma trin.
& fid. ca-
thol.
(c) CHriſtus will einen freywilligen Gehorſam. Er hat die Kirche nicht
mit fleiſchlichen, ſondern geiſtlichen Waffen aufgerichtet. Auf dieſe Art
iſt auch die erſte Kirche unterhalten worden. vid. Limborck in Hiſt.
inquiſ. lib. I. cap. 1. und ſo ſoll es auch heute zu Tage zugehen.
(a) Es iſt ein Glaube Epheſ. IV. Die Glaͤubigen waren aber ehedeſſen
vereiniget durch das Band des Friedens und durch die Wercke der Lie-
be. Act. IV. 32. Keines weges durch ein Formular. Und dieſes ware
der Catholiſche Glaube.
(b) Durch den Catholiſchen Glauben verſtehet man entweder die allge-
meinen Lehren, oder gewiſſe Formuln, die man als Geſetze vorſchreibet,
oder vor ein Vertrauen des Hertzens zu GOtt. Das Canoniſche Recht
hat durch den Catholiſchen Glauben nichts anders verſtanden, als: Ei-
ne
(b) nen Glaubens-Articul. Joh. XVII. 3. 1. Joh. IV. 2. 3. Welches Lehre da-
von nicht abgienge, war ein Bruder. Man hatte kein Glaubens-Formular.
Wer ein Chriſte werden wolte, legte ſein Bekaͤnntniß, daß er an CHriſtum
glaubte, mit Worten ab, wie ſie ihn beliebten. Joh. XI. 25. ſqq. Actor.
II. 41. VIII. 27. X. 44. ſqq. Seinen Glauben zeigete er andern durch
die Wercke. Act. X. 2. 30. Keines weges durch ausgekuͤnſtelte Worte.
conf. Geſſelius de fide ſimplici. pag. 33. Alſo ware der ein Ketzer, der
etwa nach denen Grund-Saͤtzen der heydniſchen Philoſophie, GOTT
vor keinen Schoͤpffer halten, und die Nachfolge CHriſti aufheben
wolte. 1. Joh. II. 19. 22. 2. Joh. v. 7. Oder die die Wercke der Natur
und Gnade vermiſchten, oder die allerhand Laſter und Fleiſches-Wercke
mit der Chriſtlichen Lehre vereinigen wolten. Dieſe ſolten die Chriſten
fliehen, aber nicht von ſich jagen, wie aus vielen Schrifftſtellen zu erwei-
ſen. Bey dieſer Meidung aber muſten ſie allezeit bedencken, daß ſie
Bruͤder, und ſie mit Gedult wieder zu rechte zu bringen ſuchen. 2. Theſſ.
III. 14. 15. Gal. VI. 1. ſqq.
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