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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. I. Cap. Vom Ursprung der Macht
nicht mit Gewalt, sondern mit Diensten vorzustehen, wer bist
du, und was wilst du dir im Vergeben heraus nehmen? da du
weder ein Prophete noch Apostel bist, da dir die Krafft man-
gelt, die zur Vergebung nöthig ist.
Er machet sich hierauf
selbst einen Zweifel/ und fähret fort: Du sagest: Es hat aber
die Kirche Macht, die Missethaten zu vergeben.
Er ant-
wortet aber nach einigen Zeilen: Jch frage wegen deiner
Meinung, woher du dieses Recht der Kirchen dir zueignen wilst?
Vielleicht weil Christus zu Petro gesaget: Auf diesen Felß will
ich bauen meine Gemeine; dir habe ich die Schlüssel des Him-
melreichs gegeben, oder was du auf Erden binden und lösen
wirst, soll auch im Himmel gebunden und gelöset seyn, deßwe-
gen muthmassest du, sey die Macht zu lösen und zu binden auf
dich gekommen, das ist, auf jede Kirche nach Petro. Was bist
du vor ein Mensch, da du die warhaffte Meinung des Heylan-
des verkehren und verdrehen wilst, der Petro dieses Recht
persöhnlich verliehen. Auf dich, saget er, will ich bauen meine
Gemeine; dir will ich die Schlüssel geben, nicht der Kir-
che, und was du lösen oder binden wirst, nicht was sie lösen
oder binden werden. So lehret es auch der Ausgang. Jn
der Kirchen selbst ist es aufgebauet, durch ihn hat er den
Schlüssel erhalten, schaue zu, was vor einen:
Jhr Männer
von Jsrael/ fasset zu Ohren/ was ich sage/ Jesum von Na-
zareth/ einen Mann euch von GOtt gegeben/ und so weiter.
Er hat auch in Christo am ersten die Tauffe geöffnet, den Ein-
gang zu dem himmlischen Reich, dadurch die begangene gebun-
dene Sünden gelöset, und gebunden werden die nicht gelöset
worden, nach dem wahren Heyl. Er hat auch
Ananiam mit
dem Band des Todes gebunden, und den Lahmen von der
Kranckheit loßgezehlet. Jngleichen in dem Zwiespalt, ob das
Gesetze zu beobachten oder nicht, hat Petrus am allerersten
durch Antrieb des heiligen Geistes, Anfangs von Beruffung der
Heyden geredet, und so dann gesagt, warum habt ihr den Herrn
versuchet, da ihr denen Brüdern eine Last auflegen woltet,
welches weder wir noch unsere Väter ertragen können? Wir
gläuben aber durch die Gnade Jesu seelig zu werden, gleich-

wie

I. Abth. I. Cap. Vom Urſprung der Macht
nicht mit Gewalt, ſondern mit Dienſten vorzuſtehen, wer biſt
du, und was wilſt du dir im Vergeben heraus nehmen? da du
weder ein Prophete noch Apoſtel biſt, da dir die Krafft man-
gelt, die zur Vergebung noͤthig iſt.
Er machet ſich hierauf
ſelbſt einen Zweifel/ und faͤhret fort: Du ſageſt: Es hat aber
die Kirche Macht, die Miſſethaten zu vergeben.
Er ant-
wortet aber nach einigen Zeilen: Jch frage wegen deiner
Meinung, woher du dieſes Recht der Kirchen dir zueignen wilſt?
Vielleicht weil Chriſtus zu Petro geſaget: Auf dieſen Felß will
ich bauen meine Gemeine; dir habe ich die Schluͤſſel des Him-
melreichs gegeben, oder was du auf Erden binden und loͤſen
wirſt, ſoll auch im Himmel gebunden und geloͤſet ſeyn, deßwe-
gen muthmaſſeſt du, ſey die Macht zu loͤſen und zu binden auf
dich gekommen, das iſt, auf jede Kirche nach Petro. Was biſt
du vor ein Menſch, da du die warhaffte Meinung des Heylan-
des verkehren und verdrehen wilſt, der Petro dieſes Recht
perſoͤhnlich verliehen. Auf dich, ſaget er, will ich bauen meine
Gemeine; dir will ich die Schluͤſſel geben, nicht der Kir-
che, und was du loͤſen oder binden wirſt, nicht was ſie loͤſen
oder binden werden. So lehret es auch der Ausgang. Jn
der Kirchen ſelbſt iſt es aufgebauet, durch ihn hat er den
Schluͤſſel erhalten, ſchaue zu, was vor einen:
Jhr Maͤnner
von Jſrael/ faſſet zu Ohren/ was ich ſage/ Jeſum von Na-
zareth/ einen Mann euch von GOtt gegeben/ und ſo weiter.
Er hat auch in Chriſto am erſten die Tauffe geoͤffnet, den Ein-
gang zu dem himmliſchen Reich, dadurch die begangene gebun-
dene Suͤnden geloͤſet, und gebunden werden die nicht geloͤſet
worden, nach dem wahren Heyl. Er hat auch
Ananiam mit
dem Band des Todes gebunden, und den Lahmen von der
Kranckheit loßgezehlet. Jngleichen in dem Zwieſpalt, ob das
Geſetze zu beobachten oder nicht, hat Petrus am allererſten
durch Antrieb des heiligen Geiſtes, Anfangs von Beruffung der
Heyden geredet, und ſo dann geſagt, warum habt ihr den Herrn
verſuchet, da ihr denen Bruͤdern eine Laſt auflegen woltet,
welches weder wir noch unſere Vaͤter ertragen koͤnnen? Wir
glaͤuben aber durch die Gnade Jeſu ſeelig zu werden, gleich-

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/85>, abgerufen am 26.11.2024.