haben wir bereits gerühmt, dass sie ein eigenes Alphabet, freilich nur eine Nachbildung indischer Schriftzeichen, sich erworben haben 1).
Der asiatische Malaye gewährt bei seiner Verschlossenheit, seinem Schweigen, seinem Knechtssinn gegen Obere, seiner Härte gegen Niedere, seiner Grausamkeit, seiner Rachsucht und seiner leichten Verletzlichkeit kein freundliches Gemälde, doch gewinnt er wieder durch seine Sanftmuth gegen Kinder, seinen würdevollen Anstand und sein geschliffenes Betragen. Wallace, der lange Zeit unter Malayen und Papuanen lebte, hält die letzteren für begabtere Menschen.
Die dritte Gruppe von Malayenvölkern finden wir östlich von den Philippinen, nördlich vom oder hart am Aequator auf den Marianen, der Palaugruppe, der Carolinenkette, sowie den Ralik- Rattake und den Gilbert-Atollen. Neuerdings fasst man sie zu- sammen unter den Namen Mikronesier. Die Bewohner jener Inseln sind Mischlinge von Polynesiern und Papuanen; der Sprache, den Sitten und den bürgerlichen Einrichtungen nach aber gehören sie zu den Polynesiern. Bei den Bewohnern der Palau-Inseln überwiegt jedoch das papuanische Blut, weshalb sie besser nicht zu dem malayischen Stamme gezählt werden 2). Weiter nach Osten aber wird der Typus polynesischer, immerhin aber unterscheiden sich selbst noch an den äussersten Grenzen ihres Wohngebietes die Mikronesier durch Kräuselung des Haares von den reinen Polynesiern, während wieder mit der Annäherung an Japan die schiefe Stellung der Augen häufiger wird.
Unter asiatischen wie polynesischen Malayen sind Schmal- schädel sehr selten; wo sie vorkommen, wie auf den Carolinen, be- stätigen sie nur den Satz, dass die Mikronesier als Mischbevölkerung angesehen werden müssen. Der Breitenindex der Polynesier ist indessen merklich niederer, als bei den asiatischen Malayen, daher diese zu den Brachycephalen, jene zu den Mesocephalen gehören 3). Bei beiden Abtheilungen der malayischen Familie ist die Höhe des Schädels ebenso gross oder auch wohl ein wenig grösser als
1)Junghuhn, die Battaländer. Berlin 1847. Bd. 2. S. 255 ff.
2)Semper, die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 361.
3) vgl. die Tafel bei Barnard Davis, Thesaurus Craniorum p. 359 und oben S. 57.
Der malayische Stamm.
haben wir bereits gerühmt, dass sie ein eigenes Alphabet, freilich nur eine Nachbildung indischer Schriftzeichen, sich erworben haben 1).
Der asiatische Malaye gewährt bei seiner Verschlossenheit, seinem Schweigen, seinem Knechtssinn gegen Obere, seiner Härte gegen Niedere, seiner Grausamkeit, seiner Rachsucht und seiner leichten Verletzlichkeit kein freundliches Gemälde, doch gewinnt er wieder durch seine Sanftmuth gegen Kinder, seinen würdevollen Anstand und sein geschliffenes Betragen. Wallace, der lange Zeit unter Malayen und Papuanen lebte, hält die letzteren für begabtere Menschen.
Die dritte Gruppe von Malayenvölkern finden wir östlich von den Philippinen, nördlich vom oder hart am Aequator auf den Marianen, der Palaugruppe, der Carolinenkette, sowie den Ralik- Rattake und den Gilbert-Atollen. Neuerdings fasst man sie zu- sammen unter den Namen Mikronesier. Die Bewohner jener Inseln sind Mischlinge von Polynesiern und Papuanen; der Sprache, den Sitten und den bürgerlichen Einrichtungen nach aber gehören sie zu den Polynesiern. Bei den Bewohnern der Palau-Inseln überwiegt jedoch das papuanische Blut, weshalb sie besser nicht zu dem malayischen Stamme gezählt werden 2). Weiter nach Osten aber wird der Typus polynesischer, immerhin aber unterscheiden sich selbst noch an den äussersten Grenzen ihres Wohngebietes die Mikronesier durch Kräuselung des Haares von den reinen Polynesiern, während wieder mit der Annäherung an Japan die schiefe Stellung der Augen häufiger wird.
Unter asiatischen wie polynesischen Malayen sind Schmal- schädel sehr selten; wo sie vorkommen, wie auf den Carolinen, be- stätigen sie nur den Satz, dass die Mikronesier als Mischbevölkerung angesehen werden müssen. Der Breitenindex der Polynesier ist indessen merklich niederer, als bei den asiatischen Malayen, daher diese zu den Brachycephalen, jene zu den Mesocephalen gehören 3). Bei beiden Abtheilungen der malayischen Familie ist die Höhe des Schädels ebenso gross oder auch wohl ein wenig grösser als
1)Junghuhn, die Battaländer. Berlin 1847. Bd. 2. S. 255 ff.
2)Semper, die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 361.
3) vgl. die Tafel bei Barnard Davis, Thesaurus Craniorum p. 359 und oben S. 57.
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Der malayische Stamm.
haben wir bereits gerühmt, dass sie ein eigenes Alphabet, freilich
nur eine Nachbildung indischer Schriftzeichen, sich erworben
haben 1).
Der asiatische Malaye gewährt bei seiner Verschlossenheit,
seinem Schweigen, seinem Knechtssinn gegen Obere, seiner Härte
gegen Niedere, seiner Grausamkeit, seiner Rachsucht und seiner
leichten Verletzlichkeit kein freundliches Gemälde, doch gewinnt
er wieder durch seine Sanftmuth gegen Kinder, seinen würdevollen
Anstand und sein geschliffenes Betragen. Wallace, der lange Zeit
unter Malayen und Papuanen lebte, hält die letzteren für begabtere
Menschen.
Die dritte Gruppe von Malayenvölkern finden wir östlich
von den Philippinen, nördlich vom oder hart am Aequator auf den
Marianen, der Palaugruppe, der Carolinenkette, sowie den Ralik-
Rattake und den Gilbert-Atollen. Neuerdings fasst man sie zu-
sammen unter den Namen Mikronesier. Die Bewohner jener
Inseln sind Mischlinge von Polynesiern und Papuanen; der Sprache,
den Sitten und den bürgerlichen Einrichtungen nach aber gehören
sie zu den Polynesiern. Bei den Bewohnern der Palau-Inseln
überwiegt jedoch das papuanische Blut, weshalb sie besser nicht
zu dem malayischen Stamme gezählt werden 2). Weiter nach Osten
aber wird der Typus polynesischer, immerhin aber unterscheiden
sich selbst noch an den äussersten Grenzen ihres Wohngebietes
die Mikronesier durch Kräuselung des Haares von den reinen
Polynesiern, während wieder mit der Annäherung an Japan die
schiefe Stellung der Augen häufiger wird.
Unter asiatischen wie polynesischen Malayen sind Schmal-
schädel sehr selten; wo sie vorkommen, wie auf den Carolinen, be-
stätigen sie nur den Satz, dass die Mikronesier als Mischbevölkerung
angesehen werden müssen. Der Breitenindex der Polynesier ist
indessen merklich niederer, als bei den asiatischen Malayen, daher
diese zu den Brachycephalen, jene zu den Mesocephalen gehören 3).
Bei beiden Abtheilungen der malayischen Familie ist die Höhe
des Schädels ebenso gross oder auch wohl ein wenig grösser als
1) Junghuhn, die Battaländer. Berlin 1847. Bd. 2. S. 255 ff.
2) Semper, die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 361.
3) vgl. die Tafel bei Barnard Davis, Thesaurus Craniorum p. 359
und oben S. 57.
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/398>, abgerufen am 23.12.2024.
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