So redte die Mutter mit allen, so gar mit dem kleinen Grütli: Du mußst deine Suppe nicht mehr so ungestümm fordern, sonst laß ich dich ein ander mal noch länger warten, oder ich gebe sie gar ei- nem andern.
Nach allem diesem beteten die Kinder ihre ge- wöhnten Abendgebete, und nach denselben das Sam- stagsgebet, das Gertrud sie gelehrt hatte. Es lau- tet also:
§. 35. Ein Samstagsabendgebet.
Lieber Vater im Himmel! Du bist immer gut mit den Menschen auf Erden, und auch mit uns bist du immer gut, und giebst uns alles, was wir nö- thig haben. Ja, du giebst uns Gutes zum Ue- berfluß. Alles kömmt von dir -- das Brod und alles, was uns der liebe Vater und die liebe Mut- ter geben, alles giebst du ihnen, und sie geben es uns gern. Sie freuen sich über alles, was sie uns thun und geben können, und sagen uns, wir sollen es dir danken, daß sie so gut mit uns sind; sie sa- gen uns, wenn sie dich nicht kennten, und du ih- nen nicht lieb wärest, so wären auch wir ihnen nicht
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So redte die Mutter mit allen, ſo gar mit dem kleinen Gruͤtli: Du mußſt deine Suppe nicht mehr ſo ungeſtuͤmm fordern, ſonſt laß ich dich ein ander mal noch laͤnger warten, oder ich gebe ſie gar ei- nem andern.
Nach allem dieſem beteten die Kinder ihre ge- woͤhnten Abendgebete, und nach denſelben das Sam- ſtagsgebet, das Gertrud ſie gelehrt hatte. Es lau- tet alſo:
§. 35. Ein Samſtagsabendgebet.
Lieber Vater im Himmel! Du biſt immer gut mit den Menſchen auf Erden, und auch mit uns biſt du immer gut, und giebſt uns alles, was wir noͤ- thig haben. Ja, du giebſt uns Gutes zum Ue- berfluß. Alles koͤmmt von dir — das Brod und alles, was uns der liebe Vater und die liebe Mut- ter geben, alles giebſt du ihnen, und ſie geben es uns gern. Sie freuen ſich uͤber alles, was ſie uns thun und geben koͤnnen, und ſagen uns, wir ſollen es dir danken, daß ſie ſo gut mit uns ſind; ſie ſa- gen uns, wenn ſie dich nicht kennten, und du ih- nen nicht lieb waͤreſt, ſo waͤren auch wir ihnen nicht
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So redte die Mutter mit allen, ſo gar mit dem
kleinen Gruͤtli: Du mußſt deine Suppe nicht mehr
ſo ungeſtuͤmm fordern, ſonſt laß ich dich ein ander
mal noch laͤnger warten, oder ich gebe ſie gar ei-
nem andern.
Nach allem dieſem beteten die Kinder ihre ge-
woͤhnten Abendgebete, und nach denſelben das Sam-
ſtagsgebet, das Gertrud ſie gelehrt hatte. Es lau-
tet alſo:
§. 35.
Ein Samſtagsabendgebet.
Lieber Vater im Himmel! Du biſt immer gut mit
den Menſchen auf Erden, und auch mit uns biſt
du immer gut, und giebſt uns alles, was wir noͤ-
thig haben. Ja, du giebſt uns Gutes zum Ue-
berfluß. Alles koͤmmt von dir — das Brod und
alles, was uns der liebe Vater und die liebe Mut-
ter geben, alles giebſt du ihnen, und ſie geben es
uns gern. Sie freuen ſich uͤber alles, was ſie uns
thun und geben koͤnnen, und ſagen uns, wir ſollen
es dir danken, daß ſie ſo gut mit uns ſind; ſie ſa-
gen uns, wenn ſie dich nicht kennten, und du ih-
nen nicht lieb waͤreſt, ſo waͤren auch wir ihnen nicht
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/202>, abgerufen am 21.11.2024.
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