[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.Seine Frau fragte ihn oft und viel: Warum Er antwortete ihr kein Wort. Aber mehr als So gieng er jezt lang seufzend die Stube hin- Endlich sagt' er zur Frauen: Bring mir ein Die Frau bracht ihm das Pulver; er nahm's, §. 44. Geschichte eines Menschenherzens, wäh- rend dem Nachtmahle. Da erzählte er der Frauen, wie er heute mit wie
Seine Frau fragte ihn oft und viel: Warum Er antwortete ihr kein Wort. Aber mehr als So gieng er jezt lang ſeufzend die Stube hin- Endlich ſagt’ er zur Frauen: Bring mir ein Die Frau bracht ihm das Pulver; er nahm’s, §. 44. Geſchichte eines Menſchenherzens, waͤh- rend dem Nachtmahle. Da erzaͤhlte er der Frauen, wie er heute mit wie
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Seine Frau fragte ihn oft und viel: Warum
er ſo ſeufze?
Er antwortete ihr kein Wort. Aber mehr als
einmal ſagte er mit bangem Seufzen zu ſich ſel-
ber: Wohin kommt’s noch weiter! Wohin kommt’s
noch mit mir?
So gieng er jezt lang ſeufzend die Stube hin-
auf und himmter.
Endlich ſagt’ er zur Frauen: Bring mir ein
Jaſtpulver vom Scheerer, mein Gebluͤt wallet in
mir, und macht mich unruhig; ich will morgen
zu Ader laſſen, wenn’s auf das Pulver nicht beſ-
ſer wird.
Die Frau bracht ihm das Pulver; er nahm’s,
und eine Weile darauf ward ihm wirklich leichter.
§. 44.
Geſchichte eines Menſchenherzens, waͤh-
rend dem Nachtmahle.
Da erzaͤhlte er der Frauen, wie er heute mit
gutem verſoͤhnten Herzen zur Kirche gegangen waͤre,
wie er auch in ſeinem Stuhl Gott um Verzeihung
ſeiner Suͤnden gebeten haͤtte; aber da uͤber die Pre-
digt des Pfarrers toll geworden waͤre, und ſeither kei-
nen guten Gedanken mehr haͤtte haben koͤnnen. Auch
wie
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