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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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auch wie sie Hände und Kopf dem Kind in Spie-
gel hinein drückt, und dann endlich, wie es beym
Anblick der Mutter weit hinunter in die Gasse jauch-
zet -- wie's ihr entgegen nickt und lächelt --
wie's seine beyden Händchen nach ihr ausstreckt, und
nach ihr hängend fast überwälzet auf des Schwe-
sterleins Arm -- das alles ist wahrlich schön; Es ist
die Morgenfveude der Kinder des Lienhards an den
Sonntagen und an den heiligen Festen -- und diese
Freuden frommer Kinder sind wahrlich schön vor
dem Herrn ihrem Gott. Er sieht mit Wohlgefal-
len auf die Unschuld der Kinder, wenn sie sich
also ihres Lebens freuen, und er segnet sie, daß
es ihnen wohlgehe ihr Lebenlang, wenn sie folgen
und recht thun.

Gertrud war heute mit ihren Kindern zufrieden;
sie hatten alles in der Ordnung gethan, was ihnen
befohlen war.

Es ist die größste Freude frommer Kinder auf
Erden, wenn Vater und Mutter mit ihnen zufrie-
den sind.

Die Kinder der Gertrud hatten jezt diese Freu-
de, sie drängten sich an den Schooß ihrer Eltern,
riefen bald Vater, bald Mutter, suchten ihre Hän-
de, hielten sich an ihren Armen, und sprangen am
Arme des Vaters und am Arme der Mutter an ih-
ren Hals.

Das
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auch wie ſie Haͤnde und Kopf dem Kind in Spie-
gel hinein druͤckt, und dann endlich, wie es beym
Anblick der Mutter weit hinunter in die Gaſſe jauch-
zet — wie’s ihr entgegen nickt und laͤchelt —
wie’s ſeine beyden Haͤndchen nach ihr ausſtreckt, und
nach ihr haͤngend faſt uͤberwaͤlzet auf des Schwe-
ſterleins Arm — das alles iſt wahrlich ſchoͤn; Es iſt
die Morgenfveude der Kinder des Lienhards an den
Sonntagen und an den heiligen Feſten — und dieſe
Freuden frommer Kinder ſind wahrlich ſchoͤn vor
dem Herrn ihrem Gott. Er ſieht mit Wohlgefal-
len auf die Unſchuld der Kinder, wenn ſie ſich
alſo ihres Lebens freuen, und er ſegnet ſie, daß
es ihnen wohlgehe ihr Lebenlang, wenn ſie folgen
und recht thun.

Gertrud war heute mit ihren Kindern zufrieden;
ſie hatten alles in der Ordnung gethan, was ihnen
befohlen war.

Es iſt die groͤßſte Freude frommer Kinder auf
Erden, wenn Vater und Mutter mit ihnen zufrie-
den ſind.

Die Kinder der Gertrud hatten jezt dieſe Freu-
de, ſie draͤngten ſich an den Schooß ihrer Eltern,
riefen bald Vater, bald Mutter, ſuchten ihre Haͤn-
de, hielten ſich an ihren Armen, und ſprangen am
Arme des Vaters und am Arme der Mutter an ih-
ren Hals.

Das
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[233/0258] auch wie ſie Haͤnde und Kopf dem Kind in Spie- gel hinein druͤckt, und dann endlich, wie es beym Anblick der Mutter weit hinunter in die Gaſſe jauch- zet — wie’s ihr entgegen nickt und laͤchelt — wie’s ſeine beyden Haͤndchen nach ihr ausſtreckt, und nach ihr haͤngend faſt uͤberwaͤlzet auf des Schwe- ſterleins Arm — das alles iſt wahrlich ſchoͤn; Es iſt die Morgenfveude der Kinder des Lienhards an den Sonntagen und an den heiligen Feſten — und dieſe Freuden frommer Kinder ſind wahrlich ſchoͤn vor dem Herrn ihrem Gott. Er ſieht mit Wohlgefal- len auf die Unſchuld der Kinder, wenn ſie ſich alſo ihres Lebens freuen, und er ſegnet ſie, daß es ihnen wohlgehe ihr Lebenlang, wenn ſie folgen und recht thun. Gertrud war heute mit ihren Kindern zufrieden; ſie hatten alles in der Ordnung gethan, was ihnen befohlen war. Es iſt die groͤßſte Freude frommer Kinder auf Erden, wenn Vater und Mutter mit ihnen zufrie- den ſind. Die Kinder der Gertrud hatten jezt dieſe Freu- de, ſie draͤngten ſich an den Schooß ihrer Eltern, riefen bald Vater, bald Mutter, ſuchten ihre Haͤn- de, hielten ſich an ihren Armen, und ſprangen am Arme des Vaters und am Arme der Mutter an ih- ren Hals. Das P 5

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/258>, abgerufen am 23.11.2024.