Aber eben das ist das Unglück der Gottlosen; ihre Laster bringen sie um allen Verstand, daß sie in ihren wichtigsten Angelegenheiten wie blind werden, und daß sie wie unsinnig zu ihrem Verderben handeln; da hingegen die guten redlichen Menschen, die ein einfältiges und unschuldiges Herz haben, im Un- glück ihren Verstand gar viel besser behalten, und sich daher auch gemeiniglich in den Zufällen des Lebens weit leichter helfen und rathen können, als die Gottlosen.
Sie demüthigen sich im Unglück, sie beten ihre Fehler ab -- sie richten in der Noth ihre Augen nach der Hand, die allenthalben gegen das Elend der Menschen, welche mit reinem Herzen Hülfe su- chen, sich ausstreckt.
Der Friede Gottes, der alle Vernunft über- trifft, ist ihnen Schutz und Leitstern durch ihr Le- ben, und sie kommen immer so durch die Welt, daß sie am Ende Gott von Herzen danken.
Aber den Gottlosen führt seine Gottlosigkeit aus einer Tiefe in die andere.
Er braucht seinen Verstand nie auf den geraden Wegen der frommen Einfalt, Ruh und Gerechtig- keit und Frieden zu suchen. -- Er braucht ihn nur zu den krummen Wegen der Bosheit, Jammer an- zurichten, und Unruh zu stiften. Darum kömmt er immer in Unglück; in seiner Noth trotzt er dann. Er läugnet im Fehler, er ist hochmüthig im Elend.
Hülf
Aber eben das iſt das Ungluͤck der Gottloſen; ihre Laſter bringen ſie um allen Verſtand, daß ſie in ihren wichtigſten Angelegenheiten wie blind werden, und daß ſie wie unſinnig zu ihrem Verderben handeln; da hingegen die guten redlichen Menſchen, die ein einfaͤltiges und unſchuldiges Herz haben, im Un- gluͤck ihren Verſtand gar viel beſſer behalten, und ſich daher auch gemeiniglich in den Zufaͤllen des Lebens weit leichter helfen und rathen koͤnnen, als die Gottloſen.
Sie demuͤthigen ſich im Ungluͤck, ſie beten ihre Fehler ab — ſie richten in der Noth ihre Augen nach der Hand, die allenthalben gegen das Elend der Menſchen, welche mit reinem Herzen Huͤlfe ſu- chen, ſich ausſtreckt.
Der Friede Gottes, der alle Vernunft uͤber- trifft, iſt ihnen Schutz und Leitſtern durch ihr Le- ben, und ſie kommen immer ſo durch die Welt, daß ſie am Ende Gott von Herzen danken.
Aber den Gottloſen fuͤhrt ſeine Gottloſigkeit aus einer Tiefe in die andere.
Er braucht ſeinen Verſtand nie auf den geraden Wegen der frommen Einfalt, Ruh und Gerechtig- keit und Frieden zu ſuchen. — Er braucht ihn nur zu den krummen Wegen der Bosheit, Jammer an- zurichten, und Unruh zu ſtiften. Darum koͤmmt er immer in Ungluͤck; in ſeiner Noth trotzt er dann. Er laͤugnet im Fehler, er iſt hochmuͤthig im Elend.
Huͤlf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0292"n="267"/><p>Aber eben das iſt das Ungluͤck der Gottloſen;<lb/>
ihre Laſter bringen ſie um allen Verſtand, daß ſie<lb/>
in ihren wichtigſten Angelegenheiten wie blind werden,<lb/>
und daß ſie wie unſinnig zu ihrem Verderben handeln;<lb/>
da hingegen die guten redlichen Menſchen, die ein<lb/>
einfaͤltiges und unſchuldiges Herz haben, im Un-<lb/>
gluͤck ihren Verſtand gar viel beſſer behalten, und<lb/>ſich daher auch gemeiniglich in den Zufaͤllen des<lb/>
Lebens weit leichter helfen und rathen koͤnnen, als<lb/>
die Gottloſen.</p><lb/><p>Sie demuͤthigen ſich im Ungluͤck, ſie beten ihre<lb/>
Fehler ab —ſie richten in der Noth ihre Augen<lb/>
nach der Hand, die allenthalben gegen das Elend<lb/>
der Menſchen, welche mit reinem Herzen Huͤlfe ſu-<lb/>
chen, ſich ausſtreckt.</p><lb/><p>Der Friede Gottes, der alle Vernunft uͤber-<lb/>
trifft, iſt ihnen Schutz und Leitſtern durch ihr Le-<lb/>
ben, und ſie kommen immer ſo durch die Welt, daß<lb/>ſie am Ende Gott von Herzen danken.</p><lb/><p>Aber den Gottloſen fuͤhrt ſeine Gottloſigkeit aus<lb/>
einer Tiefe in die andere.</p><lb/><p>Er braucht ſeinen Verſtand nie auf den geraden<lb/>
Wegen der frommen Einfalt, Ruh und Gerechtig-<lb/>
keit und Frieden zu ſuchen. — Er braucht ihn nur<lb/>
zu den krummen Wegen der Bosheit, Jammer an-<lb/>
zurichten, und Unruh zu ſtiften. Darum koͤmmt<lb/>
er immer in Ungluͤck; in ſeiner Noth trotzt er dann.<lb/>
Er laͤugnet im Fehler, er iſt hochmuͤthig im Elend.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Huͤlf</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[267/0292]
Aber eben das iſt das Ungluͤck der Gottloſen;
ihre Laſter bringen ſie um allen Verſtand, daß ſie
in ihren wichtigſten Angelegenheiten wie blind werden,
und daß ſie wie unſinnig zu ihrem Verderben handeln;
da hingegen die guten redlichen Menſchen, die ein
einfaͤltiges und unſchuldiges Herz haben, im Un-
gluͤck ihren Verſtand gar viel beſſer behalten, und
ſich daher auch gemeiniglich in den Zufaͤllen des
Lebens weit leichter helfen und rathen koͤnnen, als
die Gottloſen.
Sie demuͤthigen ſich im Ungluͤck, ſie beten ihre
Fehler ab — ſie richten in der Noth ihre Augen
nach der Hand, die allenthalben gegen das Elend
der Menſchen, welche mit reinem Herzen Huͤlfe ſu-
chen, ſich ausſtreckt.
Der Friede Gottes, der alle Vernunft uͤber-
trifft, iſt ihnen Schutz und Leitſtern durch ihr Le-
ben, und ſie kommen immer ſo durch die Welt, daß
ſie am Ende Gott von Herzen danken.
Aber den Gottloſen fuͤhrt ſeine Gottloſigkeit aus
einer Tiefe in die andere.
Er braucht ſeinen Verſtand nie auf den geraden
Wegen der frommen Einfalt, Ruh und Gerechtig-
keit und Frieden zu ſuchen. — Er braucht ihn nur
zu den krummen Wegen der Bosheit, Jammer an-
zurichten, und Unruh zu ſtiften. Darum koͤmmt
er immer in Ungluͤck; in ſeiner Noth trotzt er dann.
Er laͤugnet im Fehler, er iſt hochmuͤthig im Elend.
Huͤlf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/292>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.