Tage kann's wegen der Landesstrasse nicht seyn -- So redete er mit sich selber; kam bald auf des Meyers Hügel, der nahe am Dorfe liegt.
Er sah die Mäurer an den grossen Feld- steinen, die in der Ebne da herum liegen, arbei- ten; denn es war noch nicht vollends sechs Uhr. Und er ergrimmte darüber bey sich selber.
Alles, alles, was ich anstelle und vornehme -- alles, alles fehlt mir -- alles -- -- alles wird an mir zum Schelmen -- -- Muß ich jezt noch ne- ben dem verdammten Joseph vorbeygehn -- und schweigen -- Nein, ich kann's nicht -- neben ihm vorbeygehn und schweigen kann ich nicht -- Ich will lieber hier warten, bis sie heim gehn --
Er setzt sich nieder; nach einer Weile steht er wieder auf, und sagt: Ich will, ich kann ihnen auch hier nicht zusehen -- ich will auf die andre Seite des Hügels gehn -- O du verdammter Joseph --
Er steht auf, geht einige Schritte zurück, hin- ter den Hügel, und setzt sich wieder.
§. 68.
Tage kann’s wegen der Landesſtraſſe nicht ſeyn — So redete er mit ſich ſelber; kam bald auf des Meyers Huͤgel, der nahe am Dorfe liegt.
Er ſah die Maͤurer an den groſſen Feld- ſteinen, die in der Ebne da herum liegen, arbei- ten; denn es war noch nicht vollends ſechs Uhr. Und er ergrimmte daruͤber bey ſich ſelber.
Alles, alles, was ich anſtelle und vornehme — alles, alles fehlt mir — alles — — alles wird an mir zum Schelmen — — Muß ich jezt noch ne- ben dem verdammten Joſeph vorbeygehn — und ſchweigen — Nein, ich kann’s nicht — neben ihm vorbeygehn und ſchweigen kann ich nicht — Ich will lieber hier warten, bis ſie heim gehn —
Er ſetzt ſich nieder; nach einer Weile ſteht er wieder auf, und ſagt: Ich will, ich kann ihnen auch hier nicht zuſehen — ich will auf die andre Seite des Huͤgels gehn — O du verdammter Joſeph —
Er ſteht auf, geht einige Schritte zuruͤck, hin- ter den Huͤgel, und ſetzt ſich wieder.
§. 68.
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Tage kann’s wegen der Landesſtraſſe nicht ſeyn —
So redete er mit ſich ſelber; kam bald auf des
Meyers Huͤgel, der nahe am Dorfe liegt.
Er ſah die Maͤurer an den groſſen Feld-
ſteinen, die in der Ebne da herum liegen, arbei-
ten; denn es war noch nicht vollends ſechs Uhr.
Und er ergrimmte daruͤber bey ſich ſelber.
Alles, alles, was ich anſtelle und vornehme —
alles, alles fehlt mir — alles — — alles wird an
mir zum Schelmen — — Muß ich jezt noch ne-
ben dem verdammten Joſeph vorbeygehn — und
ſchweigen — Nein, ich kann’s nicht — neben ihm
vorbeygehn und ſchweigen kann ich nicht — Ich
will lieber hier warten, bis ſie heim gehn —
Er ſetzt ſich nieder; nach einer Weile ſteht er
wieder auf, und ſagt: Ich will, ich kann ihnen
auch hier nicht zuſehen — ich will auf die andre
Seite des Huͤgels gehn — O du verdammter
Joſeph —
Er ſteht auf, geht einige Schritte zuruͤck, hin-
ter den Huͤgel, und ſetzt ſich wieder.
§. 68.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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