Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich sende ihnen hier von meinem besten Wein
zum herzlichen Gruß und Dank, daß sie mir so
redlich und brav geholfen haben, meines lieben
Großvaters Fehler wieder gut zu machen.

Wir wollen diesen Abend zu seinem Andenken
eins davon mit einander trinken. Mein lieber Herr
Pfarrer! er war doch ein braver Mann, wenn die
Schelmen schon so oft sein gutes Herz und sein Zu-
trauen gemißbraucht haben.

Ich danke ihnen, mein lieber Herr Pfarrer! für
ihre Mühe und für ihre Sorgfalt wegen dem Hübel-
rudi -- Freylich will ich ihm helfen. Noch heute muß
er mit meinem lieben Großvater wieder zufrieden wer-
den, und, will's Gott! in seinem Leben bey seinem
Andenken nicht mehr trauern. Es thut mir in
der Seele leid, daß er so unglücklich gewesen ist;
und ich will, auf was Weise ich kann, dafür sor-
gen, daß der Mann für sein Leiden und für seinen
Kummer mit Freude und Ruhe wieder erquickt wer-
de. Wir sind gewiß schuldig, die Fehler unsrer El-
tern wieder gut zu machen, so viel wir können und
mögen. O es ist nicht recht, Herr Pfarrer! daß
man behauptet, ein Richter sey nie in keiner Ge-
fahr, und sey nie keinen Ersatz schuldig. Ach Gott!
Herr Pfarrer! wie wenig kennt man den Menschen,
wenn man nicht einsieht, daß alle Richter eben
durch Gefahr ihres Vermögens nicht nur zur Ehr-
lichkeit, sondern zur Sorgfalt und zur Anstrengung

aller
X 2

Ich ſende ihnen hier von meinem beſten Wein
zum herzlichen Gruß und Dank, daß ſie mir ſo
redlich und brav geholfen haben, meines lieben
Großvaters Fehler wieder gut zu machen.

Wir wollen dieſen Abend zu ſeinem Andenken
eins davon mit einander trinken. Mein lieber Herr
Pfarrer! er war doch ein braver Mann, wenn die
Schelmen ſchon ſo oft ſein gutes Herz und ſein Zu-
trauen gemißbraucht haben.

Ich danke ihnen, mein lieber Herr Pfarrer! fuͤr
ihre Muͤhe und fuͤr ihre Sorgfalt wegen dem Huͤbel-
rudi — Freylich will ich ihm helfen. Noch heute muß
er mit meinem lieben Großvater wieder zufrieden wer-
den, und, will’s Gott! in ſeinem Leben bey ſeinem
Andenken nicht mehr trauern. Es thut mir in
der Seele leid, daß er ſo ungluͤcklich geweſen iſt;
und ich will, auf was Weiſe ich kann, dafuͤr ſor-
gen, daß der Mann fuͤr ſein Leiden und fuͤr ſeinen
Kummer mit Freude und Ruhe wieder erquickt wer-
de. Wir ſind gewiß ſchuldig, die Fehler unſrer El-
tern wieder gut zu machen, ſo viel wir koͤnnen und
moͤgen. O es iſt nicht recht, Herr Pfarrer! daß
man behauptet, ein Richter ſey nie in keiner Ge-
fahr, und ſey nie keinen Erſatz ſchuldig. Ach Gott!
Herr Pfarrer! wie wenig kennt man den Menſchen,
wenn man nicht einſieht, daß alle Richter eben
durch Gefahr ihres Vermoͤgens nicht nur zur Ehr-
lichkeit, ſondern zur Sorgfalt und zur Anſtrengung

aller
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="letter">
            <pb facs="#f0348" n="323"/>
            <p>Ich &#x017F;ende ihnen hier von meinem be&#x017F;ten Wein<lb/>
zum herzlichen Gruß und Dank, daß &#x017F;ie mir &#x017F;o<lb/>
redlich und brav geholfen haben, meines lieben<lb/>
Großvaters Fehler wieder gut zu machen.</p><lb/>
            <p>Wir wollen die&#x017F;en Abend zu &#x017F;einem Andenken<lb/>
eins davon mit einander trinken. Mein lieber Herr<lb/>
Pfarrer! er war doch ein braver Mann, wenn die<lb/>
Schelmen &#x017F;chon &#x017F;o oft &#x017F;ein gutes Herz und &#x017F;ein Zu-<lb/>
trauen gemißbraucht haben.</p><lb/>
            <p>Ich danke ihnen, mein lieber Herr Pfarrer! fu&#x0364;r<lb/>
ihre Mu&#x0364;he und fu&#x0364;r ihre Sorgfalt wegen dem Hu&#x0364;bel-<lb/>
rudi &#x2014; Freylich will ich ihm helfen. Noch heute muß<lb/>
er mit meinem lieben Großvater wieder zufrieden wer-<lb/>
den, und, will&#x2019;s Gott! in &#x017F;einem Leben bey &#x017F;einem<lb/>
Andenken nicht mehr trauern. Es thut mir in<lb/>
der Seele leid, daß er &#x017F;o unglu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en i&#x017F;t;<lb/>
und ich will, auf was Wei&#x017F;e ich kann, dafu&#x0364;r &#x017F;or-<lb/>
gen, daß der Mann fu&#x0364;r &#x017F;ein Leiden und fu&#x0364;r &#x017F;einen<lb/>
Kummer mit Freude und Ruhe wieder erquickt wer-<lb/>
de. Wir &#x017F;ind gewiß &#x017F;chuldig, die Fehler un&#x017F;rer El-<lb/>
tern wieder gut zu machen, &#x017F;o viel wir ko&#x0364;nnen und<lb/>
mo&#x0364;gen. O es i&#x017F;t nicht recht, Herr Pfarrer! daß<lb/>
man behauptet, ein Richter &#x017F;ey nie in keiner Ge-<lb/>
fahr, und &#x017F;ey nie keinen Er&#x017F;atz &#x017F;chuldig. Ach Gott!<lb/>
Herr Pfarrer! wie wenig kennt man den Men&#x017F;chen,<lb/>
wenn man nicht ein&#x017F;ieht, daß alle Richter eben<lb/>
durch Gefahr ihres Vermo&#x0364;gens nicht nur zur Ehr-<lb/>
lichkeit, &#x017F;ondern zur Sorgfalt und zur An&#x017F;trengung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">aller</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0348] Ich ſende ihnen hier von meinem beſten Wein zum herzlichen Gruß und Dank, daß ſie mir ſo redlich und brav geholfen haben, meines lieben Großvaters Fehler wieder gut zu machen. Wir wollen dieſen Abend zu ſeinem Andenken eins davon mit einander trinken. Mein lieber Herr Pfarrer! er war doch ein braver Mann, wenn die Schelmen ſchon ſo oft ſein gutes Herz und ſein Zu- trauen gemißbraucht haben. Ich danke ihnen, mein lieber Herr Pfarrer! fuͤr ihre Muͤhe und fuͤr ihre Sorgfalt wegen dem Huͤbel- rudi — Freylich will ich ihm helfen. Noch heute muß er mit meinem lieben Großvater wieder zufrieden wer- den, und, will’s Gott! in ſeinem Leben bey ſeinem Andenken nicht mehr trauern. Es thut mir in der Seele leid, daß er ſo ungluͤcklich geweſen iſt; und ich will, auf was Weiſe ich kann, dafuͤr ſor- gen, daß der Mann fuͤr ſein Leiden und fuͤr ſeinen Kummer mit Freude und Ruhe wieder erquickt wer- de. Wir ſind gewiß ſchuldig, die Fehler unſrer El- tern wieder gut zu machen, ſo viel wir koͤnnen und moͤgen. O es iſt nicht recht, Herr Pfarrer! daß man behauptet, ein Richter ſey nie in keiner Ge- fahr, und ſey nie keinen Erſatz ſchuldig. Ach Gott! Herr Pfarrer! wie wenig kennt man den Menſchen, wenn man nicht einſieht, daß alle Richter eben durch Gefahr ihres Vermoͤgens nicht nur zur Ehr- lichkeit, ſondern zur Sorgfalt und zur Anſtrengung aller X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/348
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/348>, abgerufen am 22.11.2024.