zu entsetzen; aber so sehr er sich verfehlt hat, bewegen mich doch einige Umstände, daß ich wünsche, ihm so lange er lebt, noch etwas vom Einkommen seines Dienstes zukommen zu lassen. Du bist ein wohl- habender Mann, Meyer! und ich denke, wenn ich dich zum Vogt mache, du lassest dem alten Mann gern noch jährlich hundert Gulden vom Dienste zu- fliessen.
Meyer. Wenn sie mich zu diesem Dienste tüchtig finden, Gnädiger Herr! so will ich mich hierinn, wie in allem andern, nach ihren Befeh- len richten.
Junker. Nun, Meyer! so komme morgen zu mir auf Arnburg, ich will dann dieses Geschäft in Ordnung bringen. Jezt will ich dir nur sagen: du müssest mit meinem Schreiber und mit dem Richter Aebi dem Hummel alle seine Schriften und seine Rechnungen besiegeln. Ihr habt genau nachzu- sehn, daß von allen Papieren und Rechnungen nichts unterschlagen werde.
Da giengen der Meyer und der Herrschafts- schreiber, nahmen noch den Richter Aebi mit sich, und besiegelten des Vogts Schriften.
Die Vögtinn aber gieng mit einem nassen Schwamm gegen die gekreidete Wandtafel; aber der Meyer sah es, hinderte sie etwas durchzustrei- chen, und ließ die gekreidete Tafel schnell ab- schreiben.
Und
zu entſetzen; aber ſo ſehr er ſich verfehlt hat, bewegen mich doch einige Umſtaͤnde, daß ich wuͤnſche, ihm ſo lange er lebt, noch etwas vom Einkommen ſeines Dienſtes zukommen zu laſſen. Du biſt ein wohl- habender Mann, Meyer! und ich denke, wenn ich dich zum Vogt mache, du laſſeſt dem alten Mann gern noch jaͤhrlich hundert Gulden vom Dienſte zu- flieſſen.
Meyer. Wenn ſie mich zu dieſem Dienſte tuͤchtig finden, Gnaͤdiger Herr! ſo will ich mich hierinn, wie in allem andern, nach ihren Befeh- len richten.
Junker. Nun, Meyer! ſo komme morgen zu mir auf Arnburg, ich will dann dieſes Geſchaͤft in Ordnung bringen. Jezt will ich dir nur ſagen: du muͤſſeſt mit meinem Schreiber und mit dem Richter Aebi dem Hummel alle ſeine Schriften und ſeine Rechnungen beſiegeln. Ihr habt genau nachzu- ſehn, daß von allen Papieren und Rechnungen nichts unterſchlagen werde.
Da giengen der Meyer und der Herrſchafts- ſchreiber, nahmen noch den Richter Aebi mit ſich, und beſiegelten des Vogts Schriften.
Die Voͤgtinn aber gieng mit einem naſſen Schwamm gegen die gekreidete Wandtafel; aber der Meyer ſah es, hinderte ſie etwas durchzuſtrei- chen, und ließ die gekreidete Tafel ſchnell ab- ſchreiben.
Und
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zu entſetzen; aber ſo ſehr er ſich verfehlt hat, bewegen
mich doch einige Umſtaͤnde, daß ich wuͤnſche, ihm
ſo lange er lebt, noch etwas vom Einkommen ſeines
Dienſtes zukommen zu laſſen. Du biſt ein wohl-
habender Mann, Meyer! und ich denke, wenn ich
dich zum Vogt mache, du laſſeſt dem alten Mann
gern noch jaͤhrlich hundert Gulden vom Dienſte zu-
flieſſen.
Meyer. Wenn ſie mich zu dieſem Dienſte
tuͤchtig finden, Gnaͤdiger Herr! ſo will ich mich
hierinn, wie in allem andern, nach ihren Befeh-
len richten.
Junker. Nun, Meyer! ſo komme morgen zu
mir auf Arnburg, ich will dann dieſes Geſchaͤft in
Ordnung bringen. Jezt will ich dir nur ſagen: du
muͤſſeſt mit meinem Schreiber und mit dem Richter
Aebi dem Hummel alle ſeine Schriften und ſeine
Rechnungen beſiegeln. Ihr habt genau nachzu-
ſehn, daß von allen Papieren und Rechnungen
nichts unterſchlagen werde.
Da giengen der Meyer und der Herrſchafts-
ſchreiber, nahmen noch den Richter Aebi mit ſich,
und beſiegelten des Vogts Schriften.
Die Voͤgtinn aber gieng mit einem naſſen
Schwamm gegen die gekreidete Wandtafel; aber
der Meyer ſah es, hinderte ſie etwas durchzuſtrei-
chen, und ließ die gekreidete Tafel ſchnell ab-
ſchreiben.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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