für sie, da sie einmal in geistlichen Sachen nicht erfahren und nicht beredt sind, etwas vorbringe.
Arner. Nun dann, Ehegaumer Hartknopf! zur Sache.
Da fieng der Ehegaumer abermal an: Gnädi- ger Herr! Wir haben von unsern Alten einen Glauben, daß der Teufel und seine Gespenster dem Menschen oft und viel erscheinen; und da einmal jezt auf heute offenbar worden ist, daß unser al- ter Glaube an die Gespenster wahr ist, wie wir denn alle keinen Augenblick daran zweifelten, so haben wir in Gottes Namen die Freyheit nehmen müssen, unserm Gnädigen Herrn anzuzeigen: daß einmal unser Herr Pfarrer, Gott verzeih's ihm, nicht dieses Glaubens ist. -- Wir wissen auch wohl, daß selbst Euer Gnaden, wegen den Gespenstern, es mit dem Herrn Pfarrer halten -- Da man aber in Sachen des Glaubens Gott mehr gehorsamen muß, als den Menschen; so hoffen wir, Euer Gnaden werden es uns in Unterthänigkeit verzei- hen, wann wir bitten, daß der Herr Pfarrer in Zukunft, wegen dem Teufel, unsere Kinder auf unsern alten Glauben lehre, und nichts mehr ge- gen die Gespenster rede, die wir glauben und glau- ben wollen. Auch wünschten wir, daß auf einen nahen Sonntag ein Fast- Bet- und Bußtag ge- halten werden möchte, damit wir alle die über- hand nehmende Sünde des Unglaubens gegen die
Ge-
fuͤr ſie, da ſie einmal in geiſtlichen Sachen nicht erfahren und nicht beredt ſind, etwas vorbringe.
Arner. Nun dann, Ehegaumer Hartknopf! zur Sache.
Da fieng der Ehegaumer abermal an: Gnaͤdi- ger Herr! Wir haben von unſern Alten einen Glauben, daß der Teufel und ſeine Geſpenſter dem Menſchen oft und viel erſcheinen; und da einmal jezt auf heute offenbar worden iſt, daß unſer al- ter Glaube an die Geſpenſter wahr iſt, wie wir denn alle keinen Augenblick daran zweifelten, ſo haben wir in Gottes Namen die Freyheit nehmen muͤſſen, unſerm Gnaͤdigen Herrn anzuzeigen: daß einmal unſer Herr Pfarrer, Gott verzeih’s ihm, nicht dieſes Glaubens iſt. — Wir wiſſen auch wohl, daß ſelbſt Euer Gnaden, wegen den Geſpenſtern, es mit dem Herrn Pfarrer halten — Da man aber in Sachen des Glaubens Gott mehr gehorſamen muß, als den Menſchen; ſo hoffen wir, Euer Gnaden werden es uns in Unterthaͤnigkeit verzei- hen, wann wir bitten, daß der Herr Pfarrer in Zukunft, wegen dem Teufel, unſere Kinder auf unſern alten Glauben lehre, und nichts mehr ge- gen die Geſpenſter rede, die wir glauben und glau- ben wollen. Auch wuͤnſchten wir, daß auf einen nahen Sonntag ein Faſt- Bet- und Bußtag ge- halten werden moͤchte, damit wir alle die uͤber- hand nehmende Suͤnde des Unglaubens gegen die
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fuͤr ſie, da ſie einmal in geiſtlichen Sachen nicht
erfahren und nicht beredt ſind, etwas vorbringe.
Arner. Nun dann, Ehegaumer Hartknopf!
zur Sache.
Da fieng der Ehegaumer abermal an: Gnaͤdi-
ger Herr! Wir haben von unſern Alten einen
Glauben, daß der Teufel und ſeine Geſpenſter dem
Menſchen oft und viel erſcheinen; und da einmal
jezt auf heute offenbar worden iſt, daß unſer al-
ter Glaube an die Geſpenſter wahr iſt, wie wir
denn alle keinen Augenblick daran zweifelten, ſo
haben wir in Gottes Namen die Freyheit nehmen
muͤſſen, unſerm Gnaͤdigen Herrn anzuzeigen: daß
einmal unſer Herr Pfarrer, Gott verzeih’s ihm,
nicht dieſes Glaubens iſt. — Wir wiſſen auch wohl,
daß ſelbſt Euer Gnaden, wegen den Geſpenſtern,
es mit dem Herrn Pfarrer halten — Da man aber
in Sachen des Glaubens Gott mehr gehorſamen
muß, als den Menſchen; ſo hoffen wir, Euer
Gnaden werden es uns in Unterthaͤnigkeit verzei-
hen, wann wir bitten, daß der Herr Pfarrer in
Zukunft, wegen dem Teufel, unſere Kinder auf
unſern alten Glauben lehre, und nichts mehr ge-
gen die Geſpenſter rede, die wir glauben und glau-
ben wollen. Auch wuͤnſchten wir, daß auf einen
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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