seyd; aber Ihr müßt nicht glauben, daß ich nicht wisse, daß Ihr weit mehr gethan habt, als ich, und daß eure Sorgfalt und eure Güte alles so in Ordnung gebracht haben, daß mir nichts übrig ge- blieben ist, als das Urtheil zu fällen.
Pfarrer. Gnädiger Herr! Sie gehn zu weit mit ihrer Güte.
Junker. Nein, Freund! es ist nichts, als was wahr ist; und ich wäre undankbar und un- billich, wenn ich's nicht erkennete. Ihr habt mit vie- ler Mühe und mit vieler Klugheit euch bestrebt, meines lieben Großvaters unvorsichtiges Urtheil aufzudecken, und seinen Folgen ein Ende zu ma- chen. Es wird den ehrlichen guten Mann im Himmel freuen, was Ihr gethan habt, und daß das schlimme Ding endlich wieder gut wor- den ist; und gewiß würde er es mir nicht verzei- hen, Herr Pfarrer! wenn ich diese eure Handlung unbelohnt liesse. Nehmt den kleinen Zehnden, den ich in euerm Dorf verpachtet habe, zum Zeichen meines Danks an.
Und hiemit gab er ihm die gesiegelte Urkunde, die in den dankvollsten Ausdrücken abgefaßt war, in die Hand.
Therese stuhnd an der Seite Arners, und steckte dem Pfarrer den schönsten Blumenstraus, der je in einem Pfarrhaus gesehen worden war, in seine Hand.
Das
ſeyd; aber Ihr muͤßt nicht glauben, daß ich nicht wiſſe, daß Ihr weit mehr gethan habt, als ich, und daß eure Sorgfalt und eure Guͤte alles ſo in Ordnung gebracht haben, daß mir nichts uͤbrig ge- blieben iſt, als das Urtheil zu faͤllen.
Pfarrer. Gnaͤdiger Herr! Sie gehn zu weit mit ihrer Guͤte.
Junker. Nein, Freund! es iſt nichts, als was wahr iſt; und ich waͤre undankbar und un- billich, wenn ich’s nicht erkennete. Ihr habt mit vie- ler Muͤhe und mit vieler Klugheit euch beſtrebt, meines lieben Großvaters unvorſichtiges Urtheil aufzudecken, und ſeinen Folgen ein Ende zu ma- chen. Es wird den ehrlichen guten Mann im Himmel freuen, was Ihr gethan habt, und daß das ſchlimme Ding endlich wieder gut wor- den iſt; und gewiß wuͤrde er es mir nicht verzei- hen, Herr Pfarrer! wenn ich dieſe eure Handlung unbelohnt lieſſe. Nehmt den kleinen Zehnden, den ich in euerm Dorf verpachtet habe, zum Zeichen meines Danks an.
Und hiemit gab er ihm die geſiegelte Urkunde, die in den dankvollſten Ausdruͤcken abgefaßt war, in die Hand.
Thereſe ſtuhnd an der Seite Arners, und ſteckte dem Pfarrer den ſchoͤnſten Blumenſtraus, der je in einem Pfarrhaus geſehen worden war, in ſeine Hand.
Das
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0389"n="364"/>ſeyd; aber Ihr muͤßt nicht glauben, daß ich nicht<lb/>
wiſſe, daß Ihr weit mehr gethan habt, als ich,<lb/>
und daß eure Sorgfalt und eure Guͤte alles ſo in<lb/>
Ordnung gebracht haben, daß mir nichts uͤbrig ge-<lb/>
blieben iſt, als das Urtheil zu faͤllen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Pfarrer.</hi> Gnaͤdiger Herr! Sie gehn zu weit<lb/>
mit ihrer Guͤte.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Junker.</hi> Nein, Freund! es iſt nichts, als<lb/>
was wahr iſt; und ich waͤre undankbar und un-<lb/>
billich, wenn ich’s nicht erkennete. Ihr habt mit vie-<lb/>
ler Muͤhe und mit vieler Klugheit euch beſtrebt,<lb/>
meines lieben Großvaters unvorſichtiges Urtheil<lb/>
aufzudecken, und ſeinen Folgen ein Ende zu ma-<lb/>
chen. Es wird den ehrlichen guten Mann im<lb/>
Himmel freuen, was Ihr gethan habt, und<lb/>
daß das ſchlimme Ding endlich wieder gut wor-<lb/>
den iſt; und gewiß wuͤrde er es mir nicht verzei-<lb/>
hen, Herr Pfarrer! wenn ich dieſe eure Handlung<lb/>
unbelohnt lieſſe. Nehmt den kleinen Zehnden, den<lb/>
ich in euerm Dorf verpachtet habe, zum Zeichen<lb/>
meines Danks an.</p><lb/><p>Und hiemit gab er ihm die geſiegelte Urkunde,<lb/>
die in den dankvollſten Ausdruͤcken abgefaßt war, in<lb/>
die Hand.</p><lb/><p>Thereſe ſtuhnd an der Seite Arners, und ſteckte<lb/>
dem Pfarrer den ſchoͤnſten Blumenſtraus, der je in<lb/>
einem Pfarrhaus geſehen worden war, in ſeine Hand.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[364/0389]
ſeyd; aber Ihr muͤßt nicht glauben, daß ich nicht
wiſſe, daß Ihr weit mehr gethan habt, als ich,
und daß eure Sorgfalt und eure Guͤte alles ſo in
Ordnung gebracht haben, daß mir nichts uͤbrig ge-
blieben iſt, als das Urtheil zu faͤllen.
Pfarrer. Gnaͤdiger Herr! Sie gehn zu weit
mit ihrer Guͤte.
Junker. Nein, Freund! es iſt nichts, als
was wahr iſt; und ich waͤre undankbar und un-
billich, wenn ich’s nicht erkennete. Ihr habt mit vie-
ler Muͤhe und mit vieler Klugheit euch beſtrebt,
meines lieben Großvaters unvorſichtiges Urtheil
aufzudecken, und ſeinen Folgen ein Ende zu ma-
chen. Es wird den ehrlichen guten Mann im
Himmel freuen, was Ihr gethan habt, und
daß das ſchlimme Ding endlich wieder gut wor-
den iſt; und gewiß wuͤrde er es mir nicht verzei-
hen, Herr Pfarrer! wenn ich dieſe eure Handlung
unbelohnt lieſſe. Nehmt den kleinen Zehnden, den
ich in euerm Dorf verpachtet habe, zum Zeichen
meines Danks an.
Und hiemit gab er ihm die geſiegelte Urkunde,
die in den dankvollſten Ausdruͤcken abgefaßt war, in
die Hand.
Thereſe ſtuhnd an der Seite Arners, und ſteckte
dem Pfarrer den ſchoͤnſten Blumenſtraus, der je in
einem Pfarrhaus geſehen worden war, in ſeine Hand.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/389>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.