Das ist zum Angedenken des besten Großva- ters, Herr Pfarrer! sagte sie. Und erst am Mor- gen darauf fand die Frau Pfarrerinn, daß der Straus mit einer Schnur Perlen eingebunden war.
Der gute Pfarrer war übernommen, hatte Thränen in den Augen, konnte aber nicht reden -- Machen sie keine Worte, sagte der Junker.
Ihr Herz wäre eines Fürstenthums würdig, sagte endlich der Pfarrer.
Beschämt mich nicht, lieber Herr Pfarrer! antwortete der Junker -- Seyd mein Freund! Hand in Hand wollen wir schlagen, unsere Leute so glücklich zu machen als wir können. Ich will Sie in Zukunft mehr sehen, Herr Pfarrer! Und, nicht wahr: Sie kommen auch mehr zu mir -- Mein Wagen stehet Ihnen zu Diensten. Nehmet ihn doch auch ohne Compliment an, wenn Ihr zu mir kommen wollt.
§. 95.
Das iſt zum Angedenken des beſten Großva- ters, Herr Pfarrer! ſagte ſie. Und erſt am Mor- gen darauf fand die Frau Pfarrerinn, daß der Straus mit einer Schnur Perlen eingebunden war.
Der gute Pfarrer war uͤbernommen, hatte Thraͤnen in den Augen, konnte aber nicht reden — Machen ſie keine Worte, ſagte der Junker.
Ihr Herz waͤre eines Fuͤrſtenthums wuͤrdig, ſagte endlich der Pfarrer.
Beſchaͤmt mich nicht, lieber Herr Pfarrer! antwortete der Junker — Seyd mein Freund! Hand in Hand wollen wir ſchlagen, unſere Leute ſo gluͤcklich zu machen als wir koͤnnen. Ich will Sie in Zukunft mehr ſehen, Herr Pfarrer! Und, nicht wahr: Sie kommen auch mehr zu mir — Mein Wagen ſtehet Ihnen zu Dienſten. Nehmet ihn doch auch ohne Compliment an, wenn Ihr zu mir kommen wollt.
§. 95.
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Das iſt zum Angedenken des beſten Großva-
ters, Herr Pfarrer! ſagte ſie. Und erſt am Mor-
gen darauf fand die Frau Pfarrerinn, daß der
Straus mit einer Schnur Perlen eingebunden war.
Der gute Pfarrer war uͤbernommen, hatte
Thraͤnen in den Augen, konnte aber nicht reden —
Machen ſie keine Worte, ſagte der Junker.
Ihr Herz waͤre eines Fuͤrſtenthums wuͤrdig,
ſagte endlich der Pfarrer.
Beſchaͤmt mich nicht, lieber Herr Pfarrer!
antwortete der Junker — Seyd mein Freund!
Hand in Hand wollen wir ſchlagen, unſere Leute
ſo gluͤcklich zu machen als wir koͤnnen. Ich will
Sie in Zukunft mehr ſehen, Herr Pfarrer! Und,
nicht wahr: Sie kommen auch mehr zu mir —
Mein Wagen ſtehet Ihnen zu Dienſten. Nehmet
ihn doch auch ohne Compliment an, wenn Ihr zu
mir kommen wollt.
§. 95.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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