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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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wie sie den armen Kindern von ihrem bessern Essen
immer zulegten -- auch wie Therese und die Frau
Pfarrerinn mit ihnen so liebreich waren; wie aber
diese erst, da Gertrud kam, recht freudig wurden --
ihr alle zuliefen -- ihre Hände suchten -- ihr zu-
lächelten, und sich an ihren Schooß drängten --
alles das will ich mich hüten, mit viel Worten zu
erzählen.

Arner und Therese stuhnden, so lang sie konn-
ten, bey diesem Schauspiel der innigsten Rührung,
beym Anblick des erquickten und ganz geretteten
Elends. Endlich nahmen sie mit Thränen in den
Augen stillen Abschied.

Und der Junker sagte zum Gutscher: Fahr eine
Weile nicht stark.

Die Frau Pfarrerinn aber suchte noch alles
übergebliebene Essen zusammen, und gab es den
Kindern.

Und Lienhard und Gertrud blieben noch beym
Rudi bis um acht Uhr, und waren von Herzen
frölich.



§. 99.
B b

wie ſie den armen Kindern von ihrem beſſern Eſſen
immer zulegten — auch wie Thereſe und die Frau
Pfarrerinn mit ihnen ſo liebreich waren; wie aber
dieſe erſt, da Gertrud kam, recht freudig wurden —
ihr alle zuliefen — ihre Haͤnde ſuchten — ihr zu-
laͤchelten, und ſich an ihren Schooß draͤngten —
alles das will ich mich huͤten, mit viel Worten zu
erzaͤhlen.

Arner und Thereſe ſtuhnden, ſo lang ſie konn-
ten, bey dieſem Schauſpiel der innigſten Ruͤhrung,
beym Anblick des erquickten und ganz geretteten
Elends. Endlich nahmen ſie mit Thraͤnen in den
Augen ſtillen Abſchied.

Und der Junker ſagte zum Gutſcher: Fahr eine
Weile nicht ſtark.

Die Frau Pfarrerinn aber ſuchte noch alles
uͤbergebliebene Eſſen zuſammen, und gab es den
Kindern.

Und Lienhard und Gertrud blieben noch beym
Rudi bis um acht Uhr, und waren von Herzen
froͤlich.



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B b
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[377/0402] wie ſie den armen Kindern von ihrem beſſern Eſſen immer zulegten — auch wie Thereſe und die Frau Pfarrerinn mit ihnen ſo liebreich waren; wie aber dieſe erſt, da Gertrud kam, recht freudig wurden — ihr alle zuliefen — ihre Haͤnde ſuchten — ihr zu- laͤchelten, und ſich an ihren Schooß draͤngten — alles das will ich mich huͤten, mit viel Worten zu erzaͤhlen. Arner und Thereſe ſtuhnden, ſo lang ſie konn- ten, bey dieſem Schauſpiel der innigſten Ruͤhrung, beym Anblick des erquickten und ganz geretteten Elends. Endlich nahmen ſie mit Thraͤnen in den Augen ſtillen Abſchied. Und der Junker ſagte zum Gutſcher: Fahr eine Weile nicht ſtark. Die Frau Pfarrerinn aber ſuchte noch alles uͤbergebliebene Eſſen zuſammen, und gab es den Kindern. Und Lienhard und Gertrud blieben noch beym Rudi bis um acht Uhr, und waren von Herzen froͤlich. §. 99. B b

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/402>, abgerufen am 24.11.2024.