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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Ich will euch folgen, sagte der Scheerer, und
gieng wieder in die Stube.

Wo fehlt's diesen Herren, Scheerer? daß sie so
einsmals aufbrechen? fragte der Vogt.

Und der Scheerer antwortete. Es ist mir eben
wie ihnen; so ein Gewühl ist nicht artig, und
mein Haus ist gar nicht dafür.

Vogt. A ha -- ist das die Meynung.

Scheerer. Ja wahrlich, Herr Untervogt! ich
habe gern eine ruhige Stube.

Dieser Streit aber gefiel den Ehrengästen ni[verlorenes Material - Zeichen fehlt]
wohl.

Wir wollen stiller seyn, sagte der Eine.

Wir wollen recht thun, sagte der Andere.

Immer gut Freund seyn ist Meister, ein Drit-
ter.

Vogt! noch einen Krug -- sagte Christen --

Ha, Nachbaren! ich habe auch eine Stube;
wir können den Herrn Scheerer gar wohl in Ruhe
lassen, sagte der Vogt.

Das wird mir lieb seyn, antwortete der Schee-
rer.

Aber die Gemeindsache ist vergessen, und das
theure Wirthsrecht, Nachbaren! sagte noch durstig
Aebj der ältere.

Mir nach, wer nicht falsch ist, rief drohend
der Vogt, murrete Donner und Wetter, blickte
wild umher, sagte zu Niemand, behüte Gott, und

schlug

Ich will euch folgen, ſagte der Scheerer, und
gieng wieder in die Stube.

Wo fehlt’s dieſen Herren, Scheerer? daß ſie ſo
einsmals aufbrechen? fragte der Vogt.

Und der Scheerer antwortete. Es iſt mir eben
wie ihnen; ſo ein Gewuͤhl iſt nicht artig, und
mein Haus iſt gar nicht dafuͤr.

Vogt. A ha — iſt das die Meynung.

Scheerer. Ja wahrlich, Herr Untervogt! ich
habe gern eine ruhige Stube.

Dieſer Streit aber gefiel den Ehrengaͤſten ni[verlorenes Material – Zeichen fehlt]
wohl.

Wir wollen ſtiller ſeyn, ſagte der Eine.

Wir wollen recht thun, ſagte der Andere.

Immer gut Freund ſeyn iſt Meiſter, ein Drit-
ter.

Vogt! noch einen Krug — ſagte Chriſten —

Ha, Nachbaren! ich habe auch eine Stube;
wir koͤnnen den Herrn Scheerer gar wohl in Ruhe
laſſen, ſagte der Vogt.

Das wird mir lieb ſeyn, antwortete der Schee-
rer.

Aber die Gemeindſache iſt vergeſſen, und das
theure Wirthsrecht, Nachbaren! ſagte noch durſtig
Aebj der aͤltere.

Mir nach, wer nicht falſch iſt, rief drohend
der Vogt, murrete Donner und Wetter, blickte
wild umher, ſagte zu Niemand, behuͤte Gott, und

ſchlug
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[60/0083] Ich will euch folgen, ſagte der Scheerer, und gieng wieder in die Stube. Wo fehlt’s dieſen Herren, Scheerer? daß ſie ſo einsmals aufbrechen? fragte der Vogt. Und der Scheerer antwortete. Es iſt mir eben wie ihnen; ſo ein Gewuͤhl iſt nicht artig, und mein Haus iſt gar nicht dafuͤr. Vogt. A ha — iſt das die Meynung. Scheerer. Ja wahrlich, Herr Untervogt! ich habe gern eine ruhige Stube. Dieſer Streit aber gefiel den Ehrengaͤſten ni_ wohl. Wir wollen ſtiller ſeyn, ſagte der Eine. Wir wollen recht thun, ſagte der Andere. Immer gut Freund ſeyn iſt Meiſter, ein Drit- ter. Vogt! noch einen Krug — ſagte Chriſten — Ha, Nachbaren! ich habe auch eine Stube; wir koͤnnen den Herrn Scheerer gar wohl in Ruhe laſſen, ſagte der Vogt. Das wird mir lieb ſeyn, antwortete der Schee- rer. Aber die Gemeindſache iſt vergeſſen, und das theure Wirthsrecht, Nachbaren! ſagte noch durſtig Aebj der aͤltere. Mir nach, wer nicht falſch iſt, rief drohend der Vogt, murrete Donner und Wetter, blickte wild umher, ſagte zu Niemand, behuͤte Gott, und ſchlug

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/83>, abgerufen am 25.11.2024.