Der Vogt aber gieng staunend in seine Neben- stube, und rathschlagte mit sich selber, wenn Jo- seph kommen werde, wie er's anstellen wolle. Falsch ist er, darauf kann ich zählen; und schlau wie der Teufel. Es stehn viel Thaler, die er versoffen, auf seines Meisters Rechnung -- aber mein Begehren ist rund. Er wird sich fürchten, und mir nicht trauen. - - - Es läutet schon Mittag. Ich will ihm bis zehn Thaler bieten innert drey Wochen fällt der ganze Bestich *) vom Thurn herunter, wenn er thut was ich will. Zehn Thaler sollen mich nicht reuen, sagt der Vogt -- und da er so mit sich selber redt, kommt Lölj und hinder ihm Joseph -- sie kamen nicht mit einander, damit man desto weniger Ver- dacht schöpfe.
Gott grüß dich, Joseph; weiß dein Meister nicht, daß du hier bist?
Der Joseph antwortete: Er ist noch im Schloß, aber er wird auf den Mittag wieder kommen, wenn ich nur um ein Uhr wieder auf der Arbeit seyn werde, so wird er nichts merken.
Gut
*) das äussere Pflaster der Mauer.
§. 11. Wohl uͤberlegte Schelmenprojecte.
Der Vogt aber gieng ſtaunend in ſeine Neben- ſtube, und rathſchlagte mit ſich ſelber, wenn Jo- ſeph kommen werde, wie er’s anſtellen wolle. Falſch iſt er, darauf kann ich zaͤhlen; und ſchlau wie der Teufel. Es ſtehn viel Thaler, die er verſoffen, auf ſeines Meiſters Rechnung — aber mein Begehren iſt rund. Er wird ſich fuͤrchten, und mir nicht trauen. ‒ ‒ ‒ Es laͤutet ſchon Mittag. Ich will ihm bis zehn Thaler bieten innert drey Wochen faͤllt der ganze Beſtich *) vom Thurn herunter, wenn er thut was ich will. Zehn Thaler ſollen mich nicht reuen, ſagt der Vogt — und da er ſo mit ſich ſelber redt, kommt Loͤlj und hinder ihm Joſeph — ſie kamen nicht mit einander, damit man deſto weniger Ver- dacht ſchoͤpfe.
Gott gruͤß dich, Joſeph; weiß dein Meiſter nicht, daß du hier biſt?
Der Joſeph antwortete: Er iſt noch im Schloß, aber er wird auf den Mittag wieder kommen, wenn ich nur um ein Uhr wieder auf der Arbeit ſeyn werde, ſo wird er nichts merken.
Gut
*) das aͤuſſere Pflaſter der Mauer.
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§. 11.
Wohl uͤberlegte Schelmenprojecte.
Der Vogt aber gieng ſtaunend in ſeine Neben-
ſtube, und rathſchlagte mit ſich ſelber, wenn Jo-
ſeph kommen werde, wie er’s anſtellen wolle.
Falſch iſt er, darauf kann ich zaͤhlen; und
ſchlau wie der Teufel. Es ſtehn viel Thaler, die
er verſoffen, auf ſeines Meiſters Rechnung — aber
mein Begehren iſt rund. Er wird ſich fuͤrchten,
und mir nicht trauen. ‒ ‒ ‒ Es laͤutet ſchon
Mittag. Ich will ihm bis zehn Thaler bieten
innert drey Wochen faͤllt der ganze Beſtich *) vom
Thurn herunter, wenn er thut was ich will.
Zehn Thaler ſollen mich nicht reuen, ſagt der
Vogt — und da er ſo mit ſich ſelber redt, kommt
Loͤlj und hinder ihm Joſeph — ſie kamen nicht
mit einander, damit man deſto weniger Ver-
dacht ſchoͤpfe.
Gott gruͤß dich, Joſeph; weiß dein Meiſter
nicht, daß du hier biſt?
Der Joſeph antwortete: Er iſt noch im Schloß,
aber er wird auf den Mittag wieder kommen, wenn
ich nur um ein Uhr wieder auf der Arbeit ſeyn
werde, ſo wird er nichts merken.
Gut
*) das aͤuſſere Pflaſter der Mauer.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/87>, abgerufen am 25.11.2024.
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