Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Gut -- Ich habe mit dir zu reden, Joseph!
Wir müssen allein seyn, sagte der Vogt, führte
ihn in die hintere Stube, schloß die Thüre zu, und
stieß den einen Riegel.

Es stuhnden Schweinenfleisch, Würste, Wein
und Brod auf dem Tische. Der Vogt nahm zween
Stühle, stellte sie zum Tisch, und sagte zu Jo-
seph;

Du versäumest dein Mittagessen, halt's mit und
setze dich.

Das läßt sich thun, antwortete Joseph, setzte
sich hin, und fragte den Vogt: Herr Vogt! sag
er, was will er, ich bin zu seinen Diensten --

Der Vogt antwortete: Auf dein gut Wohlseyn,
Joseph! trink eins; und denn wiederum; versuch
diese Würste, sie sollen gut seyn. Warum greifst
du nicht zu? Du hast ja sonst theure Zeit genug
bey deinem Meister.

Joseph. Das wohl -- Aber es wird doch jezt
besser kommen; wenn er Schloßarbeit kriegt.

Vogt. Du bist ein Narr, Joseph! Du soll-
test dir wohl einbilden, wie lange das gehn möchte.
Ich wollt's ihm gerne gönnen; aber er ist nicht
der Mann zu so etwas. Er hat auch noch nie ein
Hauptgebäude gehabt; aber er verläßt sich auf dich,
Joseph.

Joseph. Das kann seyn -- Es ist so was.

Vogt.
E

Gut — Ich habe mit dir zu reden, Joſeph!
Wir muͤſſen allein ſeyn, ſagte der Vogt, fuͤhrte
ihn in die hintere Stube, ſchloß die Thuͤre zu, und
ſtieß den einen Riegel.

Es ſtuhnden Schweinenfleiſch, Wuͤrſte, Wein
und Brod auf dem Tiſche. Der Vogt nahm zween
Stuͤhle, ſtellte ſie zum Tiſch, und ſagte zu Jo-
ſeph;

Du verſaͤumeſt dein Mittageſſen, halt’s mit und
ſetze dich.

Das laͤßt ſich thun, antwortete Joſeph, ſetzte
ſich hin, und fragte den Vogt: Herr Vogt! ſag
er, was will er, ich bin zu ſeinen Dienſten —

Der Vogt antwortete: Auf dein gut Wohlſeyn,
Joſeph! trink eins; und denn wiederum; verſuch
dieſe Wuͤrſte, ſie ſollen gut ſeyn. Warum greifſt
du nicht zu? Du haſt ja ſonſt theure Zeit genug
bey deinem Meiſter.

Joſeph. Das wohl — Aber es wird doch jezt
beſſer kommen; wenn er Schloßarbeit kriegt.

Vogt. Du biſt ein Narr, Joſeph! Du ſoll-
teſt dir wohl einbilden, wie lange das gehn moͤchte.
Ich wollt’s ihm gerne goͤnnen; aber er iſt nicht
der Mann zu ſo etwas. Er hat auch noch nie ein
Hauptgebaͤude gehabt; aber er verlaͤßt ſich auf dich,
Joſeph.

Joſeph. Das kann ſeyn — Es iſt ſo was.

Vogt.
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0088" n="65"/>
          <p>Gut &#x2014; Ich habe mit dir zu reden, Jo&#x017F;eph!<lb/>
Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en allein &#x017F;eyn, &#x017F;agte der Vogt, fu&#x0364;hrte<lb/>
ihn in die hintere Stube, &#x017F;chloß die Thu&#x0364;re zu, und<lb/>
&#x017F;tieß den einen Riegel.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;tuhnden Schweinenflei&#x017F;ch, Wu&#x0364;r&#x017F;te, Wein<lb/>
und Brod auf dem Ti&#x017F;che. Der Vogt nahm zween<lb/>
Stu&#x0364;hle, &#x017F;tellte &#x017F;ie zum Ti&#x017F;ch, und &#x017F;agte zu Jo-<lb/>
&#x017F;eph;</p><lb/>
          <p>Du ver&#x017F;a&#x0364;ume&#x017F;t dein Mittage&#x017F;&#x017F;en, halt&#x2019;s mit und<lb/>
&#x017F;etze dich.</p><lb/>
          <p>Das la&#x0364;ßt &#x017F;ich thun, antwortete Jo&#x017F;eph, &#x017F;etzte<lb/>
&#x017F;ich hin, und fragte den Vogt: Herr Vogt! &#x017F;ag<lb/>
er, was will er, ich bin zu &#x017F;einen Dien&#x017F;ten &#x2014;</p><lb/>
          <p>Der Vogt antwortete: Auf dein gut Wohl&#x017F;eyn,<lb/>
Jo&#x017F;eph! trink eins; und denn wiederum; ver&#x017F;uch<lb/>
die&#x017F;e Wu&#x0364;r&#x017F;te, &#x017F;ie &#x017F;ollen gut &#x017F;eyn. Warum greif&#x017F;t<lb/>
du nicht zu? Du ha&#x017F;t ja &#x017F;on&#x017F;t theure Zeit genug<lb/>
bey deinem Mei&#x017F;ter.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph.</hi> Das wohl &#x2014; Aber es wird doch jezt<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er kommen; wenn er Schloßarbeit kriegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vogt.</hi> Du bi&#x017F;t ein Narr, Jo&#x017F;eph! Du &#x017F;oll-<lb/>
te&#x017F;t dir wohl einbilden, wie lange das gehn mo&#x0364;chte.<lb/>
Ich wollt&#x2019;s ihm gerne go&#x0364;nnen; aber er i&#x017F;t nicht<lb/>
der Mann zu &#x017F;o etwas. Er hat auch noch nie ein<lb/>
Hauptgeba&#x0364;ude gehabt; aber er verla&#x0364;ßt &#x017F;ich auf dich,<lb/>
Jo&#x017F;eph.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph.</hi> Das kann &#x017F;eyn &#x2014; Es i&#x017F;t &#x017F;o was.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vogt.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0088] Gut — Ich habe mit dir zu reden, Joſeph! Wir muͤſſen allein ſeyn, ſagte der Vogt, fuͤhrte ihn in die hintere Stube, ſchloß die Thuͤre zu, und ſtieß den einen Riegel. Es ſtuhnden Schweinenfleiſch, Wuͤrſte, Wein und Brod auf dem Tiſche. Der Vogt nahm zween Stuͤhle, ſtellte ſie zum Tiſch, und ſagte zu Jo- ſeph; Du verſaͤumeſt dein Mittageſſen, halt’s mit und ſetze dich. Das laͤßt ſich thun, antwortete Joſeph, ſetzte ſich hin, und fragte den Vogt: Herr Vogt! ſag er, was will er, ich bin zu ſeinen Dienſten — Der Vogt antwortete: Auf dein gut Wohlſeyn, Joſeph! trink eins; und denn wiederum; verſuch dieſe Wuͤrſte, ſie ſollen gut ſeyn. Warum greifſt du nicht zu? Du haſt ja ſonſt theure Zeit genug bey deinem Meiſter. Joſeph. Das wohl — Aber es wird doch jezt beſſer kommen; wenn er Schloßarbeit kriegt. Vogt. Du biſt ein Narr, Joſeph! Du ſoll- teſt dir wohl einbilden, wie lange das gehn moͤchte. Ich wollt’s ihm gerne goͤnnen; aber er iſt nicht der Mann zu ſo etwas. Er hat auch noch nie ein Hauptgebaͤude gehabt; aber er verlaͤßt ſich auf dich, Joſeph. Joſeph. Das kann ſeyn — Es iſt ſo was. Vogt. E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/88
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/88>, abgerufen am 25.11.2024.