und die Freuden und Pflichten des Vaters in den niedersten Hütten also fühlte. --
Langsam ritt er gegen die eben unterge- hende Sonne, Hand und Zügel ruheten auf seinem Schoos; sein Aug sah den Himmel, u. sein Herz war beym Vater der Menschen.
Therese empfieng ihn im Wäldchen, vor seinem Thor, und der Abend gieng in Ge- sprächen über den Stand der Fürsten und des Adels vorüber. --
Und das lezte Wort Arners an Therese war dieses: Gottes Gesäz über Fürsten und Edle ist dieses, daß ihr Reich nicht das ih- rige, daß sie vielmehr Fürsten und Edle sind, damit sie ihrem Volk geben, sicherstel- len, vervollkommnen was sie ihm geben kön- nen, und ihns nuzen und brauchen, und Kin- deskindern hinterlassen lehren, was sie ihm geben.
Und Arner und Therese segneten ihren Stand, umarmten ihre Kinder, und bathen Gott, daß sie immrr menschlich blieben, und das Gesäz Gottes, das über Fürsten und Edle ist, von ihrer Jugend auf bis auf ihre friedliche Ruhstätte erkennen und befolgen.
§. 26.
und die Freuden und Pflichten des Vaters in den niederſten Huͤtten alſo fuͤhlte. —
Langſam ritt er gegen die eben unterge- hende Sonne, Hand und Zuͤgel ruheten auf ſeinem Schoos; ſein Aug ſah den Himmel, u. ſein Herz war beym Vater der Menſchen.
Thereſe empfieng ihn im Waͤldchen, vor ſeinem Thor, und der Abend gieng in Ge- ſpraͤchen uͤber den Stand der Fuͤrſten und des Adels voruͤber. —
Und das lezte Wort Arners an Thereſe war dieſes: Gottes Geſaͤz uͤber Fuͤrſten und Edle iſt dieſes, daß ihr Reich nicht das ih- rige, daß ſie vielmehr Fuͤrſten und Edle ſind, damit ſie ihrem Volk geben, ſicherſtel- len, vervollkommnen was ſie ihm geben koͤn- nen, und ihns nuzen und brauchen, und Kin- deskindern hinterlaſſen lehren, was ſie ihm geben.
Und Arner und Thereſe ſegneten ihren Stand, umarmten ihre Kinder, und bathen Gott, daß ſie immrr menſchlich blieben, und das Geſaͤz Gottes, das uͤber Fuͤrſten und Edle iſt, von ihrer Jugend auf bis auf ihre friedliche Ruhſtaͤtte erkennen und befolgen.
§. 26.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0109"n="91"/>
und die Freuden und Pflichten des Vaters<lb/>
in den niederſten Huͤtten alſo fuͤhlte. —</p><lb/><p>Langſam ritt er gegen die eben unterge-<lb/>
hende Sonne, Hand und Zuͤgel ruheten auf<lb/>ſeinem Schoos; ſein Aug ſah den Himmel,<lb/>
u. ſein Herz war beym Vater der Menſchen.</p><lb/><p>Thereſe empfieng ihn im Waͤldchen, vor<lb/>ſeinem Thor, und der Abend gieng in Ge-<lb/>ſpraͤchen uͤber den Stand der Fuͤrſten und<lb/>
des Adels voruͤber. —</p><lb/><p>Und das lezte Wort Arners an Thereſe<lb/>
war dieſes: Gottes Geſaͤz uͤber Fuͤrſten und<lb/>
Edle iſt dieſes, daß ihr Reich nicht das ih-<lb/>
rige, daß ſie vielmehr Fuͤrſten und Edle<lb/>ſind, damit ſie ihrem Volk geben, ſicherſtel-<lb/>
len, vervollkommnen was ſie ihm geben koͤn-<lb/>
nen, und ihns nuzen und brauchen, und Kin-<lb/>
deskindern hinterlaſſen lehren, was ſie ihm<lb/>
geben.</p><lb/><p>Und Arner und Thereſe ſegneten ihren<lb/>
Stand, umarmten ihre Kinder, und bathen<lb/>
Gott, daß ſie immrr menſchlich blieben, und<lb/>
das Geſaͤz Gottes, das uͤber Fuͤrſten und<lb/>
Edle iſt, von ihrer Jugend auf bis auf ihre<lb/>
friedliche Ruhſtaͤtte erkennen und befolgen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 26.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[91/0109]
und die Freuden und Pflichten des Vaters
in den niederſten Huͤtten alſo fuͤhlte. —
Langſam ritt er gegen die eben unterge-
hende Sonne, Hand und Zuͤgel ruheten auf
ſeinem Schoos; ſein Aug ſah den Himmel,
u. ſein Herz war beym Vater der Menſchen.
Thereſe empfieng ihn im Waͤldchen, vor
ſeinem Thor, und der Abend gieng in Ge-
ſpraͤchen uͤber den Stand der Fuͤrſten und
des Adels voruͤber. —
Und das lezte Wort Arners an Thereſe
war dieſes: Gottes Geſaͤz uͤber Fuͤrſten und
Edle iſt dieſes, daß ihr Reich nicht das ih-
rige, daß ſie vielmehr Fuͤrſten und Edle
ſind, damit ſie ihrem Volk geben, ſicherſtel-
len, vervollkommnen was ſie ihm geben koͤn-
nen, und ihns nuzen und brauchen, und Kin-
deskindern hinterlaſſen lehren, was ſie ihm
geben.
Und Arner und Thereſe ſegneten ihren
Stand, umarmten ihre Kinder, und bathen
Gott, daß ſie immrr menſchlich blieben, und
das Geſaͤz Gottes, das uͤber Fuͤrſten und
Edle iſt, von ihrer Jugend auf bis auf ihre
friedliche Ruhſtaͤtte erkennen und befolgen.
§. 26.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/109>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.