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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Gemeind verrechnet werden, und über die
Frohndienste, die die Gemeind jährlich auf
diesem Riedt thue.

Der Pfarrer sagte ihm aber, dieß alles
geschähe nur zum Schein, damit die Vorge-
sezten ein paar Tag im Jahr mehr auf ge-
meine Unkosten fressen und sauffen können --
Und sie mögen den Taunern, so wenig einen
Obstwachs gönnen, als sie ihnen die Allment
gönnen mögen, und darum werde es, so
lang es so sey, aus diesen Bäumen nie
nichts geben. --

Der Junker sagte bey diesem Anlaaß, sei-
ne Leute essen bey der sizenden Lebensart,
die je länger je mehr aufkomme, gewiß zu
viel und zu unvermischt Erdapfel, und man
könne in dieser Absicht das Pflanzen der
Obstbäume gewiß nicht genug betreiben: Und
auch der Pfarrer bedaurte, daß so gar viele
Leute sich fast nur mit Kraut, Rüben und
Erdäpfeln behelffen müssen.

"Es wäre doch weiß Gott allenthalben so
leicht einzurichten, daß die ärmste Haus-
haltung immer auch etwa ein Duzend trag-
bare Obstbäume und auch eine Geiß halten
könnte" -- sagte der Junker.

"Und es ist doch nirgends eingerichtet,"
erwiederte der Pfarrer.

"Ach!

Gemeind verrechnet werden, und uͤber die
Frohndienſte, die die Gemeind jaͤhrlich auf
dieſem Riedt thue.

Der Pfarrer ſagte ihm aber, dieß alles
geſchaͤhe nur zum Schein, damit die Vorge-
ſezten ein paar Tag im Jahr mehr auf ge-
meine Unkoſten freſſen und ſauffen koͤnnen —
Und ſie moͤgen den Taunern, ſo wenig einen
Obſtwachs goͤnnen, als ſie ihnen die Allment
goͤnnen moͤgen, und darum werde es, ſo
lang es ſo ſey, aus dieſen Baͤumen nie
nichts geben. —

Der Junker ſagte bey dieſem Anlaaß, ſei-
ne Leute eſſen bey der ſizenden Lebensart,
die je laͤnger je mehr aufkomme, gewiß zu
viel und zu unvermiſcht Erdapfel, und man
koͤnne in dieſer Abſicht das Pflanzen der
Obſtbaͤume gewiß nicht genug betreiben: Und
auch der Pfarrer bedaurte, daß ſo gar viele
Leute ſich faſt nur mit Kraut, Ruͤben und
Erdaͤpfeln behelffen muͤſſen.

„Es waͤre doch weiß Gott allenthalben ſo
leicht einzurichten, daß die aͤrmſte Haus-
haltung immer auch etwa ein Duzend trag-
bare Obſtbaͤume und auch eine Geiß halten
koͤnnte“ — ſagte der Junker.

„Und es iſt doch nirgends eingerichtet,“
erwiederte der Pfarrer.

„Ach!
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[144/0162] Gemeind verrechnet werden, und uͤber die Frohndienſte, die die Gemeind jaͤhrlich auf dieſem Riedt thue. Der Pfarrer ſagte ihm aber, dieß alles geſchaͤhe nur zum Schein, damit die Vorge- ſezten ein paar Tag im Jahr mehr auf ge- meine Unkoſten freſſen und ſauffen koͤnnen — Und ſie moͤgen den Taunern, ſo wenig einen Obſtwachs goͤnnen, als ſie ihnen die Allment goͤnnen moͤgen, und darum werde es, ſo lang es ſo ſey, aus dieſen Baͤumen nie nichts geben. — Der Junker ſagte bey dieſem Anlaaß, ſei- ne Leute eſſen bey der ſizenden Lebensart, die je laͤnger je mehr aufkomme, gewiß zu viel und zu unvermiſcht Erdapfel, und man koͤnne in dieſer Abſicht das Pflanzen der Obſtbaͤume gewiß nicht genug betreiben: Und auch der Pfarrer bedaurte, daß ſo gar viele Leute ſich faſt nur mit Kraut, Ruͤben und Erdaͤpfeln behelffen muͤſſen. „Es waͤre doch weiß Gott allenthalben ſo leicht einzurichten, daß die aͤrmſte Haus- haltung immer auch etwa ein Duzend trag- bare Obſtbaͤume und auch eine Geiß halten koͤnnte“ — ſagte der Junker. „Und es iſt doch nirgends eingerichtet,“ erwiederte der Pfarrer. „Ach!

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/162>, abgerufen am 24.11.2024.