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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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"Jch kann mit ihm just so viel machen,
als mit euch," sagte der Meyer.

"Denn ists eben wenig," dachte der Hü-
gi, und ließ ihn gehen.

§. 32.
Arner thut die Thür zu.

"Jzt weiß ich doch sicher, was sie ausge-
redt -- Was ich izt aber weiter wissen
muß, ist, was daran wahr sey?" -- sagte
der Junker, da ihm der Meyer das bestä-
tigte Verzeichniß zurük brachte -- und be-
fahl ihm dann ungesaumt mit dem Waibel
von Haus zu Haus ein neues Verzeichniß
aufzunehmen, aber es sich nicht angeben z[u]
lassen, sondern das Vieh sorgfältig zu zä[h]-
len, und das Heu zu messen.

Sogleich ließ er das Zeichen läuten, d[a]ß
sich die Gemeind versammle, und sagte dann[:]
"Jch will expreß, daß die Hausväter nich[t]
bey Haus seyen, wenn ihr zählen und me[s]-
sen müsset, und wenn ein Weib oder ei[n]
Knecht unter dem Titel, der Meister se[y]
nicht daheim, sich widersezen würde, s[o]
lasset sie, es mag seyn wer es will, dur[ch]
den Flink gefangen hieher bringen, un[d] fa[h]-
ret mit eurer Arbeit ungesäumt fort: Jch

ge-

„Jch kann mit ihm juſt ſo viel machen,
als mit euch,“ ſagte der Meyer.

„Denn iſts eben wenig,“ dachte der Huͤ-
gi, und ließ ihn gehen.

§. 32.
Arner thut die Thuͤr zu.

Jzt weiß ich doch ſicher, was ſie ausge-
redt — Was ich izt aber weiter wiſſen
muß, iſt, was daran wahr ſey?“ — ſagte
der Junker, da ihm der Meyer das beſtaͤ-
tigte Verzeichniß zuruͤk brachte — und be-
fahl ihm dann ungeſaumt mit dem Waibel
von Haus zu Haus ein neues Verzeichniß
aufzunehmen, aber es ſich nicht angeben z[u]
laſſen, ſondern das Vieh ſorgfaͤltig zu zaͤ[h]-
len, und das Heu zu meſſen.

Sogleich ließ er das Zeichen laͤuten, d[a]ß
ſich die Gemeind verſammle, und ſagte dañ[:]
„Jch will expreß, daß die Hausvaͤter nich[t]
bey Haus ſeyen, wenn ihr zaͤhlen und me[ſ]-
ſen muͤſſet, und wenn ein Weib oder ei[n]
Knecht unter dem Titel, der Meiſter ſe[y]
nicht daheim, ſich widerſezen wuͤrde, ſ[o]
laſſet ſie, es mag ſeyn wer es will, dur[ch]
den Flink gefangen hieher bringen, un[d] fa[h]-
ret mit eurer Arbeit ungeſaͤumt fort: Jch

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[152/0170] „Jch kann mit ihm juſt ſo viel machen, als mit euch,“ ſagte der Meyer. „Denn iſts eben wenig,“ dachte der Huͤ- gi, und ließ ihn gehen. §. 32. Arner thut die Thuͤr zu. „Jzt weiß ich doch ſicher, was ſie ausge- redt — Was ich izt aber weiter wiſſen muß, iſt, was daran wahr ſey?“ — ſagte der Junker, da ihm der Meyer das beſtaͤ- tigte Verzeichniß zuruͤk brachte — und be- fahl ihm dann ungeſaumt mit dem Waibel von Haus zu Haus ein neues Verzeichniß aufzunehmen, aber es ſich nicht angeben zu laſſen, ſondern das Vieh ſorgfaͤltig zu zaͤh- len, und das Heu zu meſſen. Sogleich ließ er das Zeichen laͤuten, daß ſich die Gemeind verſammle, und ſagte dañ: „Jch will expreß, daß die Hausvaͤter nicht bey Haus ſeyen, wenn ihr zaͤhlen und meſ- ſen muͤſſet, und wenn ein Weib oder ein Knecht unter dem Titel, der Meiſter ſey nicht daheim, ſich widerſezen wuͤrde, ſo laſſet ſie, es mag ſeyn wer es will, durch den Flink gefangen hieher bringen, und fah- ret mit eurer Arbeit ungeſaͤumt fort: Jch ge-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/170>, abgerufen am 24.11.2024.