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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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kehren: Und es ist euch verbothen, daselbst
mit irgend Jemand weder über wenig noch
über viel euch zu unterreden. Entfernet euch!

Die Wacht folgte ihnen auf dem Fuße
nach, und die Befehle, sie zu bewachen,
waren scharf.

Aber der Renold, der bey ihnen war,
stuhnd zuhinterst, und außert der Thür; die
Andern drängten sich ihm mit Fleiß vor, da-
mit er dem Junker nicht zu nahe unter die
Augen komme; und da die Stube des Pfar-
rers klein war, so kamen die hintersten nicht
völlig hinein, und der Renold, dem das Herz
so groß war, daß er, wenn er hätte können,
gern hundert Stund weit von allem weg ge-
wesen wäre, stuhnd in einem Eken in der Lau-
be, weit von der Thür, und wußte noch kein
Wort, was vorgefallen, als Arner izt laut
der Wacht rufte, sie zu begleiten.

An der Gemeind ward es plözlich maus-
still, als die Männer mit dieser zurük kamen.

Freund' und Vettern stuhnden izt um sie
her, und fragten: Was ist das? --

Aber ihre Antwort -- "Wir dörffen nicht
reden" -- schlug allen denen, die mit ihnen
laugnen wollten, den Muth nieder, und der
Hartknopf, der izt wider den Hünerträger,
wie das lezte Mal wider den Pfarrer, eine

Re-
L

kehren: Und es iſt euch verbothen, daſelbſt
mit irgend Jemand weder uͤber wenig noch
uͤber viel euch zu unterreden. Entfernet euch!

Die Wacht folgte ihnen auf dem Fuße
nach, und die Befehle, ſie zu bewachen,
waren ſcharf.

Aber der Renold, der bey ihnen war,
ſtuhnd zuhinterſt, und außert der Thuͤr; die
Andern draͤngten ſich ihm mit Fleiß vor, da-
mit er dem Junker nicht zu nahe unter die
Augen komme; und da die Stube des Pfar-
rers klein war, ſo kamen die hinterſten nicht
voͤllig hinein, und der Renold, dem das Herz
ſo groß war, daß er, wenn er haͤtte koͤnnen,
gern hundert Stund weit von allem weg ge-
weſen waͤre, ſtuhnd in einem Eken in der Lau-
be, weit von der Thuͤr, und wußte noch kein
Wort, was vorgefallen, als Arner izt laut
der Wacht rufte, ſie zu begleiten.

An der Gemeind ward es ploͤzlich maus-
ſtill, als die Maͤnner mit dieſer zuruͤk kamen.

Freund' und Vettern ſtuhnden izt um ſie
her, und fragten: Was iſt das? —

Aber ihre Antwort — „Wir doͤrffen nicht
reden“ — ſchlug allen denen, die mit ihnen
laugnen wollten, den Muth nieder, und der
Hartknopf, der izt wider den Huͤnertraͤger,
wie das lezte Mal wider den Pfarrer, eine

Re-
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[161/0179] kehren: Und es iſt euch verbothen, daſelbſt mit irgend Jemand weder uͤber wenig noch uͤber viel euch zu unterreden. Entfernet euch! Die Wacht folgte ihnen auf dem Fuße nach, und die Befehle, ſie zu bewachen, waren ſcharf. Aber der Renold, der bey ihnen war, ſtuhnd zuhinterſt, und außert der Thuͤr; die Andern draͤngten ſich ihm mit Fleiß vor, da- mit er dem Junker nicht zu nahe unter die Augen komme; und da die Stube des Pfar- rers klein war, ſo kamen die hinterſten nicht voͤllig hinein, und der Renold, dem das Herz ſo groß war, daß er, wenn er haͤtte koͤnnen, gern hundert Stund weit von allem weg ge- weſen waͤre, ſtuhnd in einem Eken in der Lau- be, weit von der Thuͤr, und wußte noch kein Wort, was vorgefallen, als Arner izt laut der Wacht rufte, ſie zu begleiten. An der Gemeind ward es ploͤzlich maus- ſtill, als die Maͤnner mit dieſer zuruͤk kamen. Freund' und Vettern ſtuhnden izt um ſie her, und fragten: Was iſt das? — Aber ihre Antwort — „Wir doͤrffen nicht reden“ — ſchlug allen denen, die mit ihnen laugnen wollten, den Muth nieder, und der Hartknopf, der izt wider den Huͤnertraͤger, wie das lezte Mal wider den Pfarrer, eine Re- L

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/179>, abgerufen am 24.11.2024.