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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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"stehen zwey Räder, die aus dem Schloß
"gestohlen.

"Des Kalberleders Bännen ist aus dem
"Schloß gestohlen.

"Des Kirchmeyer Hoorlachers junge Bäu-
"me sind aus den Schloß-Reben.

"Des Mooßbauers Güllenfaß ist aus dem
"Schloß: es haltet 15. Saum, und ist No.
"44. aus dem vordern Keller.

"Der Spekmolch hat einen ganzen Pflug,
"wovon alles Eisen noch izt das Schloß-
zeichen hat.

"Die große Winde auf dem Rabserhof ist
"aus dem Schloß.

"Des Hügis große Kühschellen ist aus dem
"Schloß."

So las der Schreiber fast eine Viertel-
stunde Sachen vor, die aus dem Schloß
gestohlen worden, und sich in den Häusern
der Männer, die da standen, befanden. --
Von allen 17. war außer dem Renold kein
Einziger, den diese Vorlesung nicht traf.

Sie waren erschroken, denn diese Punk-
ten waren izt bestimmt, und sie wußten, daß,
wenn sie diese läugneten, er gerade in ihre
Häuser schiken konnte, sie zu überweisen. --

"Das ist gar nicht die Hauptsach -- Aber
es ist die Frag, ob ihr vorlaufig das laugnen
wollet," sagte izt der Junker.

Ei-
L 2

„ſtehen zwey Raͤder, die aus dem Schloß
„geſtohlen.

„Des Kalberleders Baͤnnen iſt aus dem
„Schloß geſtohlen.

„Des Kirchmeyer Hoorlachers junge Baͤu-
„me ſind aus den Schloß-Reben.

„Des Mooßbauers Guͤllenfaß iſt aus dem
„Schloß: es haltet 15. Saum, und iſt No.
„44. aus dem vordern Keller.

„Der Spekmolch hat einen ganzen Pflug,
„wovon alles Eiſen noch izt das Schloß-
zeichen hat.

„Die große Winde auf dem Rabſerhof iſt
„aus dem Schloß.

„Des Huͤgis große Kuͤhſchellen iſt aus dem
„Schloß.“

So las der Schreiber faſt eine Viertel-
ſtunde Sachen vor, die aus dem Schloß
geſtohlen worden, und ſich in den Haͤuſern
der Maͤnner, die da ſtanden, befanden. —
Von allen 17. war außer dem Renold kein
Einziger, den dieſe Vorleſung nicht traf.

Sie waren erſchroken, denn dieſe Punk-
ten waren izt beſtimmt, und ſie wußten, daß,
wenn ſie dieſe laͤugneten, er gerade in ihre
Haͤuſer ſchiken konnte, ſie zu uͤberweiſen. —

„Das iſt gar nicht die Hauptſach — Aber
es iſt die Frag, ob ihr vorlaufig das laugnen
wollet,“ ſagte izt der Junker.

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[163/0181] „ſtehen zwey Raͤder, die aus dem Schloß „geſtohlen. „Des Kalberleders Baͤnnen iſt aus dem „Schloß geſtohlen. „Des Kirchmeyer Hoorlachers junge Baͤu- „me ſind aus den Schloß-Reben. „Des Mooßbauers Guͤllenfaß iſt aus dem „Schloß: es haltet 15. Saum, und iſt No. „44. aus dem vordern Keller. „Der Spekmolch hat einen ganzen Pflug, „wovon alles Eiſen noch izt das Schloß- zeichen hat. „Die große Winde auf dem Rabſerhof iſt „aus dem Schloß. „Des Huͤgis große Kuͤhſchellen iſt aus dem „Schloß.“ So las der Schreiber faſt eine Viertel- ſtunde Sachen vor, die aus dem Schloß geſtohlen worden, und ſich in den Haͤuſern der Maͤnner, die da ſtanden, befanden. — Von allen 17. war außer dem Renold kein Einziger, den dieſe Vorleſung nicht traf. Sie waren erſchroken, denn dieſe Punk- ten waren izt beſtimmt, und ſie wußten, daß, wenn ſie dieſe laͤugneten, er gerade in ihre Haͤuſer ſchiken konnte, ſie zu uͤberweiſen. — „Das iſt gar nicht die Hauptſach — Aber es iſt die Frag, ob ihr vorlaufig das laugnen wollet,“ ſagte izt der Junker. Ei- L 2

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/181>, abgerufen am 24.11.2024.