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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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als ab dem armen Kilchhöfli, und hatte izt
das Unglük, ob dem elenden Bischen Heu
zu verirren, und es für weniger anzusehen,
als es ist." --

Der Junker sah ihn an, wie wenn er ihm
sagen wollte: "Du möchtest lügen, u. kannst
es nicht." -- Er ließ ihn einige Augenblik
so stehen und schwizen; endlich sagte er: "Du
bist also verirret, Siegrist?" --

"Ja gewiß, Wohlehrwürdiger Hr. Pfar-
rer," antwortete der Siegrist.(*)

"Um wie viel?" fragte der Junker.

Siegrist. Um ein Klafter.

Junker. Wie viel hast du Futter ab dei-
nem Kilchhöfli?

Siegrist. Sie sagen izt, es sey 2. Klaf-
ter, und ich muß es wohl gelten lassen.

Junker. So -- Es wird doch wahr
seyn, was sie sagen?

Siegrist. Ae -- ja.

Junker. Und wie viel hast du angegeben?

Siegrist. Eins.

Junker. Also einmal minder, als du
hattest?

Siegrist. Jch bin in Gottes Namen
verirret.

Jun-
(*) Es ist ein erschrokener Siegrist, dem der Le-
ser verziehen muß, daß er in diesem Zustand
dem Junker Wohlehrwürdiger Hr. Pfarrer sagt.

als ab dem armen Kilchhoͤfli, und hatte izt
das Ungluͤk, ob dem elenden Bischen Heu
zu verirren, und es fuͤr weniger anzuſehen,
als es iſt.“ —

Der Junker ſah ihn an, wie wenn er ihm
ſagen wollte: „Du moͤchteſt luͤgen, u. kannſt
es nicht.“ — Er ließ ihn einige Augenblik
ſo ſtehen und ſchwizen; endlich ſagte er: „Du
biſt alſo verirret, Siegriſt?“ —

„Ja gewiß, Wohlehrwuͤrdiger Hr. Pfar-
rer,“ antwortete der Siegriſt.(*)

„Um wie viel?“ fragte der Junker.

Siegriſt. Um ein Klafter.

Junker. Wie viel haſt du Futter ab dei-
nem Kilchhoͤfli?

Siegriſt. Sie ſagen izt, es ſey 2. Klaf-
ter, und ich muß es wohl gelten laſſen.

Junker. So — Es wird doch wahr
ſeyn, was ſie ſagen?

Siegriſt. Ae — ja.

Junker. Und wie viel haſt du angegeben?

Siegriſt. Eins.

Junker. Alſo einmal minder, als du
hatteſt?

Siegriſt. Jch bin in Gottes Namen
verirret.

Jun-
(*) Es iſt ein erſchrokener Siegriſt, dem der Le-
ſer verziehen muß, daß er in dieſem Zuſtand
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[174/0192] als ab dem armen Kilchhoͤfli, und hatte izt das Ungluͤk, ob dem elenden Bischen Heu zu verirren, und es fuͤr weniger anzuſehen, als es iſt.“ — Der Junker ſah ihn an, wie wenn er ihm ſagen wollte: „Du moͤchteſt luͤgen, u. kannſt es nicht.“ — Er ließ ihn einige Augenblik ſo ſtehen und ſchwizen; endlich ſagte er: „Du biſt alſo verirret, Siegriſt?“ — „Ja gewiß, Wohlehrwuͤrdiger Hr. Pfar- rer,“ antwortete der Siegriſt. (*) „Um wie viel?“ fragte der Junker. Siegriſt. Um ein Klafter. Junker. Wie viel haſt du Futter ab dei- nem Kilchhoͤfli? Siegriſt. Sie ſagen izt, es ſey 2. Klaf- ter, und ich muß es wohl gelten laſſen. Junker. So — Es wird doch wahr ſeyn, was ſie ſagen? Siegriſt. Ae — ja. Junker. Und wie viel haſt du angegeben? Siegriſt. Eins. Junker. Alſo einmal minder, als du hatteſt? Siegriſt. Jch bin in Gottes Namen verirret. Jun- (*) Es iſt ein erſchrokener Siegriſt, dem der Le- ſer verziehen muß, daß er in dieſem Zuſtand dem Junker Wohlehrwuͤrdiger Hr. Pfarrer ſagt.

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/192>, abgerufen am 21.11.2024.