len gethan, sagte izt der Renold, drükte sei- ner Frauen die Hand, gieng dann wieder hinaus, und sagte der Hoorlacherin, was er ihr thun wolle.
Und als diese ihm überlaut und mit Wai- nen dankte, sagte er zu ihr: Schäme dich auch auf offner Straße vor den Leuten -- und sprang eilend in die Stube. Die Hoor- lacherin folgte ihm mit den Kindern, und dankte forthin.
Was nüzt doch das, so viel Wort ma- chen, ich habs izt ja schon gehört. Geh in Gottes Namen izt heim, und dank Gott, und hause und spare ordentlich, sagte izt der Renold; und die Renoldin gab ihr und den Kindern noch Brod und gedörrte Birr- nen und eine Milch heim; denn es freute sie izt selbst, nachdem sie es überwunden. Als die Vögtin dieses noch in ihren lezten Stun- den vernommen, sagte sie: es sey die einzige Freude, die sie mit sich in den Himmel bringe.
Das war das lezte verständliche Wort, das sie redte.
Fast eine halbe Stunde vorher sagte sie auch dieses: "Es freut mich, bald bey mei- nem Kinde zu seyn. So lang es lebte, be- theten wir auch noch, und scheuten uns auch noch zun Zeiten; aber nachdem es gestorben,
scheu-
len gethan, ſagte izt der Renold, druͤkte ſei- ner Frauen die Hand, gieng dann wieder hinaus, und ſagte der Hoorlacherin, was er ihr thun wolle.
Und als dieſe ihm uͤberlaut und mit Wai- nen dankte, ſagte er zu ihr: Schaͤme dich auch auf offner Straße vor den Leuten — und ſprang eilend in die Stube. Die Hoor- lacherin folgte ihm mit den Kindern, und dankte forthin.
Was nuͤzt doch das, ſo viel Wort ma- chen, ich habs izt ja ſchon gehoͤrt. Geh in Gottes Namen izt heim, und dank Gott, und hauſe und ſpare ordentlich, ſagte izt der Renold; und die Renoldin gab ihr und den Kindern noch Brod und gedoͤrrte Birr- nen und eine Milch heim; denn es freute ſie izt ſelbſt, nachdem ſie es uͤberwunden. Als die Voͤgtin dieſes noch in ihren lezten Stun- den vernommen, ſagte ſie: es ſey die einzige Freude, die ſie mit ſich in den Him̃el bringe.
Das war das lezte verſtaͤndliche Wort, das ſie redte.
Faſt eine halbe Stunde vorher ſagte ſie auch dieſes: „Es freut mich, bald bey mei- nem Kinde zu ſeyn. So lang es lebte, be- theten wir auch noch, und ſcheuten uns auch noch zun Zeiten; aber nachdem es geſtorben,
ſcheu-
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len gethan, ſagte izt der Renold, druͤkte ſei-
ner Frauen die Hand, gieng dann wieder
hinaus, und ſagte der Hoorlacherin, was
er ihr thun wolle.
Und als dieſe ihm uͤberlaut und mit Wai-
nen dankte, ſagte er zu ihr: Schaͤme dich
auch auf offner Straße vor den Leuten —
und ſprang eilend in die Stube. Die Hoor-
lacherin folgte ihm mit den Kindern, und
dankte forthin.
Was nuͤzt doch das, ſo viel Wort ma-
chen, ich habs izt ja ſchon gehoͤrt. Geh in
Gottes Namen izt heim, und dank Gott,
und hauſe und ſpare ordentlich, ſagte izt
der Renold; und die Renoldin gab ihr und
den Kindern noch Brod und gedoͤrrte Birr-
nen und eine Milch heim; denn es freute ſie
izt ſelbſt, nachdem ſie es uͤberwunden. Als
die Voͤgtin dieſes noch in ihren lezten Stun-
den vernommen, ſagte ſie: es ſey die einzige
Freude, die ſie mit ſich in den Him̃el bringe.
Das war das lezte verſtaͤndliche Wort,
das ſie redte.
Faſt eine halbe Stunde vorher ſagte ſie
auch dieſes: „Es freut mich, bald bey mei-
nem Kinde zu ſeyn. So lang es lebte, be-
theten wir auch noch, und ſcheuten uns auch
noch zun Zeiten; aber nachdem es geſtorben,
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/250>, abgerufen am 16.02.2025.
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