§. 69. Die Predigt des Pfarrers in Bon- nal, am Tag, als er den Hum- mel seiner Gemeinde vorstellen mußte.
Liebe Menschen!
Der unglükliche Mann, der euch heute vorgestellt wird, ist gebohren im Jah- re 1729, und den 28. Heumonat desselben Jahres in hießiger Kirche und aus diesem Taufstein getauft worden. Seine Taufzeu- gen waren ein Geschworner Kienholz, und eine Frau Eichenbergerin. Er erinnert sich aber nicht von dem einten oder von der an- dern, ein einigs Wort christlicher Lehre, oder irgend eine Warnung oder Aufmunte- rung zu etwas Gutem oder Nüzlichem ge- hört zu haben. Vielmehr habe er dem Kien- holz allemal, wenn er zu ihm gekommen, alle Bubenstüke und Kinderstreiche, die sie in Holz und Feld verübet, erzählen müßen.
Seine Eltern Christoph Hummel und Margretha Kienholz waren im höchen Grad gedanken- und sorgenlose Leute in Absicht auf
sich
§. 69. Die Predigt des Pfarrers in Bon- nal, am Tag, als er den Hum- mel ſeiner Gemeinde vorſtellen mußte.
Liebe Menſchen!
Der ungluͤkliche Mann, der euch heute vorgeſtellt wird, iſt gebohren im Jah- re 1729, und den 28. Heumonat deſſelben Jahres in hießiger Kirche und aus dieſem Taufſtein getauft worden. Seine Taufzeu- gen waren ein Geſchworner Kienholz, und eine Frau Eichenbergerin. Er erinnert ſich aber nicht von dem einten oder von der an- dern, ein einigs Wort chriſtlicher Lehre, oder irgend eine Warnung oder Aufmunte- rung zu etwas Gutem oder Nuͤzlichem ge- hoͤrt zu haben. Vielmehr habe er dem Kien- holz allemal, wenn er zu ihm gekommen, alle Bubenſtuͤke und Kinderſtreiche, die ſie in Holz und Feld veruͤbet, erzaͤhlen muͤßen.
Seine Eltern Chriſtoph Hummel und Margretha Kienholz waren im hoͤchen Grad gedanken- und ſorgenloſe Leute in Abſicht auf
ſich
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§. 69.
Die Predigt des Pfarrers in Bon-
nal, am Tag, als er den Hum-
mel ſeiner Gemeinde vorſtellen
mußte.
Liebe Menſchen!
Der ungluͤkliche Mann, der euch heute
vorgeſtellt wird, iſt gebohren im Jah-
re 1729, und den 28. Heumonat deſſelben
Jahres in hießiger Kirche und aus dieſem
Taufſtein getauft worden. Seine Taufzeu-
gen waren ein Geſchworner Kienholz, und
eine Frau Eichenbergerin. Er erinnert ſich
aber nicht von dem einten oder von der an-
dern, ein einigs Wort chriſtlicher Lehre,
oder irgend eine Warnung oder Aufmunte-
rung zu etwas Gutem oder Nuͤzlichem ge-
hoͤrt zu haben. Vielmehr habe er dem Kien-
holz allemal, wenn er zu ihm gekommen,
alle Bubenſtuͤke und Kinderſtreiche, die ſie
in Holz und Feld veruͤbet, erzaͤhlen muͤßen.
Seine Eltern Chriſtoph Hummel und
Margretha Kienholz waren im hoͤchen Grad
gedanken- und ſorgenloſe Leute in Abſicht auf
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/264>, abgerufen am 21.11.2024.
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