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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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sich selbst, und in Absicht auf dieses einzi-
ge Kind, das sie hatten.

Selbst träge hielt ihn sein Vater nicht
zur Arbeit.

Selbst unverständig in seinem Gewerbe,
und in seinen Haushaltungssachen konnte
er ihm nicht geben, was er selbst nicht hatte.

Selbst gedankenlos und leichtsinnig konn-
te er ihn nicht bedächtlich und aufmerksam
erziehen.

Und mit der Mutter war's wie mit dem
Vater; es fehlte in- und auswendig.

Sie war so unordentlich, daß sie fast al-
lenthalben, wo sie hingekommen, und selbst
in der Kirche, den Leuten zum Gelächter
geworden ist.

Aber was schlimmer war als ihre krum-
me Haube und ihre schmuzigen Kleider,
war ihr Hochmuth, und ihr mißgünstiges
Herz.

Sie hatte zur Gewohnheit, wenn man
von jemand Gutes erzählte, den Kopf auf
die Seite zu wenden, oder zum Fenster
hinaus zu schauen.

Selbst wenn man ihr eine Wohlthat
erwieß, konnte man ihrs nie recht machen,
und sie konnte bey Stunden in ihrer Stu-
be vor ihrem Kind Böses von Leuten re-
den, deren Gutthaten auf ihrem Tische stan-

den.
Q 4

ſich ſelbſt, und in Abſicht auf dieſes einzi-
ge Kind, das ſie hatten.

Selbſt traͤge hielt ihn ſein Vater nicht
zur Arbeit.

Selbſt unverſtaͤndig in ſeinem Gewerbe,
und in ſeinen Haushaltungsſachen konnte
er ihm nicht geben, was er ſelbſt nicht hatte.

Selbſt gedankenlos und leichtſinnig konn-
te er ihn nicht bedaͤchtlich und aufmerkſam
erziehen.

Und mit der Mutter war's wie mit dem
Vater; es fehlte in- und auswendig.

Sie war ſo unordentlich, daß ſie faſt al-
lenthalben, wo ſie hingekommen, und ſelbſt
in der Kirche, den Leuten zum Gelaͤchter
geworden iſt.

Aber was ſchlimmer war als ihre krum-
me Haube und ihre ſchmuzigen Kleider,
war ihr Hochmuth, und ihr mißguͤnſtiges
Herz.

Sie hatte zur Gewohnheit, wenn man
von jemand Gutes erzaͤhlte, den Kopf auf
die Seite zu wenden, oder zum Fenſter
hinaus zu ſchauen.

Selbſt wenn man ihr eine Wohlthat
erwieß, konnte man ihrs nie recht machen,
und ſie konnte bey Stunden in ihrer Stu-
be vor ihrem Kind Boͤſes von Leuten re-
den, deren Gutthaten auf ihrem Tiſche ſtan-

den.
Q 4
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[247/0265] ſich ſelbſt, und in Abſicht auf dieſes einzi- ge Kind, das ſie hatten. Selbſt traͤge hielt ihn ſein Vater nicht zur Arbeit. Selbſt unverſtaͤndig in ſeinem Gewerbe, und in ſeinen Haushaltungsſachen konnte er ihm nicht geben, was er ſelbſt nicht hatte. Selbſt gedankenlos und leichtſinnig konn- te er ihn nicht bedaͤchtlich und aufmerkſam erziehen. Und mit der Mutter war's wie mit dem Vater; es fehlte in- und auswendig. Sie war ſo unordentlich, daß ſie faſt al- lenthalben, wo ſie hingekommen, und ſelbſt in der Kirche, den Leuten zum Gelaͤchter geworden iſt. Aber was ſchlimmer war als ihre krum- me Haube und ihre ſchmuzigen Kleider, war ihr Hochmuth, und ihr mißguͤnſtiges Herz. Sie hatte zur Gewohnheit, wenn man von jemand Gutes erzaͤhlte, den Kopf auf die Seite zu wenden, oder zum Fenſter hinaus zu ſchauen. Selbſt wenn man ihr eine Wohlthat erwieß, konnte man ihrs nie recht machen, und ſie konnte bey Stunden in ihrer Stu- be vor ihrem Kind Boͤſes von Leuten re- den, deren Gutthaten auf ihrem Tiſche ſtan- den. Q 4

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/265>, abgerufen am 21.11.2024.