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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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ausübte. Er kam nie ohne Würffel und
Karten in die Lehrstunde. Er legte der Frau
Pfarrerin die Steine von Pfersichen und
Pflaumen, die er in ihrem Garten gestohlen,
noch vor ihr Fenster; und wenn sie dann
hinaus kam, zu sehen, wer es gewesen, so
war niemand da.

Er tunkte Schneeballen ins kalte Wasser,
ließ sie steinhart gefrieren, und warf damit
nach des Pfarrers Hünern und kleinen Hund;
und es war seine Herzensfreude, wenn er
eines traf, daß es lahm ward.

Seine Kameraden sagten ihm oft, er ma-
che noch, daß der Pfarrer ihn nicht zum
Tisch des Herrn gehen lasse. Er antwor-
tete ihnen aber, wenn der Pfarrer sieben
Augen hätte, wollte er ihm vierzehn aus-
bohren.

Jn eben der Festwoche, da er zum Tische
des Herrn gehen sollte, hat er sich im Wirths-
hause, da just Werber da waren, überwei-
net, (voll getrunken) und überlaut zu ihnen
gesagt: Uber acht Tage -- dann dörft ihr
auch auf mich bieten.

Am Festtage selbst probierte er wohl zehn-
mal, wie er den Hut unter den Arm neh-
men müße, daß das Band daran recht flie-
ge, und wie er sich bey dem Kompliment
vor dem Pfarrer recht stellen müße, wenn

er

ausuͤbte. Er kam nie ohne Wuͤrffel und
Karten in die Lehrſtunde. Er legte der Frau
Pfarrerin die Steine von Pferſichen und
Pflaumen, die er in ihrem Garten geſtohlen,
noch vor ihr Fenſter; und wenn ſie dann
hinaus kam, zu ſehen, wer es geweſen, ſo
war niemand da.

Er tunkte Schneeballen ins kalte Waſſer,
ließ ſie ſteinhart gefrieren, und warf damit
nach des Pfarrers Huͤnern und kleinen Hund;
und es war ſeine Herzensfreude, wenn er
eines traf, daß es lahm ward.

Seine Kameraden ſagten ihm oft, er ma-
che noch, daß der Pfarrer ihn nicht zum
Tiſch des Herrn gehen laſſe. Er antwor-
tete ihnen aber, wenn der Pfarrer ſieben
Augen haͤtte, wollte er ihm vierzehn aus-
bohren.

Jn eben der Feſtwoche, da er zum Tiſche
des Herrn gehen ſollte, hat er ſich im Wirths-
hauſe, da juſt Werber da waren, uͤberwei-
net, (voll getrunken) und uͤberlaut zu ihnen
geſagt: Uber acht Tage — dann doͤrft ihr
auch auf mich bieten.

Am Feſttage ſelbſt probierte er wohl zehn-
mal, wie er den Hut unter den Arm neh-
men muͤße, daß das Band daran recht flie-
ge, und wie er ſich bey dem Kompliment
vor dem Pfarrer recht ſtellen muͤße, wenn

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[255/0273] ausuͤbte. Er kam nie ohne Wuͤrffel und Karten in die Lehrſtunde. Er legte der Frau Pfarrerin die Steine von Pferſichen und Pflaumen, die er in ihrem Garten geſtohlen, noch vor ihr Fenſter; und wenn ſie dann hinaus kam, zu ſehen, wer es geweſen, ſo war niemand da. Er tunkte Schneeballen ins kalte Waſſer, ließ ſie ſteinhart gefrieren, und warf damit nach des Pfarrers Huͤnern und kleinen Hund; und es war ſeine Herzensfreude, wenn er eines traf, daß es lahm ward. Seine Kameraden ſagten ihm oft, er ma- che noch, daß der Pfarrer ihn nicht zum Tiſch des Herrn gehen laſſe. Er antwor- tete ihnen aber, wenn der Pfarrer ſieben Augen haͤtte, wollte er ihm vierzehn aus- bohren. Jn eben der Feſtwoche, da er zum Tiſche des Herrn gehen ſollte, hat er ſich im Wirths- hauſe, da juſt Werber da waren, uͤberwei- net, (voll getrunken) und uͤberlaut zu ihnen geſagt: Uber acht Tage — dann doͤrft ihr auch auf mich bieten. Am Feſttage ſelbſt probierte er wohl zehn- mal, wie er den Hut unter den Arm neh- men muͤße, daß das Band daran recht flie- ge, und wie er ſich bey dem Kompliment vor dem Pfarrer recht ſtellen muͤße, wenn er

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/273>, abgerufen am 21.11.2024.