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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Das alles ängstigte und verwirrte den
armen Mann so sehr, daß er sich in den
Kopf sezte, sein Bub wolle ihn noch ver-
giften, so daß er keinen Löffel voll Suppe
ohne Angst aß, wenn er wußte, daß die-
ser beym Kochen und am Weg gewesen,
und allemal mit Aengstlichkeit Achtung gab,
ob er auch davon esse.

Man rieth dem Alten ins Schloß zu ge-
hen, und dem Junker zu sagen, wie er's
mit dem Sohn habe. Er thats -- und
bath den Junker mit tausend Thränen, er
soll doch dem Buben zusprechen, daß er,
so lange er lebe, auch noch christlicher mit
ihm umgehe. Der Junker befahl ihm, er
sollte morgen mit seinem Sohne wieder ins
Schloß kommen, damit er ihn auch ver-
höre. Der Hummel vernahm, was der Va-
ter im Schloß gethan, ehe er wieder heim-
gekommen -- war ganz freundlich mit dem
Alten, sagte, er wollte gerne kommen, und
er begehre nichts als was recht sey: aber
er überredte den Vater daheim und auf dem
Weg, Kirschenwasser zu trinken, indem er
ganz zutraulich zu ihm sagte: das macht
Herz und Courage, wenn man vor die
Obrigkeit will. Es war kalt und im Jä-
ner, und der Alte ließ es sich belieben, denn
der Bube bezahlte für ihn. Aber da er

izt

Das alles aͤngſtigte und verwirrte den
armen Mann ſo ſehr, daß er ſich in den
Kopf ſezte, ſein Bub wolle ihn noch ver-
giften, ſo daß er keinen Loͤffel voll Suppe
ohne Angſt aß, wenn er wußte, daß die-
ſer beym Kochen und am Weg geweſen,
und allemal mit Aengſtlichkeit Achtung gab,
ob er auch davon eſſe.

Man rieth dem Alten ins Schloß zu ge-
hen, und dem Junker zu ſagen, wie er's
mit dem Sohn habe. Er thats — und
bath den Junker mit tauſend Thraͤnen, er
ſoll doch dem Buben zuſprechen, daß er,
ſo lange er lebe, auch noch chriſtlicher mit
ihm umgehe. Der Junker befahl ihm, er
ſollte morgen mit ſeinem Sohne wieder ins
Schloß kommen, damit er ihn auch ver-
hoͤre. Der Hummel vernahm, was der Va-
ter im Schloß gethan, ehe er wieder heim-
gekommen — war ganz freundlich mit dem
Alten, ſagte, er wollte gerne kommen, und
er begehre nichts als was recht ſey: aber
er uͤberredte den Vater daheim und auf dem
Weg, Kirſchenwaſſer zu trinken, indem er
ganz zutraulich zu ihm ſagte: das macht
Herz und Courage, wenn man vor die
Obrigkeit will. Es war kalt und im Jaͤ-
ner, und der Alte ließ es ſich belieben, denn
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[268/0286] Das alles aͤngſtigte und verwirrte den armen Mann ſo ſehr, daß er ſich in den Kopf ſezte, ſein Bub wolle ihn noch ver- giften, ſo daß er keinen Loͤffel voll Suppe ohne Angſt aß, wenn er wußte, daß die- ſer beym Kochen und am Weg geweſen, und allemal mit Aengſtlichkeit Achtung gab, ob er auch davon eſſe. Man rieth dem Alten ins Schloß zu ge- hen, und dem Junker zu ſagen, wie er's mit dem Sohn habe. Er thats — und bath den Junker mit tauſend Thraͤnen, er ſoll doch dem Buben zuſprechen, daß er, ſo lange er lebe, auch noch chriſtlicher mit ihm umgehe. Der Junker befahl ihm, er ſollte morgen mit ſeinem Sohne wieder ins Schloß kommen, damit er ihn auch ver- hoͤre. Der Hummel vernahm, was der Va- ter im Schloß gethan, ehe er wieder heim- gekommen — war ganz freundlich mit dem Alten, ſagte, er wollte gerne kommen, und er begehre nichts als was recht ſey: aber er uͤberredte den Vater daheim und auf dem Weg, Kirſchenwaſſer zu trinken, indem er ganz zutraulich zu ihm ſagte: das macht Herz und Courage, wenn man vor die Obrigkeit will. Es war kalt und im Jaͤ- ner, und der Alte ließ es ſich belieben, denn der Bube bezahlte fuͤr ihn. Aber da er izt

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/286>, abgerufen am 21.11.2024.