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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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izt ihnen auch gerathen, die Sach nicht wei-
ter zu treiben.

Der Junker verwunderte sich am nächsten
Audienztag gar, daß keiner von ihnen erschie-
ne, und fragte den Vogt, was der Grund
davon seyn möge? -- Es scheint, antwor-
tete dieser, sie seyen Schelmen, und trauen
sich nicht mit dem, so sie angebracht. -- Du
hast ihnen denn doch die Stange stark ge-
halten, sagte der Junker. -- Jä ich meyn-
te auch, sie hätten recht, so ihrer drey mit
einander -- erwiederte der Vogt.

Aber ich muß fortfahren, und die hundert
tausend Thaten seines Hausbuchs, und die
hundert tausend Thaten seiner Amtsstell vor-
beygehen, wie wenn sie nichts wären, euch
noch zu sagen, was vor ein End der Mann
genommen, der dieses alles gethan hat.

Jch weiß nicht, warum es so ist -- aber
es ist so. -- Vor großen Abänderungen
unserer Schiksaale gehen gemeiniglich Sa-
chen vorher, die unser Gemüth auf eine mäch-
tige Weise einnehmen, und uns wie Ahn-
dung werden, dessen was uns vorsteht. --

Es wird izt den 16ten Brachmonat 6.
Jahr, da er an einem schönen Morgen,
fruh ins Feld gieng.

Das reiffe Gras duftete Wohlgeruch um
ihn her. --

Die
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izt ihnen auch gerathen, die Sach nicht wei-
ter zu treiben.

Der Junker verwunderte ſich am naͤchſten
Audienztag gar, daß keiner von ihnen erſchie-
ne, und fragte den Vogt, was der Grund
davon ſeyn moͤge? — Es ſcheint, antwor-
tete dieſer, ſie ſeyen Schelmen, und trauen
ſich nicht mit dem, ſo ſie angebracht. — Du
haſt ihnen denn doch die Stange ſtark ge-
halten, ſagte der Junker. — Jaͤ ich meyn-
te auch, ſie haͤtten recht, ſo ihrer drey mit
einander — erwiederte der Vogt.

Aber ich muß fortfahren, und die hundert
tauſend Thaten ſeines Hausbuchs, und die
hundert tauſend Thaten ſeiner Amtsſtell vor-
beygehen, wie wenn ſie nichts waͤren, euch
noch zu ſagen, was vor ein End der Mann
genommen, der dieſes alles gethan hat.

Jch weiß nicht, warum es ſo iſt — aber
es iſt ſo. — Vor großen Abaͤnderungen
unſerer Schikſaale gehen gemeiniglich Sa-
chen vorher, die unſer Gemuͤth auf eine maͤch-
tige Weiſe einnehmen, und uns wie Ahn-
dung werden, deſſen was uns vorſteht. —

Es wird izt den 16ten Brachmonat 6.
Jahr, da er an einem ſchoͤnen Morgen,
fruh ins Feld gieng.

Das reiffe Gras duftete Wohlgeruch um
ihn her. —

Die
U 5
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[313/0331] izt ihnen auch gerathen, die Sach nicht wei- ter zu treiben. Der Junker verwunderte ſich am naͤchſten Audienztag gar, daß keiner von ihnen erſchie- ne, und fragte den Vogt, was der Grund davon ſeyn moͤge? — Es ſcheint, antwor- tete dieſer, ſie ſeyen Schelmen, und trauen ſich nicht mit dem, ſo ſie angebracht. — Du haſt ihnen denn doch die Stange ſtark ge- halten, ſagte der Junker. — Jaͤ ich meyn- te auch, ſie haͤtten recht, ſo ihrer drey mit einander — erwiederte der Vogt. Aber ich muß fortfahren, und die hundert tauſend Thaten ſeines Hausbuchs, und die hundert tauſend Thaten ſeiner Amtsſtell vor- beygehen, wie wenn ſie nichts waͤren, euch noch zu ſagen, was vor ein End der Mann genommen, der dieſes alles gethan hat. Jch weiß nicht, warum es ſo iſt — aber es iſt ſo. — Vor großen Abaͤnderungen unſerer Schikſaale gehen gemeiniglich Sa- chen vorher, die unſer Gemuͤth auf eine maͤch- tige Weiſe einnehmen, und uns wie Ahn- dung werden, deſſen was uns vorſteht. — Es wird izt den 16ten Brachmonat 6. Jahr, da er an einem ſchoͤnen Morgen, fruh ins Feld gieng. Das reiffe Gras duftete Wohlgeruch um ihn her. — Die U 5

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/331>, abgerufen am 21.11.2024.