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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Die schöne Saat wallete in hohen Aeh-
ren, und weit und breit war an dem Ort,
wo er stand, alles sein. -- Er sang in sei-
nem Uebermuth ein geiles Lied; -- er gäl-
lete und wieherte laut, wie ein junges Roß
auf voller Waide.

Jndem er so stehet, und sein Haupt stolz
umher wirft, höret er ein Zettergeschrey,
und erblikt ein Weib und fünf Kinder, die
sich unter einer Eiche heulend auf dem Bo-
den welzten; ob ihrem Haupt hieng ihr Va-
ter -- er erkennt ihn, es ist der Stichelber-
ger, der gestern noch mit ihm gerechnet, u.
beym weggehen von ihm wie halb verzwei-
felnd die Worte ausgestoßen: Vogt! ich la-
de dich ein ins Thal Josaphats, auf eine an-
dere Rechnung. -- Der Vogt erinnerte sich
izt mit Entsezen dieser Worte, und aller
Muth und alle Freude ist ihm von dieser
Stund an entfallen: aber er änderte sich um
deßwillen um kein Haar, als nur, daß er
noch viel mürrischer und läuniger worden,
als vorher.

Jm Jahr darauf ward er krank -- es
griff ihne mit einem heftigen Kopfschmerzen
an; er warff ganze Gläser Brandtewein über
den Kopf, die Schmerzen zu stillen, ließ
viermal nach einander so stark zur Ader, daß
er in eine Schwäche verfiel, die ihn beynahe

ins

Die ſchoͤne Saat wallete in hohen Aeh-
ren, und weit und breit war an dem Ort,
wo er ſtand, alles ſein. — Er ſang in ſei-
nem Uebermuth ein geiles Lied; — er gaͤl-
lete und wieherte laut, wie ein junges Roß
auf voller Waide.

Jndem er ſo ſtehet, und ſein Haupt ſtolz
umher wirft, hoͤret er ein Zettergeſchrey,
und erblikt ein Weib und fuͤnf Kinder, die
ſich unter einer Eiche heulend auf dem Bo-
den welzten; ob ihrem Haupt hieng ihr Va-
ter — er erkennt ihn, es iſt der Stichelber-
ger, der geſtern noch mit ihm gerechnet, u.
beym weggehen von ihm wie halb verzwei-
felnd die Worte ausgeſtoßen: Vogt! ich la-
de dich ein ins Thal Joſaphats, auf eine an-
dere Rechnung. — Der Vogt erinnerte ſich
izt mit Entſezen dieſer Worte, und aller
Muth und alle Freude iſt ihm von dieſer
Stund an entfallen: aber er aͤnderte ſich um
deßwillen um kein Haar, als nur, daß er
noch viel muͤrriſcher und laͤuniger worden,
als vorher.

Jm Jahr darauf ward er krank — es
griff ihne mit einem heftigen Kopfſchmerzen
an; er warff ganze Glaͤſer Brandtewein uͤber
den Kopf, die Schmerzen zu ſtillen, ließ
viermal nach einander ſo ſtark zur Ader, daß
er in eine Schwaͤche verfiel, die ihn beynahe

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[314/0332] Die ſchoͤne Saat wallete in hohen Aeh- ren, und weit und breit war an dem Ort, wo er ſtand, alles ſein. — Er ſang in ſei- nem Uebermuth ein geiles Lied; — er gaͤl- lete und wieherte laut, wie ein junges Roß auf voller Waide. Jndem er ſo ſtehet, und ſein Haupt ſtolz umher wirft, hoͤret er ein Zettergeſchrey, und erblikt ein Weib und fuͤnf Kinder, die ſich unter einer Eiche heulend auf dem Bo- den welzten; ob ihrem Haupt hieng ihr Va- ter — er erkennt ihn, es iſt der Stichelber- ger, der geſtern noch mit ihm gerechnet, u. beym weggehen von ihm wie halb verzwei- felnd die Worte ausgeſtoßen: Vogt! ich la- de dich ein ins Thal Joſaphats, auf eine an- dere Rechnung. — Der Vogt erinnerte ſich izt mit Entſezen dieſer Worte, und aller Muth und alle Freude iſt ihm von dieſer Stund an entfallen: aber er aͤnderte ſich um deßwillen um kein Haar, als nur, daß er noch viel muͤrriſcher und laͤuniger worden, als vorher. Jm Jahr darauf ward er krank — es griff ihne mit einem heftigen Kopfſchmerzen an; er warff ganze Glaͤſer Brandtewein uͤber den Kopf, die Schmerzen zu ſtillen, ließ viermal nach einander ſo ſtark zur Ader, daß er in eine Schwaͤche verfiel, die ihn beynahe ins

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/332>, abgerufen am 24.11.2024.