Aber sie hinter einander zu richten, und ihnen so viel Arbeit und Verdruß zu machen, als nur immer möglich -- dahin zielten zu- lezt ihre Entschlüsse: denn sie glaubten auf diese Weise sie dennoch zulezt von dem, was der Hummel etwa sagen möchte, abzulenken.
Und es traf just ein, daß schon seit dem lezten Sontag unter der Hand ein Gerücht gieng, es sey an der lezten Gemeind nicht natürlich zugegangen, und der Hünerträger habe die Leute mit Teufelskünsten verblendt.
Bisher hatte zwar alles, was ein wenig Vernunft hatte, und besonders die Vorgesez- ten über diesen Narreneinfall gelacht; aber izt schien er ihnen in Kram zu dienen, und sie huben an, ganz ernsthaft darüber zu re- den, und machten durch hunderterley Fragen und Bemerkungen je dem Dümmsten, den sie vor sich hatten, den Kopf darüber groß; sie lobten den Hartknopf überlaut, daß er so standhaft sey, und was wahr ist, sagen dörffe, wenn man ihn schon links und rechts, und sogar auf der Kanzel drob auslache. --
Dieser schmöllelete mit dem Maul, wenn er sich so loben hörte, wie wenn er Zuker darinn hätte, und war vom Morgen bis an den Abend ohn' Aufhören im Eifer, seine Meynung wider den Hünerträger allenthal- ben auszubreiten: sie fand auch unter dem
Schuz,
Aber ſie hinter einander zu richten, und ihnen ſo viel Arbeit und Verdruß zu machen, als nur immer moͤglich — dahin zielten zu- lezt ihre Entſchluͤſſe: denn ſie glaubten auf dieſe Weiſe ſie dennoch zulezt von dem, was der Hummel etwa ſagen moͤchte, abzulenken.
Und es traf juſt ein, daß ſchon ſeit dem lezten Sontag unter der Hand ein Geruͤcht gieng, es ſey an der lezten Gemeind nicht natuͤrlich zugegangen, und der Huͤnertraͤger habe die Leute mit Teufelskuͤnſten verblendt.
Bisher hatte zwar alles, was ein wenig Vernunft hatte, und beſonders die Vorgeſez- ten uͤber dieſen Narreneinfall gelacht; aber izt ſchien er ihnen in Kram zu dienen, und ſie huben an, ganz ernſthaft daruͤber zu re- den, und machten durch hunderterley Fragen und Bemerkungen je dem Duͤm̃ſten, den ſie vor ſich hatten, den Kopf daruͤber groß; ſie lobten den Hartknopf uͤberlaut, daß er ſo ſtandhaft ſey, und was wahr iſt, ſagen doͤrffe, wenn man ihn ſchon links und rechts, und ſogar auf der Kanzel drob auslache. —
Dieſer ſchmoͤllelete mit dem Maul, wenn er ſich ſo loben hoͤrte, wie wenn er Zuker darinn haͤtte, und war vom Morgen bis an den Abend ohn' Aufhoͤren im Eifer, ſeine Meynung wider den Huͤnertraͤger allenthal- ben auszubreiten: ſie fand auch unter dem
Schuz,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0074"n="56"/><p>Aber ſie hinter einander zu richten, und<lb/>
ihnen ſo viel Arbeit und Verdruß zu machen,<lb/>
als nur immer moͤglich — dahin zielten zu-<lb/>
lezt ihre Entſchluͤſſe: denn ſie glaubten auf<lb/>
dieſe Weiſe ſie dennoch zulezt von dem, was<lb/>
der Hummel etwa ſagen moͤchte, abzulenken.</p><lb/><p>Und es traf juſt ein, daß ſchon ſeit dem<lb/>
lezten Sontag unter der Hand ein Geruͤcht<lb/>
gieng, es ſey an der lezten Gemeind nicht<lb/>
natuͤrlich zugegangen, und der Huͤnertraͤger<lb/>
habe die Leute mit Teufelskuͤnſten verblendt.</p><lb/><p>Bisher hatte zwar alles, was ein wenig<lb/>
Vernunft hatte, und beſonders die Vorgeſez-<lb/>
ten uͤber dieſen Narreneinfall gelacht; aber<lb/>
izt ſchien er ihnen in Kram zu dienen, und<lb/>ſie huben an, ganz ernſthaft daruͤber zu re-<lb/>
den, und machten durch hunderterley Fragen<lb/>
und Bemerkungen je dem Duͤm̃ſten, den ſie<lb/>
vor ſich hatten, den Kopf daruͤber groß; ſie<lb/>
lobten den Hartknopf uͤberlaut, daß er ſo<lb/>ſtandhaft ſey, und was wahr iſt, ſagen<lb/>
doͤrffe, wenn man ihn ſchon links und rechts,<lb/>
und ſogar auf der Kanzel drob auslache. —</p><lb/><p>Dieſer ſchmoͤllelete mit dem Maul, wenn<lb/>
er ſich ſo loben hoͤrte, wie wenn er Zuker<lb/>
darinn haͤtte, und war vom Morgen bis an<lb/>
den Abend ohn' Aufhoͤren im Eifer, ſeine<lb/>
Meynung wider den Huͤnertraͤger allenthal-<lb/>
ben auszubreiten: ſie fand auch unter dem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schuz,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[56/0074]
Aber ſie hinter einander zu richten, und
ihnen ſo viel Arbeit und Verdruß zu machen,
als nur immer moͤglich — dahin zielten zu-
lezt ihre Entſchluͤſſe: denn ſie glaubten auf
dieſe Weiſe ſie dennoch zulezt von dem, was
der Hummel etwa ſagen moͤchte, abzulenken.
Und es traf juſt ein, daß ſchon ſeit dem
lezten Sontag unter der Hand ein Geruͤcht
gieng, es ſey an der lezten Gemeind nicht
natuͤrlich zugegangen, und der Huͤnertraͤger
habe die Leute mit Teufelskuͤnſten verblendt.
Bisher hatte zwar alles, was ein wenig
Vernunft hatte, und beſonders die Vorgeſez-
ten uͤber dieſen Narreneinfall gelacht; aber
izt ſchien er ihnen in Kram zu dienen, und
ſie huben an, ganz ernſthaft daruͤber zu re-
den, und machten durch hunderterley Fragen
und Bemerkungen je dem Duͤm̃ſten, den ſie
vor ſich hatten, den Kopf daruͤber groß; ſie
lobten den Hartknopf uͤberlaut, daß er ſo
ſtandhaft ſey, und was wahr iſt, ſagen
doͤrffe, wenn man ihn ſchon links und rechts,
und ſogar auf der Kanzel drob auslache. —
Dieſer ſchmoͤllelete mit dem Maul, wenn
er ſich ſo loben hoͤrte, wie wenn er Zuker
darinn haͤtte, und war vom Morgen bis an
den Abend ohn' Aufhoͤren im Eifer, ſeine
Meynung wider den Huͤnertraͤger allenthal-
ben auszubreiten: ſie fand auch unter dem
Schuz,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/74>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.