Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Herz klopfet mir noch izt, und es ist mir,
wie wenn man mir Arm und Bein ab ein-
ander geschlagen hätte.

Gertrud. Ach, es ist mir angst! Geh
doch ins Bett, Lieber! und siehe, daß du
izt ein wenig schlaffen könnest.

Lienhard. Ja, ich will eine Weile aufs
Bett liegen.

Gertrud. Aber ein ander Mal besize dich
doch auch besser.

Lienhard. Ja, wenn ichs nur könnte. --

Gertrud. (Mit Thränen in Augen.)
Lieber -- denke doch in solchen Fällen an
mich und an deine Kinder -- und wenn du
doch auch kannst, so spar uns in Gottes
Namen auch einen alten Vater. --

Lienhard. (Sie bey den Händen fassend
und traurig.) O! du Liebe! .. Jch weiß
nicht, wie ich mich vergessen, und einen Au-
genblik nicht dran sinnen kann, was ich dir
und diesen Lieben schuldig -- wills Gott
will ich mich in Zukunft mehr besizen."

"Thu's doch, lieber Vater, sagte Ger-
trud.

Während diesem Gespräch kam Lienert
ins Bett, und Gertrud that die Fensterlä-
den gegen die Sonne zu, damit es dunkel
werde, und ihr Mann ruhiger schlaffen könne.

Nach

Herz klopfet mir noch izt, und es iſt mir,
wie wenn man mir Arm und Bein ab ein-
ander geſchlagen haͤtte.

Gertrud. Ach, es iſt mir angſt! Geh
doch ins Bett, Lieber! und ſiehe, daß du
izt ein wenig ſchlaffen koͤnneſt.

Lienhard. Ja, ich will eine Weile aufs
Bett liegen.

Gertrud. Aber ein ander Mal beſize dich
doch auch beſſer.

Lienhard. Ja, wenn ichs nur koͤnnte. —

Gertrud. (Mit Thraͤnen in Augen.)
Lieber — denke doch in ſolchen Faͤllen an
mich und an deine Kinder — und wenn du
doch auch kannſt, ſo ſpar uns in Gottes
Namen auch einen alten Vater. —

Lienhard. (Sie bey den Haͤnden faſſend
und traurig.) O! du Liebe! .. Jch weiß
nicht, wie ich mich vergeſſen, und einen Au-
genblik nicht dran ſinnen kann, was ich dir
und dieſen Lieben ſchuldig — wills Gott
will ich mich in Zukunft mehr beſizen.“

„Thu's doch, lieber Vater, ſagte Ger-
trud.

Waͤhrend dieſem Geſpraͤch kam Lienert
ins Bett, und Gertrud that die Fenſterlaͤ-
den gegen die Sonne zu, damit es dunkel
werde, und ihr Mann ruhiger ſchlaffen koͤñe.

Nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0088" n="70"/>
Herz klopfet mir noch izt, und es i&#x017F;t mir,<lb/>
wie wenn man mir Arm und Bein ab ein-<lb/>
ander ge&#x017F;chlagen ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gertrud.</hi> Ach, es i&#x017F;t mir ang&#x017F;t! Geh<lb/>
doch ins Bett, Lieber! und &#x017F;iehe, daß du<lb/>
izt ein wenig &#x017F;chlaffen ko&#x0364;nne&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lienhard.</hi> Ja, ich will eine Weile aufs<lb/>
Bett liegen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gertrud.</hi> Aber ein ander Mal be&#x017F;ize dich<lb/>
doch auch be&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lienhard.</hi> Ja, wenn ichs nur ko&#x0364;nnte. &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gertrud.</hi> (Mit Thra&#x0364;nen in Augen.)<lb/>
Lieber &#x2014; denke doch in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen an<lb/>
mich und an deine Kinder &#x2014; und wenn du<lb/>
doch auch kann&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;par uns in Gottes<lb/>
Namen auch einen alten Vater. &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lienhard.</hi> (Sie bey den Ha&#x0364;nden fa&#x017F;&#x017F;end<lb/>
und traurig.) O! du Liebe! .. Jch weiß<lb/>
nicht, wie ich mich verge&#x017F;&#x017F;en, und einen Au-<lb/>
genblik nicht dran &#x017F;innen kann, was ich dir<lb/>
und die&#x017F;en Lieben &#x017F;chuldig &#x2014; wills Gott<lb/>
will ich mich in Zukunft mehr be&#x017F;izen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Thu's doch, lieber Vater, &#x017F;agte Ger-<lb/>
trud.</p><lb/>
          <p>Wa&#x0364;hrend die&#x017F;em Ge&#x017F;pra&#x0364;ch kam Lienert<lb/>
ins Bett, und Gertrud that die Fen&#x017F;terla&#x0364;-<lb/>
den gegen die Sonne zu, damit es dunkel<lb/>
werde, und ihr Mann ruhiger &#x017F;chlaffen ko&#x0364;ñe.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0088] Herz klopfet mir noch izt, und es iſt mir, wie wenn man mir Arm und Bein ab ein- ander geſchlagen haͤtte. Gertrud. Ach, es iſt mir angſt! Geh doch ins Bett, Lieber! und ſiehe, daß du izt ein wenig ſchlaffen koͤnneſt. Lienhard. Ja, ich will eine Weile aufs Bett liegen. Gertrud. Aber ein ander Mal beſize dich doch auch beſſer. Lienhard. Ja, wenn ichs nur koͤnnte. — Gertrud. (Mit Thraͤnen in Augen.) Lieber — denke doch in ſolchen Faͤllen an mich und an deine Kinder — und wenn du doch auch kannſt, ſo ſpar uns in Gottes Namen auch einen alten Vater. — Lienhard. (Sie bey den Haͤnden faſſend und traurig.) O! du Liebe! .. Jch weiß nicht, wie ich mich vergeſſen, und einen Au- genblik nicht dran ſinnen kann, was ich dir und dieſen Lieben ſchuldig — wills Gott will ich mich in Zukunft mehr beſizen.“ „Thu's doch, lieber Vater, ſagte Ger- trud. Waͤhrend dieſem Geſpraͤch kam Lienert ins Bett, und Gertrud that die Fenſterlaͤ- den gegen die Sonne zu, damit es dunkel werde, und ihr Mann ruhiger ſchlaffen koͤñe. Nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/88
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/88>, abgerufen am 04.12.2024.