weil es gefehlt, so war jezt der Teufel allent- halben los.
Ihre Narren-Männer, sagten jezt alle, es sey ein dummer Streich gewesen, sie hätten wohl voraus sehen können, daß es so komme.
Etliche sagten gar, warum sie nicht zuerst mit ihnen Rath gehalten, und immer mey- nen, daß alles auf ihren Donners verdammten Weiberkopf heraus müsse?
Es war nicht Zorn, es war nur Angst, warum sie so redten; sie förchteten das Ma- reylj, und meynten denn gar, die bliz Reinol- din wigle ihns noch auf, und habe ihre Freude daran, wenn sie machen könne, daß der Jun- ker ihren Weibern etwann eine offentliche Schand anthue.
Die armen Schelmen! Der Hügin und der Aebin ihre Männer, stuhnden bey einer halben Stunde im Eck unten an der Gaß, zu sehen ob denn das Mareylj und die Reinoldin auch gar nicht wollen aufhören ihr Maul zu brauchen. Je mehr sie sahen, je mehr verspreiteten diese zwey die Hände, und schüttelten die Köpfe. Das machte den Herren so angst, daß es ih- nen gieng, wie einer armen Maus, wenn im heissen Land, das fern von uns ist, eine Klap- perschlange, gegen sie das Maul aufthut. Es wird der armen Maus angst, sie wehrt sich, und zwirbelt, und muß der Schlange denn
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weil es gefehlt, ſo war jezt der Teufel allent- halben los.
Ihre Narren-Maͤnner, ſagten jezt alle, es ſey ein dummer Streich geweſen, ſie haͤtten wohl voraus ſehen koͤnnen, daß es ſo komme.
Etliche ſagten gar, warum ſie nicht zuerſt mit ihnen Rath gehalten, und immer mey- nen, daß alles auf ihren Donners verdammten Weiberkopf heraus muͤſſe?
Es war nicht Zorn, es war nur Angſt, warum ſie ſo redten; ſie foͤrchteten das Ma- reylj, und meynten denn gar, die bliz Reinol- din wigle ihns noch auf, und habe ihre Freude daran, wenn ſie machen koͤnne, daß der Jun- ker ihren Weibern etwann eine offentliche Schand anthue.
Die armen Schelmen! Der Huͤgin und der Aebin ihre Maͤnner, ſtuhnden bey einer halben Stunde im Eck unten an der Gaß, zu ſehen ob denn das Mareylj und die Reinoldin auch gar nicht wollen aufhoͤren ihr Maul zu brauchen. Je mehr ſie ſahen, je mehr verſpreiteten dieſe zwey die Haͤnde, und ſchuͤttelten die Koͤpfe. Das machte den Herren ſo angſt, daß es ih- nen gieng, wie einer armen Maus, wenn im heiſſen Land, das fern von uns iſt, eine Klap- perſchlange, gegen ſie das Maul aufthut. Es wird der armen Maus angſt, ſie wehrt ſich, und zwirbelt, und muß der Schlange denn
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weil es gefehlt, ſo war jezt der Teufel allent-
halben los.
Ihre Narren-Maͤnner, ſagten jezt alle,
es ſey ein dummer Streich geweſen, ſie haͤtten
wohl voraus ſehen koͤnnen, daß es ſo komme.
Etliche ſagten gar, warum ſie nicht zuerſt
mit ihnen Rath gehalten, und immer mey-
nen, daß alles auf ihren Donners verdammten
Weiberkopf heraus muͤſſe?
Es war nicht Zorn, es war nur Angſt,
warum ſie ſo redten; ſie foͤrchteten das Ma-
reylj, und meynten denn gar, die bliz Reinol-
din wigle ihns noch auf, und habe ihre Freude
daran, wenn ſie machen koͤnne, daß der Jun-
ker ihren Weibern etwann eine offentliche
Schand anthue.
Die armen Schelmen! Der Huͤgin und der
Aebin ihre Maͤnner, ſtuhnden bey einer halben
Stunde im Eck unten an der Gaß, zu ſehen ob
denn das Mareylj und die Reinoldin auch gar
nicht wollen aufhoͤren ihr Maul zu brauchen.
Je mehr ſie ſahen, je mehr verſpreiteten dieſe
zwey die Haͤnde, und ſchuͤttelten die Koͤpfe.
Das machte den Herren ſo angſt, daß es ih-
nen gieng, wie einer armen Maus, wenn im
heiſſen Land, das fern von uns iſt, eine Klap-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/169>, abgerufen am 04.12.2024.
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