den, als Leuthe, die von niemand nichts ha- ben, und von niemand nichts wollen, ist ein böses Exempel, dem ich vorbiegen muß; und einen Augenblik darauf sagte er zu ihm, wie viel Geschwisterte hast du?
Es sagte, fünfe.
Und Er wieder: gehen sie auch so hoffärtig daher?
Es schwieg.
Er fragte zum andernmal: gehen sie auch so hoffartig daher?
Da sagte es nein.
Er fuhr fort: aber haben sie Strümpf und Schuh, und ganze Hemder?
Es zitterte und schwieg wieder. --
Und Er sagte wieder: haben sie Schuh, Strümpf und ganze Hemder, deine fünf Ge- schwisterte?
Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein sagen.
Und der Junker fuhr fort, -- aber dein Vater, und deine Mutter, können sich die vor Kälte und Wärme schüzen, Kleidern hal- ber?
Es schwieg wieder.
Ich sehe wohl, auch das ist nein, -- sagte der Junker, und du schämst dich nicht, und förchtest dich nicht der Sünde halber so daher zu kommen. --
den, als Leuthe, die von niemand nichts ha- ben, und von niemand nichts wollen, iſt ein boͤſes Exempel, dem ich vorbiegen muß; und einen Augenblik darauf ſagte er zu ihm, wie viel Geſchwiſterte haſt du?
Es ſagte, fuͤnfe.
Und Er wieder: gehen ſie auch ſo hoffaͤrtig daher?
Es ſchwieg.
Er fragte zum andernmal: gehen ſie auch ſo hoffartig daher?
Da ſagte es nein.
Er fuhr fort: aber haben ſie Struͤmpf und Schuh, und ganze Hemder?
Es zitterte und ſchwieg wieder. —
Und Er ſagte wieder: haben ſie Schuh, Struͤmpf und ganze Hemder, deine fuͤnf Ge- ſchwiſterte?
Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein ſagen.
Und der Junker fuhr fort, — aber dein Vater, und deine Mutter, koͤnnen ſich die vor Kaͤlte und Waͤrme ſchuͤzen, Kleidern hal- ber?
Es ſchwieg wieder.
Ich ſehe wohl, auch das iſt nein, — ſagte der Junker, und du ſchaͤmſt dich nicht, und foͤrchteſt dich nicht der Suͤnde halber ſo daher zu kommen. —
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0204"n="182"/>
den, als Leuthe, die von niemand nichts ha-<lb/>
ben, und von niemand nichts wollen, iſt ein<lb/>
boͤſes Exempel, dem ich vorbiegen muß; und<lb/>
einen Augenblik darauf ſagte er zu ihm, wie<lb/>
viel Geſchwiſterte haſt du?</p><lb/><p>Es ſagte, fuͤnfe.</p><lb/><p>Und Er wieder: gehen ſie auch ſo hoffaͤrtig<lb/>
daher?</p><lb/><p>Es ſchwieg.</p><lb/><p>Er fragte zum andernmal: gehen ſie auch<lb/>ſo hoffartig daher?</p><lb/><p>Da ſagte es nein.</p><lb/><p>Er fuhr fort: aber haben ſie Struͤmpf und<lb/>
Schuh, und ganze Hemder?</p><lb/><p>Es zitterte und ſchwieg wieder. —</p><lb/><p>Und Er ſagte wieder: haben ſie Schuh,<lb/>
Struͤmpf und ganze Hemder, deine fuͤnf Ge-<lb/>ſchwiſterte?</p><lb/><p>Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein<lb/>ſagen.</p><lb/><p>Und der Junker fuhr fort, — aber dein<lb/>
Vater, und deine Mutter, koͤnnen ſich die<lb/>
vor Kaͤlte und Waͤrme ſchuͤzen, Kleidern hal-<lb/>
ber?</p><lb/><p>Es ſchwieg wieder.</p><lb/><p>Ich ſehe wohl, auch das iſt nein, —ſagte<lb/>
der Junker, und du ſchaͤmſt dich nicht, und<lb/>
foͤrchteſt dich nicht der Suͤnde halber ſo daher<lb/>
zu kommen. —</p><lb/></div></body></text></TEI>
[182/0204]
den, als Leuthe, die von niemand nichts ha-
ben, und von niemand nichts wollen, iſt ein
boͤſes Exempel, dem ich vorbiegen muß; und
einen Augenblik darauf ſagte er zu ihm, wie
viel Geſchwiſterte haſt du?
Es ſagte, fuͤnfe.
Und Er wieder: gehen ſie auch ſo hoffaͤrtig
daher?
Es ſchwieg.
Er fragte zum andernmal: gehen ſie auch
ſo hoffartig daher?
Da ſagte es nein.
Er fuhr fort: aber haben ſie Struͤmpf und
Schuh, und ganze Hemder?
Es zitterte und ſchwieg wieder. —
Und Er ſagte wieder: haben ſie Schuh,
Struͤmpf und ganze Hemder, deine fuͤnf Ge-
ſchwiſterte?
Es mochte wollen oder nicht, es mußte nein
ſagen.
Und der Junker fuhr fort, — aber dein
Vater, und deine Mutter, koͤnnen ſich die
vor Kaͤlte und Waͤrme ſchuͤzen, Kleidern hal-
ber?
Es ſchwieg wieder.
Ich ſehe wohl, auch das iſt nein, — ſagte
der Junker, und du ſchaͤmſt dich nicht, und
foͤrchteſt dich nicht der Suͤnde halber ſo daher
zu kommen. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/204>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.